Die Trilogie ist nur ein Vorspiel

Von Eugen Epp
Alte Bekannte: Manny Pacquiao (l.) und Juan Manuel Marquez treffen sich in Las Vegas wieder
© Getty

Am Samstag treffen Manny Pacquiao und Juan Manuel Marquez zum mittlerweile dritten Mal aufeinander. Ein Kampf, der Spannung verspricht und jede Menge Brisanz birgt - und doch nur ein Vorgeplänkel. Denn in Wirklichkeit warten alle auf den größtmöglichen Fight der derzeitigen Boxwelt.

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Es ist ein Festtag für Boxfans, wenn Manny Pacquiao in den Ring steigt. Der Pac-Man, wie er sich gern nennen lässt, gilt nahezu unumstritten als bester und spektakulärster Boxer der Welt. Von daher dürfte sich jeder Interessierte den bevorstehenden Samstag rot im Kalender markiert haben. Die schlechte Nachricht: Pacquiaos Gegner heißt wieder einmal nicht Floyd Mayweather junior.

Seit Jahren hängt der Mega-Fight zwischen Pacquiao und Mayweather in der Luft, zustande gekommen ist er bisher noch nicht. Mayweather ist die letzte große Herausforderung für den 32-jährigen Filipino, der in seiner Karriere eigentlich alles erreicht hat: In sechs Gewichtsklassen vom Fliegen- bis Halbmittelgewicht hat er den Weltmeistertitel geholt, die Computerranglisten führen ihn als besten Boxer der Gegenwart, darüber hinaus ist er der bestbezahlte Sportler der Welt (ohne Sponsoreneinnahmen).

Zwei alte Bekannte treffen aufeinander

So trifft Pacquiao nun zunächst auf Juan Manuel Marquez. Und auch wenn es nicht der erhoffte Jahrhundertkampf ist: dieser Fight bietet auch ein respektables Maß an Spannung. Beide hielten sich zuletzt mit schlagbaren Gegnern auf Trab.

Pacquiao verteidigte seinen WBO-Titel deutlich nach Punkten gegen Shane Mosley, der hinterher bekannte: "So bin ich in meinem ganzen Leben noch nicht getroffen worden." Der 38 Jahre alte Marquez schlug in seinem letzten Kampf Gegner Likar Ramos schon in der ersten Runde K.o.

Pacquiao und Marquez sind alte Bekannte. Bereits zweimal trafen sie aufeinander, der dritte Kampf in Las Vegas soll gleichzeitig Höhepunkt und Ende der Trilogie sein. Zum ersten Mal standen sie sich 2004 im Federgewicht gegenüber. Dreimal lag Marquez am Boden, doch am Ende stand ein umstrittenes Unentschieden. Viele Beobachter meinen, dass Pacquiao in diesem Kampf um den Sieg betrogen wurde.

Auch 2008 ging der Kampf über die gesamte Distanz, diesmal im Superfedergewicht. Pacquiao siegte letzlich durch Split Decision. Auch diese Vorgeschichte macht den Fight so interessant.

Marquez ein ernstzunehmender Gegner

Nun treffen sich die beiden Weltklasse-Boxer bei 144 Pfund, drei Pfund unter der Weltergewichtsgrenze. Wieder gilt Pacquiao als klarer Favorit, ist er doch seit mittlerweile sechs Jahren ungeschlagen. Unterschätzen will er seinen Gegner aber nicht: "Ich trainiere immer so, als wäre es mein erster Kampf." Denn klar ist auch: Marquez, aktueller WBA- und WBO-Champion im Leichtgewicht, ist kein Fallobst, auch nicht für einen scheinbar übermächtigen Kämpfer wie Pacquiao.

Von seinen 59 Profikämpfen gewann Marquez 53, die Pound-for-Pound-Liste von "BoxRec" führt ihn auf Platz sieben, hinter den Klitschko-Brüdern und den Weltmeistern Chad Dawson und Sergio Gabriel Martinez, aber auch vor Klassekämpfern wie Lucian Bute und Timothy Bradley. Bis auf Mayweather scheint er der einzige zu sein, der Pacquiao derzeit in Verlegenheit bringen kann.

