Australian Open, Finale | Satz 1 | Satz 2 | Satz 3 | Satz 4 | Satz 5 |
Novak Djokovic (SRB/1) | 5 | 6 | 6 | 6 | 7 |
Rafael Nadal (ESP/2) | 7 | 4 | 2 | 7 | 5 |
Die letzten Reserven mobilisierte Novak Djokovic 5:53 Stunden nach dem Beginn des längsten Matches in der Geschichte der Australian Open. Der Titelverteidiger riss sich das verschwitzte Tennishemd vom Leib und brüllte seine Freude und Erleichterung unter das geschlossene Hallendach der Rod Laver Arena.
In einem wahren Titanenkampf bei einer Temperatur von 33 Grad und hoher Luftfeuchtigkeit hatte der vom Stadionsprecher bei der Siegerehrung als "Mann aus Stahl" bezeichnete Weltranglistenerste seinen Herausforderer Rafael Nadal mit 5:7, 6:4, 6:2, 6:7 (5:7), 7:5 niedergerungen und bezeichnete den Erfolg selbst als "größten Sieg meiner Karriere".
Zum dritten Mal hintereinander sah sich der zehnmalige Grand-Slam-Gewinner aus Mallorca im Duell mit Djokovic als zweiter Sieger. Der 24 Jahre alte Serbe, der seinen fünften Grand-Slam-Titel gewann und als fünfter Mann erst überhaupt zum dritten Mal hintereinander bei den vier großen Turnieren den Hauptpreis abräumte, bekommt für diesen Kraftakt umgerechnet 1,86 Millionen Euro. Victoria Azarenka hatte nur 82 Minuten arbeiten müssen, um mit der gleichen Summe nach Hause zu fahren.
"Haben Geschichte geschrieben"
Mit dem Pokal in der Hand sagte der Unbezwingbare, was jeder der 15.000 Zuschauer dachte: "Wir haben heute Nacht Geschichte geschrieben. Unglücklicherweise kann es nur einen Sieger geben."Rafael Nadal stand mit hängendem Kopf daneben und sah nicht danach aus, als könnten ihn die gut gemeinten Worte des nun dreimaligen Melbourne-Meisters trösten. Immerhin aber hatte der wie Djokovic mit Ovationen im Stehen gefeierte Herausforderer noch Sinn für Humor. "Guten Morgen allerseits", begann er seine obligatorische Rede. Es war ja mittlerweile auch schon knapp zwei Stunden nach Mitternacht.
Der 25-Jährige sprach von einer "großen Show", er sei stolz darauf, Teil "dieses großen Tennismatches" gewesen zu sein. Als erster Profi verlor er zum dritten Mal hintereinander ein Grand-Slam-Finale.
Nadal verbesserte seinen eigenen Melbourne-Rekord in Sachen längstes Match der Geschichte. 2009 hatte er in 5:14 Stunden im Halbfinale seinen Landsmann Fernando Verdasco niedergerungen und zwei Tage später gegen Roger Federer seinen ersten Titel Down Under gewonnen.
Djokovic war am Freitag von Andy Murray 4:50 Stunden lang beschäftigt worden. Eigentlich kaum vorstellbar, dass ein Mensch zwei Tage später eine noch größere körperliche Leistung bringen kann. "Das war der größte physische Test in der Geschichte des Tennis", befand der frühere Weltranglistenerste Jim Courier.
Um 19.30 Uhr Ortszeit hatten die beiden besten Tennisspieler der Gegenwart den Platz betreten. Zu Beginn sah es danach aus, als würde Nadal nach sechs Finalniederlagen gegen Djokovic das Blatt wenden können. Nach 80 Minuten hatte er den ersten Satz mit 7:5 gewonnen. Doch dann fand der Belgrader in seinen Rhythmus, er schlug immer häufigere Winner und reduzierte die Anzahl der leichten Fehler. Satz zwei und drei gingen an den Serben.
Nadal kommt im vierten Satz zurück
Doch Nadal gab sich noch lange nicht geschlagen. Er kämpfte um jeden Ball und riskierte noch mehr. Als beim Stand von 4:4 das Hallendach geschlossen wurde, weil es erstmals in den 14 Tagen des Turniers zu regnen begann, ließ Djokovic erste Anzeichen von Müdigkeit erkennen.
Im Tiebreak schien er dann doch ein vorzeitiges Ende herbeiführen zu können, doch sein Vorhandball landete an der Netzkante. Nadal sicherte sich den Tiebreak mit 7:5 und damit den 2:2-Satzausgleich.
Das Match schien wieder eine neue Wende bekommen zu haben. Der unnachgiebige Spanier war nach dem geglückten Comeback besser in Schwung. Er nahm den angeschlagen wirkenden Djokovic den Aufschlag ab zum 3:2, ließ sich den Vorsprung aber wieder aus der Hand nehmen. Djokovic gelang das Rebreak zum 3:4.
Das Match war jetzt nur noch ein Kampf der Physis und des Willens. Nach einem langen Ballwechsel fiel Djokovic entkräftet einfach um. Nur um dann wieder aufzustehen und weiter um seine Chance zu kämpfen. Zwei Breakmöglichkeiten ließ er noch liegen, die dritte nutzte er dann aber zum 6:5. Nadal fletschte noch einmal die Zähne und erkämpfte sich auch einen Breakball. Er vergab die Chance, später sollte dann ein Ball von der Netzkante ins Aus fliegen zum Matchball für Djokovic. Der Titelverteidiger bekreuzigte sich und beendete das Match, das Nadal als "das schwerste, das ich je gespielt habe", bezeichnete.