Britta Steffen brach erst ihr monatelanges Schweigen und schwamm dann als "Einäugige" einer schlechten Staffel deutlich an einer Medaille vorbei, Steffen Deibler sorgte mit einem "geilen" Rekord für einen Paukenschlag. Schon am ersten Tag der Beckenwettbewerbe der Schwimm-WM in Barcelona standen die beiden Stars des deutschen Teams im Mittelpunkt.
Nachdem Weltrekordlerin Steffen das große Rätsel über ihren Startverzicht auf ihrer Paradestrecke auflöste, musste sich die 29-Jährige mit der 4x100-m-Freistilstaffel im Palau Sant Jordi mit dem achten und letzten Platz begnügen. "Das ist nix, das ist tief enttäuschend für alle. Da müssen wir uns tiefsinnig hinterfragen", sagte eine gefrustete Steffen, die nur mäßige 53,59 Sekunden fliegend schwamm.
Damen-Staffel nur auf Platz acht
Auch ihre Staffelkolleginnen Dorothea Brandt (Essen), Schreiber und Alexandra Wenk (München), die alle fast zwei Sekunden langsamer waren als Steffen, waren bedient. "Wenn man die Einäugige bei den Leistungen ist, dann weiß ich schon, wo ich mich einzuorden habe - und das ist nicht weit vorne", sagte Steffen und machte damit keine Hoffnung auf eine gute Einzel-Platzierung. Gold ging an die USA vor Olympiasieger Australien und den Niederlanden.
Deibler unterstrich dagegen eindrucksvoll seine Ambitionen, als er in deutscher Rekordzeit über 50 m Schmetterling (32,02 Sekunden) als Sechster ins Finale einzog. "Es ist geil, anzuschlagen und so eine Zeit zu lesen. So kann es weiter gehen. Im Finale geht es sauschnell zu. Ich bin froh, mit dabei zu sein", sagte Deibler, der seine eigene nationale Bestmarke um mehr als drei Zehntelsekunden pulverisierte. Über die doppelte Distanz ist der Weltjahresbeste sogar ein Siegkandidat.
Männer-Staffel chancenlos
Wenige Minuten später war Deibler mit seinen Teamkollegen Markus Deibler (Hamburg), Christoph Fildebrandt (Wuppertal) und Dimitri Colupaev (Mainz) im 4x100-m-Freistilrennen auf Rang sechs aber chancenlos. Den WM-Titel sicherte sich Olympiasieger Frankreich vor den USA und Russland.
Hendrik Feldwehr (Essen) konnte sich als Zehnter über 100 m Brust trotz persönlicher Saisonbestzeit (1:00,05) nicht für den Endkampf qualifizieren. Damit scheiterten am ersten Tag sechs von sieben Einzelstartern des deutschen Schwimm-Teams an der Finalhürde.
Der neue Schwimm-Bundestrainer Henning Lambertz forderte: "Wir müssen kämpfen. Wir müssen jetzt die kleinen Körnchen überall zusammenkratzen." Es sei aber nicht nötig, schon nach dem ersten Tag "eine Trauermiene aufzusetzen".
Steffen erklärt Startverzicht
Schon vor dem Staffel-Finale hatte Steffen endlich Klartext gesprochen und ihren Startverzicht über 50 m Freistil erläutert. "Ich bin gefragt worden. Wir haben das besprochen", sagte die Doppel-Olympiasiegerin von 2008: "Wenn ich auf Platz eins, zwei oder drei der Weltrangliste wäre und wirklich eine fette Medaillenchance hätte, dann hätte sich die Diskussion gelohnt."
Steffen hatte sich krankheitsbedingt bei der DM im April nicht für ihre Weltrekordstrecke können. Ihre Hallenser Klubkollegin Daniela Schreiber bot ihr daraufhin ihren Startplatz an, Steffen lehnte ab. "Ich wollte sportlich und fair bleiben. Sie hat sich qualifiziert, jetzt möchte ich auch, dass sie schwimmt", sagte sie. Der Deutsche Schwimm-Verband (DSV) hatte die Entscheidung als Beschluss der Mannschaftsleitung verkauft.
Yang holt erstes Gold
Das erste Gold der diesjährigen Titelkämpfe sicherte sich der chinesische Olympiasieger Sun Yang über 400 m Freistil in Weltjahresbestzeit (3:41,59). Der Weltrekord (3:40,07) von Paul Biedermann, der wegen Trainingsrückstandes nicht bei der WM startet, blieb aber unangetastet. Bei den Frauen setzte sich in der gleichen Disziplin die Amerikanerin Katie Ledecky durch und schwamm ebenfalls so schnell wie noch keine andere in diesem Jahr zuvor (3:59,82).
Der Deibler-Rekord verdeckte ein wenig die vielen Schwächen der anderen deutschen Starter. Der Essener Christian vom Lehn schied als 28. aus. "Keine Ahnung, was falsch gelaufen ist", meinte der WM-Dritte über 200 m - und stand damit nicht alleine da. Schon in den Vorläufen hatten die vielen jungen Athleten mit ihren Nerven zu kämpfen und blieben teilweise deutlich hinter ihrer Saisonbestzeit zurück.
WM-Debütant Martin Grodzki, 26. über 400 m Freistil, gab zu, "von der Atmosphäre ein bisschen überwältigt" gewesen zu sein. Die 18-jährige Alexandra Wenk war "etwas eingeschüchtert" und belegte über 200 m Lagen den 22. Rang. Auch die erfahrene Theresa Michalak (Vorlauf-20.) verfehlte ihre DM-Zeit um über zwei Sekunden. Sarah Köhler (23. über 400 m Freistil) blieb mehr als fünf Sekunden über ihrer Bestzeit.