Exakt eine Stunde später führte die 28 Jahre alte Berlinerin die Lagenstaffel als "Ersatzschwimmerin" zu Gold. Das Männer-Quartett holte im letzten Rennen der EM Silber, Caroline Ruhnau gewann Bronze über 50 Meter Brust.
Mit acht Mal Gold, sechs Mal Silber und drei Mal Bronze belegte der Deutsche Schwimm-Verband (DSV) im Medaillenspiegel Platz zwei hinter Gastgeber Ungarn und verbuchte die beste Ausbeute bei einer EM seit 2002 in Berlin. Am Samstag hatte Steffens Freund Paul Biedermann die 4x200-Meter Freistilstaffel zum ersten EM-Titel seit 1999 geführt. Silke Lippok musste über 200 Meter Freistil wie bei ihrem Debüt vor zwei Jahren nur Italiens Schwimm-Diva Federica Pellegrini vor sich dulden.
Steffen: "Positiver Fingerzeig"
Steffen war nach ihrem Jubiläums-Gold über 50 Meter Freistil kurz verwirrt. "Als die Griechin neben mir so geschrien hat, dachte ich schon, sie hätte gewonnen", erklärte Steffen. Doch die Sorgen waren unbegründet, in 24,37 Sekunden verwies sie die Niederländerin Hinkelien Schreuder und eben die Griechin Nery-Mantey Niangkouara sicher auf die Plätze zwei und drei.
Zudem hievte sich Steffen auf Platz vier der Weltjahresbestenliste. Schneller war sie zuletzt nur bei ihrem Weltrekord 2009 in Rom - damals noch im High-Tech-Anzug. "Das ist voll schön. Es ist eine super Zeit und ein positiver Fingerzeig für Olympia", sagte Steffen.
Auch als Schluss-Schwimmerin der Lagenstaffel zeigte Steffen eine starke Leistung. Jenny Mensing, Sarah Poewe, Alexandra Wenk und Steffen waren in 3:58,43 Minuten eine Klasse für sich. Dabei war Steffen für die Staffel eigentlich gar nicht mehr vorgesehen gewesen, musste aber kurzfristig die erkrankte Daniela Schreiber vertreten. So konnte sie sich über ihre vierte Medaille in Ungarn freuen. Mit der 4x100-Meter Freistilstaffel hatte sie Gold gewonnen und über 100 Meter Freistil Platz zwei belegt.
Helge Meeuw, Christian vom Lehn, Steffen Deibler und Marco Di Carli mussten sich in 3:34,41 Minuten im letzten Rennen der EM nur Italien (1:32,80) geschlagen geben. Franziska Hentke aus Magdeburg belegte über 200 Meter Schmetterling beim Sieg der Lokalmatadorin Katinka Hosszu Platz fünf und verpasste in 2:09,01 Minuten die Qualifikation für Olympia.
Buck: "Psychologischen Test bestanden"
Die sportliche DSV-Führung zog ein positives Fazit. "Wir sind mit der Ausbeute sehr zufrieden", sagte Diagnostiktrainer Markus Buck, der seit der Trennung des Verbandes von Dirk Lange gemeinsam mit Sportdirektor Lutz Buschkow kommissarisch die Aufgaben des Bundestrainers ausübt. Ein Sonderlob verteilte Buck an Steffen und Biedermann als größte Olympia-Hoffnungen.
"Sie haben dem Druck standgehalten und den psychologischen Test bestanden", sagte der diplomierte Sportwissenschaftler, schränkte aber auch ein: "Wir wissen, dass die Konkurrenz hier zum Teil nicht mit ihrer ersten Garde am Start war. Bis London müssen wir uns noch verbessern und alle fleißig arbeiten."