"McGregor hat Eier so groß wie Hüpfbälle"

Floyd Mayweather Jr. und Conor McGregor kommen aus zwei verschiedenen Welten
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Floyd Mayweather Jr. trifft in der Nacht zum 27. August (ab 3 Uhr live auf DAZN) auf Conor McGregor. Beim Event des Jahres kann eigentlich einzig und allein der US-Amerikaner als Sieger aus dem Ring steigen. Gelingt Floyd der Knockout? Ist McGregor größenwahnsinnig? Und was passiert, wenn das Unmögliche doch Realität wird? SPOX-Redakteur Jan Höfling diskutiert mit Serafim Todorov, der Mayweather vor 21 Jahren bei den Olympischen Spielen 1996 als letzter Boxer schlagen konnte, dem bekanntesten deutschen MMA-Kämpfer, Nick Hein, und DAZN-Kommentator Jan Platte fünf entscheidende Thesen rund um den Fight.

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Das Duell ist ein Zirkus-Akt und kein Sport

Serafim Todorov: Der ganze Boxsport ist inzwischen doch nahezu ausschließlich ein einziger großer Zirkus. Es gibt gerade in den anerkanntesten Gewichtsklassen nur wenige Ausnahmen. Das, was das Boxen früher ausgemacht hat, existiert schon lange nicht mehr. Aus einem tollen Sport, einem Gentleman-Sport, ist über all die Jahre praktisch ein reines Business geworden, bei dem die Leistungen im Ring nicht mehr das Wichtigste sind. Nein, das Geld steht im Vordergrund. Die Sportart an sich ist ein Schatten. Ein MMA-Kämpfer gegen einen Boxer? Im angeblich "größten Kampf des Jahres"? Das sagt doch alles aus.

Jan Platte (DAZN): Ich verstehe die Argumentation, aber ganz so hart würde ich es dann doch nicht formulieren. Es ist für mich eine Mischform. Es stehen zwei Artisten im Ring, die auch in ihrer Selbstdarstellung besonders sind. Natürlich ist es ein extremer Showevent, aber beide sind herausragende Fighter. Einer davon kommt allerdings aus dem Mixed-Martial-Arts-Bereich, wenngleich er laut eigener Aussage extrem viel boxerisch drauf hat, und der andere ist nun mal einer des besten Boxer aller Zeiten. Es ist ein Wettkampf für mich, einer, der so noch nie da war. Das fasziniert viele Fans und das gilt auch für mich.

Nick Hein: Das Duell ist der größte Fight in der Geschichte des Kampfsports, wenn man sich alleine die Zahlen anschaut. Es werden alle Pay-per-View-Rekorde gebrochen. Der Kampf wird mehr Geld generieren als der zwischen Mayweather und Pacquiao - und das hat auch einen Grund. Es stehen sich zwei Kämpfer gegenüber, die aus unterschiedlichen Disziplinen kommen. Einmal aus dem Boxsport, einmal aus den MMA. Die Mixed-Martial-Arts haben in den letzten Jahren weltweit um Anerkennung und Respekt gekämpft, wurden aber gerade aus dem Bereich des Boxens von Kämpfern sowie Promotern nur belächelt. Es haben sich sogar einige Boxer in das Octagon gewagt - und sind allesamt kläglich gescheitert. Jetzt ist es andersherum. Der größte Star des Boxens tritt gegen den der UFC an. Deswegen ist es sicherlich teilweise schon ein Zirkus, denn es ist eine große Portion Show, um die Zuschauer zu begeistern. Jeder, der einen Bezug zu Kampfsport hat, wird sich den Kampf anschauen. Sollte man dem Fight im Vorfeld den sportlichen Wert absprechen, ist das Quatsch. McGregor kann gewinnen, deshalb ist es überhaupt so spannend.

Jan Höfling (SPOX): Jeder hat seine eigene Meinung zum "Kampf der Welten". Für mich ist er aus sportlicher Sicht definitiv nicht der größte Fight des Jahres, dafür gab es zu viele hochklassige Kämpfe im Boxring. Wie soll das Duell etwa mit der überragenden Schlacht zwischen Wladimir Klitschko und Anthony Joshua mithalten? Um, bedingt durch die Gewichtsklasse, das wohl populärste Beispiel zu nennen. Auch freue ich mich persönlich mehr auf den Showdown zwischen Canelo Alvarez und Gennady Golovkin, der in wenigen Wochen auf dem Programm steht. Über die gesamten Gewichtsklassen verteilt, gibt es Jahr für Jahr wirklich tolle Duelle. Ist das ein Problem? Nein. Denn was man im Gegenzug auf keinen Fall vergessen werden darf, ist die Tatsache, dass niemand so genau weiß, wie der Kampfverlauf sich im Endeffekt entwickeln wird. Eigentlich müsste McGregor komplett chancenlos sein, keine Frage. Eigentlich. Allein dieser kleine Zweifel und die Frage, was kann der Ire wirklich leisten, reichen bei mir schon aus, um mich auf den Fight zu freuen. Ein solches Duell gab es noch nie und wird es vielleicht auch so schnell nicht wieder geben. Wer technisches starkes Boxen sehen will, kommt anderweitig auf seine Kosten. Manchmal kann aber auch gutes Popcorn-Kino oder ein Besuch im Zirkus für Unterhaltung sorgen.