"Ich würde Bolt nicht mit Ali vergleichen"

Raphael Holzdeppe wurde 2013 in Moskau Weltmeister
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SPOX: Gibt es trotz den angesprochenen Störfaktoren - Sie waren zwischenzeitlich auch noch mit Fieber außer Gefecht - ein konkretes Ziel, das Sie sich für die WM setzen?

Holzdeppe: Definitiv. Ich habe bereits zu Saisonbeginn gesagt, dass ich nicht trainiere, um nur dabei zu sein. Ich war 2013 Weltmeister und 2015 Vizeweltmeister - jetzt will ich meinen Titel zurückhaben. Natürlich ist die Konkurrenz - allen voran die Amerikaner - einmal mehr groß. Trotzdem: Mein Minimalziel ist eine Medaille, das große Ziel ist es, Weltmeister zu werden.

SPOX: WM-Gold, WM-Silber, Olympia-Bronze: Inwiefern hilft es Ihnen, zu wissen, dass Sie in der Lage sind, in den alles entscheidenden Momenten Topleistungen zu bringen?

Holzdeppe: Große Wettkämpfe erfolgreich bestritten zu haben hilft definitiv. 2012 war ich beispielsweise in einer ähnlichen Situation wie jetzt. Es lief nicht so recht, erst bei den deutschen Meisterschaften bin ich überhaupt mal wieder über 5,70 Meter gesprungen. Danach kam ich in einem anderen Wettkampf noch auf 5,80 Meter, bei den Olympischen Spielen waren es schließlich 5,91 Meter. Solche Erfahrungen geben mir die nötige Ruhe, die nötige Sicherheit. Ich bin mir zu 100 Prozent sicher, dass die 5,80 Meter auch in dieser Saison nicht das Ende der Fahnenstange sind. Was London anbelangt, bin ich total zuversichtlich und unglaublich motiviert.

SPOX: Wie sieht der persönliche Fahrplan so kurz vor einer Weltmeisterschaft aus?

Holzdeppe: Man trainiert natürlich nicht mehr extrem. In den Tagen vor einem Wettkampf ist es nicht mehr möglich, eine Leistungsexplosion durch hartes Training zu erzwingen. Ich versuche jetzt einfach, mich nicht mehr zu verletzen und meine zuletzt gezeigte Form aufrechtzuerhalten. Das haben wir die letzten Jahre vor großen Wettkämpfen eigentlich auch immer geschafft.

SPOX: Spielt eigentlich auch bereits die Europameisterschaft 2018 eine Rolle, die bekanntlich in Berlin stattfinden wird?

Holzdeppe: Die EM 2018 ist in meinem Kalender bereits groß verzeichnet, da ich 2009 bei der WM in Berlin nicht dabei war. Jeder Sportler will zumindest einmal in seiner Karriere unbedingt eine große Meisterschaft vor heimischem Publikum absolvieren. Diese zweite Chance dazu will ich mir auf keinen Fall entgehen lassen.

SPOX: Die WM 2009 ist das Stichwort. Damals waren die Weltmeisterschaften in der deutschen Hauptstadt die große Show des Usain Bolt mit seinem Weltrekord über 100 Meter. Sein Abschied in London wird eines der WM-Highlights schlechthin. Gibt es irgendjemanden, der den Jamaikaner in absehbarer Zeit vom Standing her ersetzen kann?

Holzdeppe: Es ist schwer zu sagen, ob jemand in seine Fußstapfen treten kann. Es gibt jedenfalls Versuche von Verbänden und Sponsoren anderer großer Athleten, die Weichen zu stellen, um einen Ersatz für Usain Bolt zu finden.

SPOX: Er wird von manchen Menschen als "Muhammad Ali der Leichtathletik" bezeichnet. Was halten Sie persönlich von Bolt?

Holzdeppe: Ich würde Bolt nicht mit Muhammad Ali vergleichen. Ali hat durch das, was er alles gesagt und getan hat, schon noch ein anderes Standing. Trotzdem ist Bolt eine echte Persönlichkeit, die bereits in jungen Jahren als Weltstar gefeiert wurde. Dieses Charisma muss einem angeboren sein. Er hat das Interesse an der Leichtathletik - auch in Deutschland - deutlich gesteigert. Usain Bolt hat uns allen gut getan. Es wird sehr, sehr schwierig werden, ihn zu ersetzen.

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