Maximale Eigenwerbung ohne Nachhall

Floyd Mayweather Jr. bezwang Conor McGregor im Kampf der Welten
© getty

Box-Legende Floyd Mayweather Jr. hat in Las Vegas MMA-Fighter Conor McGregor durch einen technischen Knockout in der zehnten Runde in die Schranken verwiesen (RE-LIVE auf DAZN). Überraschend war der Ausgang des Kampfes keinesfalls. Das Gebotene erfüllte die Erwartungen, mehr aber auch nicht. Nach dem Event ist es deshalb an der Zeit, den Fokus wieder auf das Sportliche zu richten. Ein Kommentar von SPOX-Redakteur Jan Höfling.

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Conor McGregor hat ein großes Kämpferherz bewiesen. Er war engagiert, unorthodox und zumindest in den ersten Runden ein unangenehmer Gegner. Wenngleich Mayweather dies auch ohne Sorgenfalten auf der Stirn zuließ. Dass der Kampf zwischen einem der besten Faustkämpfer aller Zeiten und einem MMA-Fighter ohne Erfahrung als Profi-Boxer die Erwartungen zumindest erfüllen konnte, lag folglich zu großen Teilen am Mann aus Dublin.

Dies ist ihm hoch anzurechnen, es verdient Respekt und Anerkennung gleichermaßen. Im Gegenzug zeigte es allerdings auch, in welchem Rahmen sich die Ansprüche im Vorfeld überhaupt bewegten. Boxerisch war McGregor seinem Gegenüber komplett unterlegen, wirklich überrascht dürfte dies jedoch niemand haben. Die Tatsache, dass Mayweather in seinem gewohnten Stil trotz seines Alters auch im 50. Auftritt erneut abliefern würde, war im Vorfeld klar. Die Frage war eigentlich nur, wann er die Kontrolle an sich reißen würde.

Spätestens ab der fünften Runde zeigte sich der extreme Klassenunterschied dann aber selbst dem ungeschulten Auge, nachdem der Ire zunächst mit seinem energischen Beginn gegen einen gewohnt passiv agierenden Mayweather dies noch kaschieren konnte.

Es war ein Mismatch, das verdeutliche, dass McGregor mit dem Boxer Mayweather nicht in einen Ring gehört, mit dem US-Amerikaner aber in puncto Geschäftssinn auf Augenhöhe ist. Denn genau darum ging es. Einen Verlierer kennt der Abend in Las Vegas deshalb nicht.

Eine einmalige Sache

Letztlich war es ein Event. Eine einzigartige Sache, geboren aus einem gigantischen Hype rund um McGregor und angeheizt durch irrwitzige Gagen für beide Kämpfer, die sogar Mayweather dazu bewogen, die Handschuhe noch ein weiteres Mal zu schnüren. Fans mit einer realistischen Erwartungshaltung dürften mit dem Gesehenen mehr als zufrieden sein. Zuschauer, die nur aufgrund des Eventcharakters einen Blick riskiert haben, um die größte Überraschung in der Geschichte erleben zu können, werden den Fight schnell vergessen.

Als Werbung für das Boxen sollte er sowieso nicht herangezogen werden. Denn eines hat das Duell in Nevada mehr als eindeutig gezeigt: Eine solche Veranstaltung muss vorerst nicht erneut stattfinden. McGregor kann sich nach seinem Ausflug auf fremdes Terrain trotz seiner praktisch nie vorhandenen Chance auf einen Sieg erhobenen Hauptes in Richtung Octagon verabschieden, Floyd endgültig in die wohlverdiente Box-Rente gehen.

Beide haben durch ihr Aufeinandertreffen Werbung in eigener Sache betrieben, die Sensationsgier der Fans genutzt und sämtliche Rekorde gebrochen. Der Erfolg gibt ihnen recht, das Ergebnis war aus der Sicht beider Protagonisten das Maximum des Möglichen.

Etwas hängenbleiben wird vom vermeintlichen Kampf des Jahres aber nicht, ein Nachhall für den Boxsport bleibt aus. Das war auch nicht anders zu erwarten und ist kein Problem.

Der sportliche Wettstreit als Mittelpunkt

Statt das Rampenlicht auf Showkämpfe mit absehbarem Ausgang zu richten, kann von nun an wieder vermehrt der sportliche Wettstreit im Vordergrund stehen. Geeignete Paarungen, das Boxen der breiten Masse zu präsentieren, gibt es genug. Vor allem dann, wenn man den Blick über das Schwergewicht hinaus schweifen lässt und offen ist für technische Qualität.

Ein wahrer Kracher, auf den sich alle Fans ohne Einschränkungen freuen dürfen, wird beispielsweise der Schlagabtausch im Mittelgewicht zwischen Canelo Alvarez und Gennady Golovkin (alle Infos zum Fight auf DAZN) in knapp drei Wochen werden. Die vier Titel der WBA, WBC, IBF und IBO, die auf dem Spiel stehen, sind dabei ein nettes Beiwerk.

Die Legitimation zum potentiell besten Kampf des Jahres erhält das Duell aber nicht durch selbige und auch nicht durch verrückte Summen, Trash-Talk auf einer Promotion-Tour oder die Chance auf eine große Sensation, sondern primär durch die von beiden Boxern in den letzten Jahren erbrachten Leistungen im Ring, die über jeden Zweifel erhaben sind.

Dass der Fight aufgrund des Duells zwischen Mayweather und McGregor bislang kaum die nötige Aufmerksamkeit erhalten hat, ist nicht nur schade, sondern beinahe eine Schande. Wer sich den Kampf in der Nacht auf den 17. September anschauen wird, weiß warum.

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