Peter Wright vor der Darts-WM im Interview: "Ich sehe mich nicht als einen der besten Zehn"

Peter Wright startet als Nummer zwei der Setzliste in die Darts-WM
© getty

Peter Wright geht nach seinem erfolgreichen Jahr 2017 erstmals als einer der Topfavoriten in die Darts-WM (täglich live auf DAZN und im LIVETICKER) - ein Umstand, der ihm gar nicht so recht ist. Im Interview erklärt Snakebite, warum er sich selbst eigentlich nicht als einen der besten Spieler der Welt einordnet, wie er seine Leistungen in diesem Jahr so enorm steigern konnte und warum er beim emotionalsten Match seiner Karriere gegen Phil Taylor einen entscheidenden Fehler machte.

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SPOX: Herr Wright, Elmar Paulke hat gesagt, Ihre Couch sei die bequemste von allen Spielern auf der Tour...

Peter Wright: Ach, hat er das? Interessant. Welche er da wohl meint. (blickt zu seiner Frau Joanne) Wahrscheinlich die hinten im Eck. Ja, das ist sehr nett von ihm, das zu sagen.

SPOX: Wie wichtig kann so eine bequeme Couch sein, um zu relaxen und von den anstrengenden Wochen auf der Tour abzuschalten?

Wright: Das ist sogar sehr wichtig. Als Top-Darter tourst du die ganze Zeit durch die Welt und bist kaum zu Hause, du schläfst teilweise in fürchterlichen Betten und es ist sehr schwierig, sich unterwegs richtig zu entspannen. Deswegen ist es umso wichtiger, ein komfortables Bett, eine gemütliche Couch und generell ein nettes Zuhause zu haben, um den Akku wieder aufzuladen.

SPOX: Was tun Sie in den seltenen Fällen, in denen Sie zu Hause sind, am liebsten?

Wright: Um ehrlich zu sein: Wenn ich nach Hause komme, trainiere ich. Ich habe nicht wirklich viel Zeit zu trainieren, wenn wir unterwegs sind. Ich spiele viele Turniere, da kann man nur das Nötigste machen. Aber wenn ich an meinem Spiel arbeiten und besser werden möchte, muss ich die Zeiten nutzen, wenn ich zu Hause bin.

SPOX: Sie haben in diesem Jahr das erste World-Series-Event auf deutschem Boden bei den German Darts Masters in Düsseldorf gewonnen. Sie haben schon mehrfach betont, wie gerne Sie in Deutschland spielen. Was macht das deutsche Publikum für Sie so speziell?

Wright: Ich weiß nicht, warum, aber aus irgendeinem Grund sind die Deutschen besessen von mir und ich bin einer ihrer Lieblingsspieler. Das empfinde ich als großes Privileg und bin sehr dankbar dafür. Vielleicht liegt es an meiner verrückten Frisur und meinen verrückten Outfits. Ich kann es mir nicht so richtig erklären. Aber ich hoffe, dass sie mich weiterhin unterstützen werden.

SPOX: Im nächsten Jahr haben die Deutschen in Berlin auch in der Premier League die Möglichkeit, Ihnen zuzujubeln.

Wright: Das ist großartig. Das ist der nächste Schritt für Darts in Deutschland. In diesem Jahr haben wir bereits in der World Series gespielt, aber die Premier League ist das Größte, was es in der Welt gibt. Ich weiß nicht, wie groß die Halle in Berlin ist, aber wenn sie 20.000 Leute fassen würde, würdest du sie voll bekommen. Davon bin ich überzeugt. Ich denke mal, es werden um die 10.000 Zuschauer sein und es wird verrückt. Die Atmosphäre wird überschnappen.

SPOX: Wie sehen Sie die Entwicklung der beiden besten deutschen Spieler Max Hopp und Martin Schindler?

Wright: Meiner Meinung nach war Martin zuletzt ein bisschen besser, da Max viel mit seinen neuen Darts experimentiert hat. Er wirkte im letzten Jahr etwas verunsichert. Aber ich traue ihm, wenn er sein Spiel findet, viel zu. Der Vorteil der beiden ist, dass sie sehr jung sind. Ich wünschte, ich wäre so jung und würde auf dem Level spielen, auf dem sie jetzt schon sind. Sie werden durch ihre Erfahrung besser und besser werden.

