DBB - Erkenntnisse nach dem Slowenien-Coup: Der beste Dennis Schröder im Nationaltrikot

Von Robert Arndt
Dennis Schröder erzielte gegen Slowenien alle 17 Punkte nach der Pause.
© getty

Die Generalprobe für die Heim-EM ist geglückt - und das eindrucksvoll. Gegen Titelverteidiger und Mitfavorit Slowenien setzten Dennis Schröder und Co. ein Ausrufezeichen (90:71). Die Erkenntnisse zum Spiel.

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Der Bundestrainer bleibt seiner Linie treu

Es gibt nicht wenige Stimmen, die den Formationen mit echten Bigs skeptisch gegenüber stehen. Bundestrainer Gordon Herbert predigt bei jeder Gelegenheit Toughness und Rebounding als Schlüssel und genau das zeigte das DBB-Team gegen eine überraschend lethargische slowenische Mannschaft, die sich eher mit den Referees als mit dem Spielstand auseinandersetzten.

Deutschland gewann das Duell an den Brettern mit 56:27, holte sich 20 Offensiv-Rebounds und kaufte den Slowenen so den Schneid ab. "Hier haben wir das Spiel verloren, das ist so nicht zu akzeptieren", resümierte der schwache Goran Dragic (9, 4/12 FG), der sich auch noch ein technisches Foul abholte und im Anschluss darüber klagte, dass die Deutschen meist am Rande der Legalität gespielt hätten.

Deutschland schickte konstant gleich zwei Spieler ans offensive Brett, gleich sieben Spieler holten zumindest einen Offensiv-Rebound. Es dürfte Herbert bekräftigen, dass die großen Lineups funktionieren. Nur wenige Minuten standen nicht zwei Bigs auf dem Feld, was womöglich auch mit der Verletzung von Gavin Schilling zusammenhing, der nach der Pause nicht mehr zu sehen war.

Gegen Slowenien funktionierte es. Der Europameister hat zwar viel Länge, Rebounding ist aber keine Stärke, solange Luka Doncic nicht fleißig selbst mit anpackt. In München war das selten der Fall. Es bleibt fraglich, ob der DBB solche Zahlen gegen größere, athletischere Teams wie die Gruppengegner Frankreich, Litauen und mit Abstrichen Bosnien replizieren kann.

Sie bleiben trotz allem weiter Fragezeichen. Daniel Theis absolvierte vor der Partie im Audi Dome ein Workout, es herrscht leichter Optimismus, dass der Pacers-Center zur Verfügung stehen kann. Dies wäre enorm wichtig, da Herbert dann mit eben Theis, Johannes Voigtmann sowie Johannes Thiemann auf zumindest drei Bigs zurückgreifen kann, die internationale Klasse besitzen.

Johannes Voigtmann überzeugte gegen Slowenien mit einem Double-Double.
© getty
Johannes Voigtmann überzeugte gegen Slowenien mit einem Double-Double.

Voigtmann überzeugte als Ringbeschützer und fand in Halbzeit zwei auch seinen Wurf. Es wäre nur wünschenswert, wenn der ehemalige Frankfurter am Korb häufiger entschlossen hochsteigt und nicht noch einmal den Extrapass nach draußen sucht. Thiemann wirkte da zielstrebiger und dazu gelang es ihm einige Male, Doncic nach Switches vor sich zu halten.

Von Jonas Wohlfarth-Bottermann konnte man dies nicht behaupten. Der 32-Jährige war zwar bemüht und rieb sich auf, auf dem höchsten Niveau stößt er jedoch an seine Grenzen. Dennoch startete WoBo erneut gegen Slowenien, das ist alles andere als ideal. Sollte Theis spielen können, sollte WoBo nur im Notfall Minuten sehen.

Und trotzdem wird man das Gefühl nicht los, dass der DBB es in der Vorbereitung verpasst, auch mal kleinere Formationen auszuprobieren. Mit Franz Wagner und Niels Giffey hat man Small-Ball-Optionen, gesehen hat man diese selten. Dabei könnten dies offensiv sehr potente Lineups sein, die von Voigtmann, Theis oder Thiemann zumindest ordentlich gesichert werden könnten. Schröder bleibt einer der schnellsten Guards auf dem Kontinent und kann jederzeit zum Korb ziehen oder Dreier generieren, wenn er denn genug Platz bekommt. Mit den zwei Bigs ist das Ganze deutlich schwieriger.

Dennis Schröder findet die Balance

Apropos Schröder. Der Braunschweiger machte im Audi Dome eines seiner besten Länderspiele, nicht nur weil er mit 17 Punkten (6/15 FG) und 10 Assists am Ende ein Double-Doube im Boxscore stand. Dabei erzielte der Spielmacher erst in der zweiten Halbzeit überhaupt seine ersten Punkte, um dann im vierten Viertel komplett zu übernehmen und den Sieg einzutüten.

In dieser Phase fühlte er es. Es gab Trash Talk mit seinem Gegenspieler, er netzte zwei Dreier am Stück und lief lachend über das Feld. Es war die Schröder-Show und der Funke zum Publikum sprang tatsächlich über. Die 6.000 Zuschauer hatten auch nicht vergessen, dass Schröder trotz einiger Backsteine vor allem defensiv ackerte und so engagiert wie lange nicht mehr wirkte.

Schröder hechtete nach Loose Balls über das Feld, navigierte Screens besser und ruhte sich nicht nur, wie häufiger in der Vergangenheit gesehen, am hinteren Ende des Feldes aus.

Dazu stimmte im Angriff die Balance. Schröder fand einen guten Mix aus eigenem Abschluss und Pässen im richtigen Moment, nur gegen Ende hatte er kleinere Schwierigkeiten, als die Slowenen den Point Guard einige Male blitzten. Es war nur ein kleiner Makel eines starken Viertels, in welchem der Braunschweiger den letzten slowenischen Comeback-Versuch erstickte.

Auffällig war dabei auch, dass Schröder das Spiel nicht verlangsamte, sondern bei jeder Gelegenheit versuchte, die Slowenen auf dem falschen Fuß zu erwischen. So gab es einige leichte Punkte in Transition und das entnervte die Slowenen.

DBB: Alle Spiele in der Vorbereitung im Überblick

WettbewerbGegnerOrtErgebnisTopscorer
FreundschaftsspielBelgienHasselt87:83Franz Wagner (23)
FreundschaftsspielNiederlandeAlmere68:66Maodo Lo (16)
DBB SupercupTschechienHamburg101:90Franz Wagner (26)
DBB SupercupSerbienHamburg56:83Andreas Obst (12)
WM-QualifikationSchwedenStockholm67:50Franz Wagner (16)
WM-QualifikationSlowenienMünchen90:71Dennis Schröder (17)
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