"Ich habe keine Angst"

"Ich habe keine Angst vor Pacquiao. Ich werde im Ring mein Bestes geben und bin vollkommen entspannt", gibt sich Dinamita mutig. So ist es gut möglich, dass auch in diesem Kampf erst nach zwölf engen Runden ein Sieger feststeht. Allerdings könnte das zusätzliche Gewicht zum Problem für Marquez werden, glaubt zumindest Pacquiaos Coach Freddie Roach: "Es gibt nur einen Grund, warum er in so kurzer Zeit so viel Muskelmasse zugelegt hat. Ich denke, das ist ein Fehler und erhöht die Chancen für meinen Kämpfer."

Sein Schützling hat bereits sechsmal im Weltergewicht gekämpft und will eine schnelle Entscheidung suchen, während es für Marquez erst der zweite Kampf in dieser Gewichtsklasse ist.

Pacquiao fehlt nur noch ein Kampf

Mit seinem spektakulären Kampfstil und charismatischen Auftreten hat sich Pacquiao aus ärmlichen Verhältnissen zum absoluten Superstar hochgekämpft. Bei seinen Fights sitzen hochkarätige Prominente aus Hollywood am Ring, in seiner philippinischen Heimat ist er ein Volksheld.

Über ihn wird mit einer Mischung aus Ehrfurcht und Bewunderung gesprochen. Sein Promoter Bob Arum sagt: "Er ist der größte Boxer, den ich jemals mit eigenen Augen kämpfen sah." Dazu muss man wissen: der Mann hat bereits für Muhammad Ali die Strippen gezogen.

Der letzte Beweis, den Pac-Man noch erbringen müsste, um diesen Status zu zementieren, wäre ein Sieg über die Nummer zwei der Pound-for-Pound-Boxer. Der Kampf gegen den als Profiboxer noch ungeschlagenen Floyd Mayweather wäre der Höhepunkt seiner außergewöhnlichen Karriere. Einmal wäre es bereits fast soweit gewesen: ein für Mai 2010 geplanter Fight platzte, weil sich beide Kontrahenten nicht über die Bestimmungen zur Dopingkontrolle einigen konnten.

Showdown am 5. Mai?

Kurz vor dem aktuellen Kampf Pacquiaos meldete sich nun das Management des WBC-Weltmeisters wieder zu Wort und stellte den ersehnten Kampf für den 5. Mai 2012 in Aussicht. "Wir werden alles tun, um diesen Fight möglich zu machen", sagte Mayweathers Manager Ellerbe dem US-Sportsender ESPN. Zumindest am Geld sollte der Kampf nicht scheitern: jeder der Boxer bekäme eine Börse von mindestens 40 Millionen Dollar.

Pacquiaos Manager ist davon wenig beeindruckt: "Das ist einfach nur ein plumper Versuch von Floyd, sich ein bisschen in Mannys Scheinwerfer-Licht zu sonnen. Wenn sie ernsthaftes Interesse an dem Kampf haben, sollten sie sich nach dem Marquez-Kampf mit uns treffen und verhandeln, aber nicht einfach an die Öffentlichkeit gehen und sagen: 'Übrigens, der Kampf steigt am 5. Mai.' Was ist das denn für eine Art von Verhandlung?" Es ist also weiterhin fraglich, ob und wann es zum Mega-Fight um den Pound-for-Pound-Thron kommt.

Ein großes Pokerspiel

Ohnehin ist es ein großes Pokerspiel, das sich Boxer und Promoter liefern. Beide Seiten geben sich gegenseitig die Schuld daran, dass der Jahrhundertkampf partout nicht realisiert wird. Pacquiao gibt sich derweil gelassen: "Zu meiner Befriedigung brauche ich den Kampf nicht. Ich finde es nur traurig für den Boxsport und die Fans, die die Leidtragenden sind, wenn wir nicht kämpfen."

Er will seine Boxkarriere in zwei Jahren beenden oder zumindest zurückzustellen, um sich nach 18 Jahren als Profi auf den Philippinen, wo er bereits Regierungschef einer Provinz ist, stärker politisch zu engagieren. Sogar eine Kandidatur für das Amt des Staatspräsidenten schließt er nicht aus. Bis dahin bleibt den beiden Ausnahmeboxern noch Zeit, endlich die Fäuste zu kreuzen.

Zunächst aber gilt seine Konzentration dem Kampf gegen Marquez. Der Gegner vom Samstag hat ihm immerhin eines voraus: In seinem ersten und bisher einzigen Kampf im Weltergewicht verlor Marquez 2009 deutlich nach Punkten - gegen einen gewissen Floyd Mayweather.

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