SPOX: Frau Kerber, mit dem Viertelfinale in Brisbane und dem Finale in Sydney sind Sie sehr ordentlich in die Saison gestartet. Läuft ganz gut, oder?
Angelique Kerber: Ja, ich bin mit dem Start in die neue Saison im Großen und Ganzen zufrieden. Ich denke, dass die Form stimmt, wenngleich ich natürlich auch gerne in Brisbane etwas weiter gekommen wäre und in Sydney das Turnier gerne gewonnen hätte.
Angelique Kerbers Facebook-Seite
SPOX: Sie gehen mit einem neuen Trainer in die Saison, Benjamin Ebrahimzadeh begleitet Sie jetzt die ganze Zeit. Was waren die Beweggründe, um etwas zu verändern?
Kerber: Ich habe ja schon öfter mit ihm zusammengearbeitet, habe das aber jetzt auf Full-Time ausgeweitet, weil ich einfach das Gefühl hatte, etwas ändern zu müssen und neue Reizpunkte zu setzen. Veränderungen sind ja oft relativ schwer, aber ich denke, es war ein richtiger Schritt.
SPOX: Neue Trainer sind gerade ein großes Thema, Boris Becker und Stefan Edberg sind die Stichworte: Was sagen Sie denn dazu, dass Djokovic jetzt mit Becker arbeitet und Federer mit Edberg?
Kerber: Edberg und Becker sind zwei der erfolgreichsten Spieler überhaupt. Novak und Roger werden sich schon etwas dabei gedacht haben, die beiden zu engagieren und können sicherlich in bestimmten Situationen von ihnen profitieren.
Julia Görges im SPOX-Interview: "Talent reicht nicht mehr"
SPOX: Neben der großen Erfahrung, was glauben Sie, was ist es, was diese Legenden einem Spieler weitergeben können? Ist es auch allein schon die Aura, so jemanden in seiner Box zu haben?
Kerber: Das ist sicherlich ein Aspekt. Ein zweiter ist, dass diese Ex-Spieler schon alles erlebt haben und in jeder Situation wissen, was zu tun ist.
SPOX: Sie hatten schon mal die Chance, sich mit Steffi Graf auszutauschen. Was haben Sie davon mitgenommen?
Kerber: Zunächst einmal eine tolle Erinnerung. Das Gespräch war toll, Steffi ist eine ganz natürliche, super nette Frau, die mir ein paar wichtige Dinge mit auf den Weg gegeben hat.
SPOX: Steffi als Trainerin wäre doch auch was, oder?
Kerber: (lacht) Eine neue Trainerin ist aktuell kein Thema.
SPOX: Obwohl es wahrlich kein schlechtes Jahr war, waren Sie 2013 nicht ganz zufrieden. Warum nicht?
Kerber: 2013 war insgesamt kein schlechtes Jahr, allerdings hatte ich innerhalb der Saison eine kleine Schwächephase und mit einigen Verletzungen zu kämpfen. Dennoch war es ein sehr lehrreiches Jahr, welches mich weiter vorangebracht hat.
SPOX: Vor einigen Jahren wären Sie mit einer Saison wie der letzten sehr zufrieden gewesen, aber Ansprüche verändern sich. Nicht nur die der Öffentlichkeit, vor allem die von einem selbst.
Kerber: Klar verändern sich die Ansprüche. Ich bin nun schon seit einiger Zeit in den Top 10 und möchte da natürlich auch bleiben. Dafür brauche ich sehr gute Ergebnisse und die müssen auch mein Anspruch sein.
SPOX: Vor einigen Jahren hätten Sie fast aufgehört, jetzt stehen Sie konstant in den Top 10. Denken Sie manchmal noch an die Zeit zurück, als es nicht so toll lief und sind selbst beeindruckt, was Sie in den letzten Jahren geschafft haben?
Kerber: Natürlich freue ich mich darüber sehr und bin auch stolz darauf. Allerdings geht mein Blick mehr nach vorne als zurück.
SPOX: Sie könnten mit der aktuellen Situation super zufrieden sein, wollen aber natürlich immer noch weiter nach vorne und immer noch besser werden. Was ist Ihre größte Motivation?
Kerber: Das zu tun, was ich liebe, wahrscheinlich. Solange ich Spaß am Tennis habe, möchte ich auch weitermachen. Natürlich sind Erfolge wie Turniersiege auch etwas, was mich sehr motiviert, denn es ist ein super Gefühl, die Sieges-Trophäe überreicht zu bekommen.
SPOX: Die Australian Open haben wie alle Grand Slams ein besonderes Flair, was macht für Sie Melbourne aus?
Kerber: Das ist schwer zu beschreiben. Ich fühle mich in Australien einfach super wohl, dazu noch die tolle Stimmung hier in Melbourne, die Sonne, die Stadt...
SPOX: Und auch die Hitze...
Kerber: (lacht) Genau, es ist schon extrem heiß an manchen Tagen, das muss man schon sagen. Aber man muss hier voll ans Limit gehen und das gefällt mir.
SPOX: Serena Williams geht wieder als Topfavoritin ins Turnier. Einfache Frage: Wie schlägt man Serena? Wer einen Grand-Slam-Titel holen will, muss ja an ihr irgendwie vorbei.
Kerber: Ich glaube, man braucht einfach seinen allerbesten Tag und muss sie zu Fehlern zwingen.
SPOX: Wie haben Sie Serena über die Jahre persönlich kennengelernt: Ist sie jemand, mit der man mal nett quatschen kann?
Kerber: Viele Berührungspunkte gibt es natürlich nicht, aber sie ist immer nett und freundlich, wenn man sich über den Weg läuft. Ich merke auch, dass ihr Respekt mir gegenüber in den letzten Jahren schon gestiegen ist.
SPOX: Bei den Männern gibt es nach wie vor im Prinzip die Top 4, die die Grand Slams unter sich ausmachen. Wie würden Sie die Situation bei den Damen einschätzen: Wie viele Spielerinnen kommen Ihrer Meinung nach in Melbourne für den Sieg infrage?
Kerber: Das ist eine nicht ganz leichte Frage. Natürlich sticht Serena momentan extrem hervor, aber dahinter gibt es schon einige Spielerinnen, die über enorme Qualitäten verfügen und Serena auch schon geschlagen haben. Deshalb ist die Anzahl derjenigen Spielerinnen, die einen Grand Slam momentan gewinnen können, schon höher als bei den Herren.
SPOX: Sie waren schon nahe dran an einem Grand-Slam-Finale und damit auch an einem möglichen Sieg. Was glauben Sie, was ist vielleicht der letzte Tick, der noch fehlt zum ganz großen Coup?
Kerber: Ich glaube, da kommt es auf Erfahrung und natürlich auch einfach auf die Tagesform an.
SPOX: Welche Ziele haben Sie sich allgemein für 2014 gesteckt?
Kerber: Mich weiter auf ganz hohem Niveau zu etablieren, weiterhin Spaß zu haben und mein Tennis immer weiter zu verbessern!
Angelique Kerber im Steckbrief