Der 21. August 2012 ist Luigi Datomes großer Tag. In der EuroBasket-Qualifikation trifft Italien auf die Türkei. Die beiden großen Favoriten der Gruppe F im direkten Duell, beide Nationen sind noch ungeschlagen. Die Italiener finden allerdings nicht richtig ins Spiel, im zweiten Viertel droht die Mannschaft um Danilo Gallinari den Anschluss an die Türkei zu verlieren und liegt eine Minute vor der Pause bereits mit elf Zählern im Rückstand.
Als Team läuft gegen die stark verteidigenden Türken nicht viel zusammen, die meisten Zuschauer erkennen: Einer der Leistungsträger Italiens muss es heute wohl richten. Doch nicht NBA-Star Danilo Gallinari oder Pietro Aradori, der Portugal zwei Spiele zuvor noch im Alleingang abschoss, reißen das Zepter an sich.
Matchwinner gegen die Türkei
Mit acht verbleibenden Sekunden auf der Shotclock ist es Luigi Datome, der in die Zone der Türkei zieht, beidbeinig abspringt und mit einem krachenden Dunk über den türkischen Center Semih Erden hinweg abschließt. Plötzlich tobt die Halle, das Selbstvertrauen der Italiener ist zurück.
Es ist der Anfang eines 7:0-Laufs Italiens vor der Pause, am Ende gewinnt das Team von Simone Pianigiani deutlich mit 78:69. Datome ist Topscorer der Partie, erzielt 23 Punkte, mehr als doppelt so viele wie in den beiden Länderspielen zuvor zusammen.
Sprung auf die nächste Stufe
Emiliano Carchia von "sportando" ist sich sicher: "Dieses Spiel war der Turning Point seiner Karriere. Seitdem weiß jeder, dass Datome ein Leader sein kann." Direkt im nächsten Spiel gegen Weißrussland trifft der heute 25-Jährige sechs seiner sieben Dreier, ist erneut bester Punktesammler der Italiener und unterstreicht, dass er endlich das ist, was er bereits vor Jahren sein sollte: Ein Führungsspieler.
"In den letzten 12 Monaten hat sich seine Karriere komplett verändert. Er war immer das ewige Versprechen des italienischen Basketballs. Man hatte erwartet, dass er schon längst da ist, wo er jetzt angekommen ist" sagt Carchia. In der Saison 2012/2013, neun Jahre nach Datomes Debüt als Profi, führt er Virtus Roma, eines der finanzschwächsten Teams Italiens, als Kapitän ins Finale der Serie A.
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Publikumsliebling in der Heimat
Datome kommt auf 16,4 Punkte und 5,6 Rebounds im Schnitt. Im Besonderen überzeugt er durch seine Effektivität: Der Small Forward trifft 52% seiner Zweier, 39% seiner Dreier und 93% von der Freiwurflinie. Dass Datome in der Saison den MVP-Titel einstreicht, ist fast selbstverständlich.
"Jeder Italiener liebt ihn. Seine Mentalität ist großartig, er ist immer freundlich und nett, der mit Abstand beliebteste Spieler in der Mannschaft." Emiliano Carchia ist sich sicher, dass Datomes relativ späte Leistungsexplosion, vier Jahre nachdem er zum besten U-22-Spieler der Serie A gewählt wurde, keine Frage der Einstellung ist. "Er hatte zwar keine wirklich schweren Verletzungen, aber immer wieder leichtere und mittelschwere, die ihn einfach aus dem Rhythmus brachten."
Die NBA als neue Herausforderung
Dass ein fitter Datome auch auf dem NBA-Level eine Verstärkung ist, hofft man jetzt auch in Detroit. Der Italiener unterschrieb bei den Pistons einen Zweijahresvertrag über gerade mal 3,5 Millionen Dollar und soll in der NBA vor allem eines sein: ein Scharfschütze.
Datomes Traumquoten in Italien blieben auch in den USA nicht unbemerkt, er soll sich (trotz der weiter entfernten Dreierlinie) am besten gleich in die Riege seiner Landsleute Marco Belinelli, Danilo Gallinari und Andrea Bargnani einreihen können.
Glücksgriff für die Detroit Pistons?
Emiliano Carchia traut Luigi Datome den Sprung nach Amerika durchaus zu: "Er ist mental bereit für die NBA. Und es kann sogar sein, dass er im Laufe der Saison zum Starter wird. Wenn Josh Smith als Power Forward aufläuft, könnte Datome in der Starting Five stehen. Das größte Problem in der NBA könnte die Defense sein. Er ist nicht breit genug und seine Schnelligkeit ist für NBA-Verhältnisse nur mittelmäßig."
Inwieweit Defensivexperte Maurice Cheeks im nächsten Jahr neben den wurfwütigen Brandon Jennings, Chauncey Billups und Josh Smith wirklich auf Luigi Datome in der Starting Five setzen will, ist sicherlich fraglich, trotzdem kann sich General Manager Joe Dumars zu einem Schnäppchen beglückwünschen lassen.
In einer Zeit, in der Spot-Up-Shooter in der NBA sehr gefragt sind, kommt Datome mit einem Jahressalär von 1,75 Millionen Dollar ausgesprochen günstig daher. Spieler wie Mike Dunleavy Jr. oder Dorell Wright verdienen in den nächsten Jahren etwa das Doppelte. Martell Webster und Kyle Korver sogar fast das Vierfache.
Der Spielplan der EuroBasket 2013