"Kritische Stimmen gibt es immer. Aber schauen Sie sich an, was in Russland mit Doping passiert. Da war das früher doch harmlos", sagte der 75-Jährige dem SID am Dienstag.
Für Tabat war Ullrich, der als Dopingsünder überführt und gesperrt wurde, ein Opfer des damaligen Systems. "Er war ein ganz ehrlicher junger Mann, ein fairer Sportsmann, der sauber Amateur-Weltmeister wurde. Dann fuhr er bei den Profis zwei Jahre hinterher. Wenn alle einen Porsche fahren, und du kommst mit einem Käfer daher, dann willst du auch mehr PS", sagte Tabat, "und dann kommt einer, der zeigt, wie es geht."
Tabats Aussagen werden auf jeden Fall Konsequenzen haben. Sportchef Steffen Simon vom verantwortlichen Fernsehsender WDR kündigte eine veränderte inhaltliche Ausrichtung der Übertragung des Rennens am 11. Juni an. "Wir halten an unserer geplanten Zusammenfassung fest, es wird aber kein reiner Rennbericht mehr werden. Wir werden uns auch mit den Aussagen von Herrn Tabat beschäftigen", sagte Simon dem SID.
Simon kann die Aussagen Tabats nicht nachvollziehen, "sie leisten der aktuellen Fahrergeneration einen Bärendienst". Aktuelle Fahrer wie Marcel Kittel, Andre Greipel und John Degenkolb stünden laut Simon "für einen sauberen Radsport".
1993 hatte sich Ullrich in Oslo das WM-Trikot der Amateure gesichert, 1996 belegte er bei seiner ersten Tour de France Platz zwei hinter seinem Telekom-Kapitän Bjarne Riis. Der Däne gestand im Mai 2007, diesen Erfolg mit unerlaubten Mitteln errungen zu haben. 1997 gewann Ullrich selbst die Frankreich-Rundfahrt.