"Zwischendurch war Weihegold besser als ich", sagte Werth noch im Sattel sitzend nach ihrem Ritt, der von den Zuschauern mit Standing Ovations belohnt wurde: "Nach dieser langen Pause seit dem Weltcupfinale Anfang April hat sie sich toll präsentiert. Die Pirouette hat sie sogar gerettet, da war ich zu früh dran." Super sei es gelaufen, sagte auch Bundestrainerin Monica Theodorescu: "So soll Dressur sein. Dieses Pferd beherrscht alle Kriterien perfekt."
Die Entscheidung in dem Wettbewerb fällt im Grand Prix Special am Samstag. In der abschließenden Kür am Sonntag geht es dann um den Großen Preis von Aachen in der Einzelwertung.
Ebenso wie Werth waren aus der Gold-Equipe von Rio auch Rothenberger und Dorothee Schneider (Frankfurt) zufrieden mit ihren Darbietungen, sahen aber durchaus kleine Ansätze zur Kritik. "Das Pferd war in Topform, der Reiter leider unkonzentriert", sagte Rothenberger, der "einen Galoppsprung zu viel" zuließ und "auch bei der Rückwärtsausrichtung" Luft nach oben sah: "Das darf nicht passieren, wenn man 80 Punkte haben will."
Schneider, die am Ende auf Platz sieben landete, bescheinigte ihrem Sammy Davis jr. zwar nicht ganz "die Leichtigkeit seines Namensgebers", war aber sehr angetan davon, wie das junge Pferd die beeindruckende Atmosphäre im Aachener Dressurstadion weggesteckt hatte: "Er war nur ein ganz kleines bisschen nervös."
Als Rothenberger und am Ende Werth ins Viereck gingen, war der Tag für Hubertus Schmidt, den Vierten im deutschen Bunde, längst gelaufen. "Ich bin sehr enttäuscht, das hatte ich mir natürlich ganz anders vorgestellt", sagte der Reitmeister, dessen Hengst Imperio erst gar nicht und dann zu sehr in Schwung kam. "Dann fängt er auch noch in der Schrittpassage an zu äppeln, heute kam echt alles zusammen", sagte Schmidt mit einem gequälten Grinsen.
Am Ende standen für den 57-Jährigen äußerst mäßige 71,371 Prozentpunkte, der 15. Platz und die Erkenntnis, dass er seinen Platz im EM-Team für Göteborg wohl schon verspielt hat. "Das muss man realistisch sicher so sehen", sagte Schmidt selbstkritisch.
Erste Anwärterin auf diesen vierten Platz neben den drei Team-Olympiasiegern Werth, Rothenberger und Schneider ist nun wohl Helen Langehanenberg. Die Mannschafts-Olympiazweite von London 2012 hatte in der Vier-Sterne-Prüfung am Mittwoch sogar die vermeintlich unschlagbare Isabell Werth mit Emilio besiegt und ist im Sattel ihres Hannoveraner Hengstes Damsey nach einer längeren Auszeit wieder auf dem Weg zu alter Stärke.
"Wir haben ihr natürlich jetzt den Teppich noch ein bisschen mehr bereitet", sagte Werth, die allerdings ankündigte, "diese Scharte" im Vier-Sterne-Special am Freitag auswetzen zu wollen: "Das bin ich auch Emilio schuldig, ich habe ihn am Mittwoch klassisch vermanagt."
Die Dressurequipe für die EM Ende August in Göteborg wird im Anschluss an den CHIO in Aachen nominiert. Dagegen lässt sich Otto Becker mit dem Kader der Springreiter noch Zeit bis nach dem CSIO in der kommenden Woche in Hickstead. Auch Vielseitigkeits-Bundestrainer Hans Melzer wird sein Team für die EM Mitte August im polnischen Strzegom erst nächste Woche nominieren.