Ein Hauch von Königsklasse

Von Alexander Mey
Die DTM startet am Wochenende in Hockenheim in die Saison 2012
© Getty

Die DTM startet am Wochenende in Hockenheim in eine neue Ära. BMW fordert Mercedes und Audi heraus. Fast alles in neu, fast alles ist möglich. Ein Überblick über alles, was man zur neuen DTM wissen muss.

Cookie-Einstellungen

Die neuen Autos:

BMW ist nur unter der Voraussetzung zurück in die DTM gekommen, dass alle Hersteller unter einem neuen technischen Reglement völlig neue Autos bauen. Das ist geschehen. BMW schickt die DTM-Version des M3 ins Rennen, Audi statt dem A4 früherer Jahre den A5 und Mercedes das C-Klasse Coupe. Die neuen Autos sind breiter, länger und flacher als ihre Vorgänger.

Sie bestehen aus rund 4000 Einzelteilen, wovon 50 Einheitsteile sind, um Kosten zu sparen. Das klingt nicht nach viel, aber zu diesen Teilen zählen wichtige und teure Elemente wie das gesamte Kohlefaser-Monocoque, das den Fahrer bei Unfällen so gut schützt wie noch nie zuvor, der Heckflügel sowie die Antriebswellen. Angetrieben werden die Autos von 4-Liter-V8-Motoren mit bis zu 500 PS. Bei deren Feinabstimmung haben die Hersteller noch einige Freiheiten.

Die für die Fahrer wichtigsten Änderungen betreffen die Schaltung und die Reifen. Geschaltet wird zum ersten Mal nicht mehr per Hebel sondern per Schaltwippen am Lenkrad. Also ähnlich wie in der Formel 1. Die neuen Hankook-Reifen sind deutlich breiter geworden. Vorne wird mit 300 Millimeter breiten 18-Zoll-Reifen gefahren, hinten mit 320 Millimeter breiten.

Die neuen Regeln:

Im Gegensatz zu den Vorjahren darf nicht mehr nachgetankt werden. Damit sie mit einer Benzinfüllung über die Renndistanz kommen, ist der Tank von 70 auf 120 Liter vergrößert worden.

Das Punktesystem wurde an das der Formel 1 angepasst. Die Staffelung vom Sieger bis zum Zehnten lautet also 25-18-15-12-10-8-6-4-2-1. Für die Pole-Position gibt es keine Extrapunkte.

Das Qualifying-Format wurde nicht verändert, aber auf die größere Anzahl an Autos angepasst. Es findet in vier Runden im K.o.-Modus statt. Die erste Runde dauert 16 Minuten und es scheiden acht der 22 Starter aus. Sie belegen die Startplätze 15 bis 22.

Runde zwei dauert elf Minuten, es scheiden sechs Fahrer aus, die die Startplätze neun bis 14 einnehmen. Runde drei dauert wiederum elf Minuten. Es werden die Startplätze fünf bis acht ermittelt. Es folgt in Runde vier ein Einzelzeitfahren der schnellsten vier Piloten um die Pole-Position.

Die neuen Fahrer:

Sieben der 22 Piloten sind noch nie ein DTM-Rennen gefahren. Prominentester Rookie ist der dreimalige Tourenwagen-Weltmeister Andy Priaulx. Der 35-Jährige wechselte gemeinsam mit dem Brasilianer Augusto Farfus mit BMW von der WTCC in die DTM. Aus der amerikanischen Langstrecken-Meisterschaft kommen der 2011er Champion Joey Hand und der Deutsche Dirk Werner.

Neu bei Mercedes sind zwei der drei Piloten des Junior-Teams. Der Kanadier Robert Wickens kommt als Champion aus der Renault World Series, der Spanier Roberto Merhi als Champion aus der Formel-3-Euroserie.

Audi hat mit Adrien Tambay nur einen Neuling im Kader. Ob er allerdings in Hockenheim starten kann, entscheidet sich erst kurzfristig. Sein Auto wird in den letzten Tagen vor dem Rennwochenende erst noch zusammengebaut.

Der amtierende DTM-Champion Martin Tomczyk und der zweimalige Vizemeister Bruno Spengler sind zwar alles andere als DTM-Rookies, aber sie haben als einzige Piloten die Marke gewechselt, für die sie fahren. Tomczyk kam von Audi zu BMW, Spengler von Mercedes zu den Münchnern.

Die Rennen:

Mit zweimal Hockenheim, dem Lausitzring, dem Norisring, dem Nürburgring und Oschersleben finden sechs der zehn Meisterschaftsläufe in Deutschland statt. Dazu kommen Brands Hatch (England), Spielberg (Österreich), Zandvoort (Niederlande) und Valencia (Spanien).

Dazu kommt zum zweiten Mal der Showevent im Münchner Olympiastadion. Ähnlich dem Race of Champions kämpfen die Piloten am Sonntag in direkten Duellen um den Sieg. Neu ist ein Staffelrennen am Samstag.

Die Favoriten:

Die Tatsache, dass alle Autos neu sind und somit alle Piloten theoretisch die gleichen Chancen haben, lässt es keinen Experten, Fahrer oder Teamchef wagen, eine konkrete Prognose abzugeben.

Betrachtet man die Zeiten der letzten Tests in Hockenheim, dann zeichnet sich ein enger Kampf zwischen Audi und Mercedes ab. BMW scheint noch einen Tick hinterherzuhinken, was für den Neuling aber nicht ungewöhnlich wäre. "Der BMW lag im Vergleich zu den anderen Autos etwas unruhiger", sagte Ex-Champion und DTM-Experte Manuel Reuter "motorsport-total.com".

BMW-Motorsportdirektor Jens Marquardt sagte im SPOX-Interview: "Zu sagen, wir fahren zum ersten Rennen und gewinnen dort, ist unrealistisch."

Wenn im Laufe der Saison BMW-Piloten ein Sieg zuzutrauen ist, dann am ehesten den erfahrenen Tomczyk und Spengler. Ihre Kenntnis der DTM wird im ersten Jahr ein großer Vorteil sein.

Audi setzt am ehesten auf das erfahrene Abt-Duo Mattias Ekström und Timo Scheider. Die beiden Ex-Champions waren bei den Testfahrten konstant schnell. Aber auch junge Wilde wie der 2011 sehr starke Edoardo Mortara werden nun, da alle Autos die gleichen Voraussetzungen bieten, ganz hoch gehandelt.

Erfahrung gegen Jugend wird es auch bei Mercedes heißen. Gary Paffett gibt ganz klar den Meistertitel als Saisonziel aus. Er ist nach dem Weggang von Spengler die Nummer eins. Der ebenfalls erfahrene Jamie Green hat ebenfalls gute Chancen. Aus der Abteilung Jugend machte Christian Vietoris auf sich aufmerksam. Er fuhr bei den Tests in Hockenheim die absolute Bestzeit.

Ralf Schumacher würde es schon genügen, im fünften Jahr endlich um Podestplätze und vielleicht den ersten Sieg fahren zu können. "In erster Linie will ich im Vergleich zu meinem Teamkollegen gut aussehen und konstanter in Richtung Podium unterwegs sein", äußerte sich Schumacher im SPOX-Interview bescheiden.

Der DTM-Rennkalender

Artikel und Videos zum Thema