"Die Funktionäre sagen, sie wollen Doping stoppen, und ich habe gesehen, dass das IOC eine Ethikkommission hat. Die müsste doch interessiert sein, uns kennenzulernen und etwas über unsere Motivation zu erfahren", sagte Stepanow via Skype der Süddeutschen Zeitung und ergänzte: "Ich bin enttäuscht von der Ethikkommission."
Wie Stepanow weiter berichtete, habe er einmal eine Viertelstunde mit Richard Budgett, dem IOC-Medizindirektor, geskypt. "Ich glaube, er wollte sehen, wer wir sind", sagte Stepanow. Mehr Fragen habe es von Seiten des IOC nicht gegeben, obwohl IOC-Präsident Thomas Bach Whistleblower angeblich ermutigen wollte, Betrüger zu outen.
Stepanows Frau Julia, eine Spitzenläuferin, ist seit 2013 wegen Auffälligkeiten in ihrem Blutpass gesperrt. Stepanow vermutet, dass die fortdauernde Sperre auf ihre Aussagen über russische Doping-Praktiken zurückzuführen ist. Der Whistleblower wandte sich an die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA).
"Fühlen uns einigermaßen sicher"
Doch das Gespräch mit WADA-Chef Craig Reedie verlief ebenfalls enttäuschend. Sie hätten ihm bestätigt, dass sie "Briefe in Julias Sinne an das IOC und IAAF geschickt haben". Offenbar gab es aber keine positive Reaktion.
Stepanow wohnt mit Frau Julia und einem gemeinsamen Kind in den USA. "Wir fühlen uns einigermaßen sicher", sagte der Familienvater. "Und wir haben einen neuen Teamkollegen", sagte Stepanow in Anspielung auf Gregori Rodtschenkow. Der frühere Leiter des Anti-Doping-Labors von Sotschi hatte in der New York Times von einem staatlich gestützten Doping-System gesprochen.
Bei Olympia in Sotschi 2014 seien mehrere Dutzend russische Sportler, darunter mindestens 15 Medaillengewinner, gedopt an den Start gegangen, so Rodtschenkow.