Konstanze Klosterhalfen kämpfte, sie gab alles - und schleppte sich nach harten 10.000 m und 31:05,21 Minuten bei der Heim-EM in München als undankbare Vierte ins Ziel. Das deutsche Laufass lag lange gut im Rennen, doch nach einer Tempoverschärfung von der neuen Europameisterin Yasemin Can aus der Türkei hatte Klosterhalfen nichts mehr zuzusetzen. Vor der Leverkusenerin landeten noch Eilish McColgan aus Großbritannien und Lonah Chemtai Salpeter aus Israel.
"Ich hatte mir das ein bisschen anders vorgestellt", sagte Klosterhalfen im ZDF: "Deswegen ist auch ein Stück Enttäuschung dabei. Leider konnte ich bei der Tempoverschärfung nicht mitgehen."
Klosterhalfen verhielt sich taktisch zunächst klug, immer in Lauerstellung, nie vorne im Wind. Doch sieben Runden vor Schluss musste die 25-Jährige nach der Attacke von Can abreißen lassen, nach einer weiteren Runde hatte sie schon über 30 Meter Rückstand. Und so war der Traum von einer Medaille "dahoam" ausgeträumt. Dennoch zeigte sie eine starke Leistung, blieb nur knapp über ihrem deutschen Rekord.
Vielleicht hatte die Coronaerkrankung Klosterhalfen für eine Medaille doch zu viel Kraft gekostet, Ende Juni hatte sie sich mit dem Virus infiziert - und bei der WM in Eugene war sie schon entkräftet im Vorlauf über 5000 m ausgeschieden. Doch die deutsche Rekordhalterin hatte zuletzt im Training eigentlich einen Aufwind verspürt, die Form wurde wieder besser, beim Diamond-League-Meeting in Chorzow vor einer Woche überzeugte sie über 3000 m und sammelte Selbstvertrauen für München. Aber für ganz vorne reichte es dann doch nicht.
"Ich bin allgemein in einer besseren Situation als vor der WM, wo ich auch nochmal eine Trainingspause einlegen musste", hatte Klosterhalfen im Vorfeld gesagt: "Es wird hart und anspruchsvoll. Aber ich hoffe, dass ich mit einem Lächeln wieder abreisen kann."
Klosterhalfen fühlt sich nach Corona mittlerweile schon wieder so stark, dass sie sich in München sogar einen Doppelstart zutraut, am Donnerstag steht noch das Finale über 5000 m auf dem Programm. "Ich wollte immer schon mal einen Doppelstart versuchen. Vor heimischer Kulisse ist nun ein guter Zeitpunkt dafür", hatte sie gesagt. Vielleicht wird der Traum von einer Heim-Medaille dann ja wahr.
Kugel: Gambetta Fünfte - gutes DLV-Ergebnis
Die deutschen Kugelstoßerinnen haben die Medaillenränge bei der Heim-EM in München verpasst. Sara Gambetta (Halle/Saale) belegte am Montagabend im Olympiastadion als beste Deutsche mit 18,48 m den guten fünften Platz. Gold sicherte sich die niederländische Topfavoritin Jessica Schilder, die mit 20,24 m eine europäische Jahresbestleistung aufstellte.
Die beiden weiteren deutschen Werferinnen schafften den Sprung in den Endkampf und rundeten das starke Ergebnis für den Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) ab. Julia Ritter (Wattenscheid) landete auf Platz sechs (18,29), Katharina Maisch (LV Erzgebirge) wurde Achte (18,01).
Gambetta, die wegen einer Corona-Infektion die WM in Eugene verpasst hatte, fehlten 46 Zentimeter zur Niederländerin Jorinde van Klinken (18,94) auf dem Bronzerang. Silber ging an Hallen-Weltmeisterin Auriol Dongmo aus Portugal mit 19,82 m.
Die bislang letzte DLV-Medaille holte Christina Schwanitz 2018 mit Silber, mittlerweile hat die Ex-Weltmeisterin ihre Karriere beendet.
Bei den Männern verpasste Simon Bayer (Sindelfingen) mit 19,83 m als Elfter den Endkampf. Gold ging an den Kroaten Filip Mihaljevic (21,88) vor Armin Sinancevic (Serbien/21,39) und Halleneuropameister Tomas Stanek aus Tschechien (21,26).