SPOX: Das Zuschauerinteresse und die Preisgelder steigen stetig. Sehen Sie sich in der Pflicht, die Entwicklung in Deutschland mit zu prägen?
Hopp: Ich möchte Darts vorantreiben, aber das geht nicht alleine. Rene Eidams hatte letztes Jahr van Gerwen am Rande der Niederlage, Jyhan Artut und ich sind beim World Cup erst gegen Lewis und Taylor ausgeschieden - das ist super Werbung. Für die Entwicklung ist aber das Gesamtpaket wichtig: Darts ist ein Mix aus Party und Konzentration. Die Fans haben Spaß und feiern eine Party, für uns ist es aber auch harte Arbeit.
SPOX: Trotzdem gibt es Kritiker, die behaupten, Darts sei kein Sport.
Hopp: Wenn ich diesen Blödsinn höre, könnte ich mich immer beeimern. Es gibt viele Klischees und natürlich wird beim Darts im Publikum getrunken und gefeiert, aber das ist im Fußballstadion nicht anders. Wir Akteure leisten Hochleistungssport, genauso wie Golfspieler. Wir müssen uns stundenlang konzentrieren und aus 2,37 Metern auf Millimeter zielen. Wenn ein Laie mal mehrere Stunden Darts spielt, spürt er am nächsten Tag Muskelkater in Sehnen und Muskeln, die er davor gar nicht kannte. Klar sieht Darts einfach aus, aber da steckt mehr dahinter.
SPOX: Wie sieht die Vorbereitung an einem Turniertag aus?
Hopp: Wir sind mehrere Stunden vor dem Beginn in der Halle und werfen uns ein. Gleichzeitig achten wir auf unser Energielevel und essen Bananen und Traubenzucker, um uns an die Bedingungen anzupassen: Auf der Bühne stehen etliche Scheinwerfer und es gibt keine Klimaanlage - da hat es 50 bis 60 Grad. Es gibt Spieler, die Infrarot-Saunas nutzen. Einerseits für die Muskulatur, andererseits um sich auf diese Hitze vorzubereiten.
SPOX: Welche Rolle spielt in diesem Kontext Fitness?
Hopp: Ich persönlich habe weder Mental- noch Fitnesstrainer. Vor wichtigen Turnieren packe ich aber einen Trainingsplan aus, um auf den Punkt topfit zu sein.
SPOX: Und wie viel spielt sich im Kopf ab?
Hopp: Viele Spieler setzen bereits in den Interviews vor den Matches Signale. Gary Anderson etwa betont immer wieder, dass er kaum trainiert. Ich glaube aber, dass er 'heimlich' im Hotelzimmer trainiert. Wenn man bei der WM an seinem Hotelzimmer vorbeigelaufen ist, hat man die Pfeile gehört. Diese Interviews bekommt der Gegner natürlich mit, aber auf der Bühne zählen nur die Pfeile. Die Top-Spieler lassen sich kaum beeinflussen.
SPOX: Der unumstrittene Top-Spieler ist derzeit Michael van Gerwen. Was macht ihn so stark?
Hopp: Michael ist eine Rechenmaschine und befindet sich auf der Bühne in einem Konzentrationstunnel, er lässt überhaupt nichts an sich ran. Michael legt sich einen Gameplan zurecht und denkt zwei Schritte weiter. Außerdem hat er ein unfassbares Selbstverständnis, das er zum Beispiel bei der WM 2014 im Practice Room unter Beweis gestellt hat.
SPOX: Was war da?
Hopp: Ich habe mit Michael Smith und Anderson auf ein Board geworfen und neben uns hat Vincent van der Voort trainiert. Michael kam herein und hat mit seinem Kumpel van der Voort ein paar Darts geworfen. Auf einmal sagte er: 'Hey, passt mal alle auf' und nahm sechs weitere Darts aus seinem Case. 'Look, Triple 20'. Es war mucksmäuschenstill. Und er hat einfach alle neun Darts in die Triple 20 geschmettert. Danach grinste er wie ein Honigkuchenpferd in die Runde. Einfach unfassbar.
SPOX: Wird er die Darts-Welt ähnlich dominieren wie Taylor?
Hopp: Michael ist ein Phänomen und wird lange Zeit dominieren, aber der Standard ist mittlerweile extrem hoch. Viele Spieler können einen Average über 100 spielen, deshalb wird nie wieder jemand 16 Mal Weltmeister. Michael hat zwar schon ein paar Average-Rekorde gebrochen, aber Taylors Vermächtnis ist unantastbar.
SPOX: In Sydney hat Taylor seine starke Form bestätigt. Schafft er nochmal den ganz großen Coup?
Hopp: Ja, Taylor wird nochmal Weltmeister. Taylor ist ein Beißer und er tritt nicht zurück, bevor er Nummer 17 geholt hat. Spätestens seit letzter Woche wissen wir, dass er immer noch die Qualität dazu hat.
SPOX: Von einigen Experten wurde er bereits abgeschrieben.
Hopp: Ich finde den Umgang mit ihm unfair. Er hatte ein paar schwächere Monate, aber das hat jeder mal. Mich beeindruckt sein Fokus: Er starrt die Triple-Felder förmlich an und fiebert bei jedem Wurf mit, das sieht man beim Zucken seiner Augenbrauen.
