Nach seinem Gold-Coup fühlte sich Philip Heintz wie im Traum. "Ich habe schon als kleines Kind immer davon geträumt, einmal die Nationalhymne bei der Siegerehrung zu hören", sagte der 22-Jährige nach seinem Sieg über 200 m Lagen bei der Kurzbahn-EM in Herning: "Da war nur noch eine unglaubliche Leere in meinem Kopf."
Der Mannheimer hatte alle überrascht, auch sich selbst. "Damit hätte ich überhaupt nicht gerechnet", gab er zu. Mit einer Medaille hatte er zwar nach seiner persönlichen Bestleistung im Vorlauf geliebäugelt. "Ich dachte schon, dass es im Finale noch ein bisschen schneller geht", erzählte er.
Schneller als Cseh
Doch dass er nach 1:53,98 Minuten auch den ungarischen Olympiadritten und Topfavoriten Laszlo Cseh hinter sich gelassen hatte, erstaunte ihn. "Nach 125 Metern habe ich mich gefragt: Wo bleibt er denn? Eigentlich müsste er jetzt auf Brust wegziehen, ist er aber nicht", berichtete Heintz. "Danach habe ich nur gedacht, jetzt quäl dich nochmal 50 Meter, dann ist es vorbei."
Mit seinem starken Schlussspurt überraschte Heintz Bundestrainer Henning Lambertz. "Philip hat ein sehr, sehr cleveres Rennen gemacht. Er ist vorne nicht zu schnell angegangen und hat dann hinten bei Brust und Kraul ungeahnte Stärken ausgespielt", schwärmte der Schwimm-Chef nach dem ersten internationalen Titel seiner Amtszeit.
Kurzbahn-Muffel erfolgreich
Das Erfolgsrezept des Blondschopfs? Spaß und Lockerheit, dazu eine ordentliche Portion "Jetzt erst recht"-Einstellung, nachdem sich sowohl die Olympischen Spiele in London als auch die WM im Sommer in Barcelona als große Enttäuschung für den Lagenspezialisten entpuppt hatten.
"Ich hatte total viel Spaß, hab mich richtig auf dieses Rennen gefreut. Ich bin morgens schon wunderbar durch den Vorlauf gekommen, hatte keine Probleme, nicht so wie bei der WM. Jetzt konnte ich endlich mal zeigen, was ich nachmittags kann", freute Heintz, der eigentlich ein Kurzbahn-Muffel ist.
Dass er sich durchsetzen und zudem auch noch den großen Favoriten düpieren konnte, wertete der frischgekürte Kurzbahn-Europameister als gutes Zeichen für die Heim-EM im nächsten Jahr in Berlin. Jetzt habe die Konkurrenz gesehen: Den müssen wir auf der Rechnung haben.