SPOX: Insgesamt haben in den letzten Jahren sehr viele junge Spieler zur Weltspitze aufgeschlossen. Ist das Ihrer Meinung nach ein Zeichen dafür, dass Darts immer größer wird, sodass sich auch die Jugend mehr für den Sport öffnet?

Wright: Auf jeden Fall. Als ich als Spieler auf die Tour gekommen bin, war ich immer sehr nervös, wenn ich gegen die Topspieler angetreten bin. Da hatte der Gegner automatisch schon zwei Legs Vorsprung und bis ich meine Nerven in den Griff bekommen habe, haben sie das Match schon gewonnen. Diese Youngsters interessiert das nicht. Sie gehen auf die Bühne und fragen: "Wer bist du? Das ist egal." (lacht)

SPOX: 2017 war bislang die beste Saison Ihrer Karriere, Sie haben elf Titel gewonnen. Was hat sich im Gegensatz zu den letzten Jahren verändert?

Wright: Ich habe daraus gelernt, dass ich im letzten Jahr viele Finals verloren habe, vor allem gegen Michael van Gerwen. Ich wusste, dass ich wichtige Darts in frühen Legs vergeben habe und es hier und da an meinem Scoring gehapert hat. An diesen Stellen habe ich angesetzt und mein Spiel korrigiert und optimiert. Und deswegen hat es in diesem Jahr besser geklappt. Kennen Sie den Film "Eddie the Eagle"?

SPOX: Klar, eine Komödie über den Skispringer Michael Edwards.

Wright: Genau. Den habe ich gesehen und der hat mich wirklich inspiriert, weil er mich an mich selbst erinnert hat. Gib niemals auf und egal, ob die anderen sagen, dass du es nicht schaffen kannst, du kannst es schaffen, wenn du es wirklich willst.

SPOX: Was genau konnten Sie dafür tun, um diese entscheidenden Darts zu treffen?

Wright: Du musst am Ball bleiben und trainieren, zu Hause, im Hotel, im Practice Room der Veranstaltungs-Venue. Ich werde Ihnen aber nicht erzählen, was das Geheimnis ist. (lacht)

SPOX: Wie wichtig war es für Ihr Selbstbewusstsein und für Ihren weiteren Saisonverlauf, dass Sie im März bei den UK Open endlich Ihren ersten Majortitel gewannen?

Wright: Dort zu gewinnen, war sehr emotional. Ich dachte: "Ja, ich habe es endlich geschafft, ich habe diesen Fluch besiegt!" Ich bin sehr sicher, dass dieser Moment sehr wichtig dafür war, dass ich mir selbst im Laufe der Saison etwas weniger Druck gemacht und dadurch mehr wichtige Matches und dadurch Titel gewonnen habe.

SPOX: Als Sie im Oktober erstmals in der Order of Merit an Gary Anderson vorbeigezogen und auf Platz zwei geklettert sind, haben Sie einen euphorischen Tweet abgesetzt. Was bedeutete es Ihnen, nun nur noch einen Spieler über sich im Ranking zu haben?

Wright: Ich sehe mich nicht als einen der besten zehn Dartsspieler der Welt, um ehrlich zu sein. Ich sehe mich nicht auf demselben Niveau wie Phil Taylor, Michael van Gerwen, Adrian Lewis oder Gary Anderson, ich spiele in einer anderen Klasse. Aber ich versuche eben, jedes einzelne Turnier zu spielen, um die PDC zu unterstützen. Vor allem deswegen bin ich mittlerweile auf Platz zwei, weil sich die Preisgelder dadurch anhäufen.

SPOX: Ihr Ziel ist es, eines Tages die Nummer eins der Welt zu sein. Was müssen Sie an Ihrem Spiel verbessern, um ganz oben stehen zu können?

Wright: Ich brauche ein Upgrade. Ich brauche Phil Taylors Psyche, Michael van Gerwens Arm und Gary Andersons Geschwindigkeit - vielleicht kann ich es dann schaffen. (lacht)

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