Nach sieben Meistertiteln in Folge scheiterte Serienchampion und Pokalsieger VfB Friedrichshafen im Playoff-Halbfinale an den Berlin Recycling Volleys.
Auch am Tag danach konnten viele noch nicht fassen, dass der deutsche Meister erstmals seit 2004 nicht vom Bodensee kommt.
"So viel Presse wie selten"
"Die Meisterschaft ist für uns so früh wie selten zu Ende. Die Mannschaft war einfach leer", sagte VfB-Trainer Stelian Moculescu konsterniert. Er hat seit seinem Amtsantritt beim VfB im Jahr 1997 jede Saison einen Titel gewonnen: "Jetzt werden wir soviel Presse haben wie selten. Wenn wir gewinnen, ist das ja uninteressant."
Tatsächlich wurde sein Team am Montagmorgen nach der Landung auf dem Flughafen Friedrichshafen von einem TV-Team von Regio-TV empfangen.
Enttäuschte Fans wurden nicht gesichtet - die sollen sich am Donnerstag gemeinsam mit der Mannschaft beim Saisonabschluss trösten. "Mir geht's einen Tag danach noch beschissener als direkt nach dem Spiel", meinte der Brasilianer Idi.
2003 letztmals im Halbfinale raus
Von der VfB-Sponsorenaktion "Fürs Ass ein Fass" sind noch über 300 Liter Freibier übrig, die gemeinsam mit den Anhängern vertrunken werden sollen. Es muss schließlich eine völlig ungewohnte Situation bei dem mit dem dicksten Etat ausgestatteten Branchenprimus verarbeitet werden. 2003 war der VfB letztmals im Halbfinale einer Meisterschaft - damals an Bayer Wuppertal - gescheitert. Ein Jahr später folgte die letzte Niederlage in der Finalserie, auch damals gegen das Team aus der Hauptstadt.
So bitter die Pleite diesmal für Friedrichshafen war, so groß war das Aufatmen bei der Konkurrenz. "Es ist gut, dass Friedrichshafen endlich Konkurrenz bekommt", meinte der neue Bundestrainer Vital Heynen.
Rekordnationalspieler Rene Hecht, der auch Präsident des Berliner Volleyball-Verbandes ist, war natürlich ebenfalls begeistert: "In Friedrichshafen ist man sicherlich not amused, aber das Spiel war eine Werbung für den Volleyballsport."
7042 Fans fiebern mit
Die prächtige Kulisse von 7.042 Zuschauern hatte das entscheidende 3:1 der Berliner gegen den Titelverteidiger mitgefeiert. Damit wurde der Rekord von 7.700 Fans bei einem Meisterschaftsspiel zwar noch knapp verfehlt, aber der kann ja noch in der Ostersamstag in Münchens Randbezirken beginnenden Best-of-five-Finalserie geknackt werden.
"Wir freuen uns auf die große Aufmerksamkeit der Fans und Medien", sagte Hachings Trainer Mihai Paduretu: "Und über den Machtwechsel reden wir, wenn die Finalserie vorbei ist."
Erstmal muss der Mann schließlich ein Hotel in Berlin finden.