Bravouröser Zverev verpasst Sensation

SID
Alexander Zverev unterliegt Thomas Berdych nur knapp
© getty

Das Davis-Cup-Drama in fünf Akten zwischen Debütant Alexander Zverev und Tomas Berdych fesselte die knapp 7000 Tennisfans in Hannover. Der hochbegabte Teenager lieferte dem Weltranglistensiebten einen Kampf über 4:19 Stunden und verpasste beim 6:7 (6:8), 6:1, 6:4, 6:7 (5:7) und 4:6 nur knapp den größten Sieg seiner jungen Karriere.

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"Nein, momentan kann ich mich nicht freuen", sagte Zverev, dem sogar 16 Punkte mehr als seinem Gegner gelangen nach dem "intensivsten Match" seines Lebens: "Jetzt ist es gerade ziemlich bitter." Großes Lob bekam Zverev, den alle nur Sascha rufen, von Berdych: "Sascha ist einer der zukünftigen - ich würde fast sagen - Nummer-Eins-Spieler der Welt. Ich konnte nicht viel ausrichten, er hat unglaublich gespielt."

Weil sich Philipp Kohlschreiber zuvor im zweiten Marathon-Match des Tages zum Pflichtsieg (3:6, 6:3, 6:4, 2:6, 6:3) gegen Lukas Rosol gequält hatte, besitzt die Auswahl des DTB beim Stand von 1:1 gegen Tschechien vor dem Doppel am Samstag noch alle Chancen auf den Einzug ins Viertelfinale.

Der Mann des Tages, der schon seit Jahren als das Versprechen auf eine bessere Zukunft im deutschen Männertennis gilt, war jedoch trotz der Niederlage Alexander Zverev. Mit welchem Selbstverständnis der 18 Jahre alte Hamburger bei seiner Premiere im Nationaltrikot auftrat, begeisterte auch Becker, der als Ehrengast Satz eins im Publikum verfolgte.

Zverev bringt Berdych zur Verzweiflung

Vor dem Match hatte der dreimalige Wimbledonsieger den Hoffnungsvollsten seiner Erben in der Kabine besucht. Becker traf einen ebenso gelassenen wie top-motivierten Teenager - und teilte den Fans anschließend mit: "Wir können froh sein, dass wir ihn haben. Ab jetzt werde ich regelmäßig vorbeischauen."

Dass sich ein Abstecher zum deutschen Männertennis wieder lohnt, daran hat Zverev gewaltigen Anteil. Das Ausnahmetalent mit den russischen Wurzeln brachte nicht nur Berdych an den Rand der Verzweiflung, Zverev weckte auch die Zuschauer aus ihrer Lethargie. Beim Match zwischen Kohlschreiber und Rosol hatten die knapp 100 Gästefans für die stimmungsvollsten Momente gesorgt.

Das änderte sich spätestens, als Zverev nach dem 0:3-Rückstand im ersten Durchgang ins Match fand und sich einen Satzball erspielte. Berdych, 30 Jahre und einst Finalist in Wimbledon, wehrte Zverevs Chance mit all seiner Erfahrung ab, begann jedoch sichtlich daran zu zweifeln, einen entspannten Nachmittag gegen einen Nachwuchsspieler zu erleben.

Kein Zeichen von Resignation

Während der 1,98 Meter große und noch immer äußerst schlaksige Zverev das Match drehte, gab Kohlschreiber in den Katakomben Auskunft über den unbekümmerten Teamkollegen. Äußerst lässig habe sich Zverev gegeben, berichtete Kohlschreiber, von Aufregung sei keine Spur gewesen. "Das hatte ich so nicht erwartet", sagte der 32 Jahre alte Augsburger.

Zverev begeisterte unterdessen weiter, Satz drei sicherte er sich mit einem Ass und einem direkten Aufschlagpunkt. In der Spitze schlug der Hüne gegen Berdych bis zu 223 Kilometer in der Stunde auf, der zweite Aufschlag war im Schnitt fast 200 km/h schnell. Neben dem Service und den geschmeidigen Grundschlägen hat sich Zverev mittlerweile auch erstaunlich effektive Beine erarbeitet.

Die wurden erst spät im fünften Satz müde, bei 3:3 kassierte er das Break, das die Hoffnungen auf den Coup schwinden ließ. Zverev zeigte jedoch kein Anzeichen von Resignation - eine weitere Qualität, die ihn von zahlreichen ebenfalls talentierten Altersgenossen unterscheidet. Am Sonntag bekommt er eine weitere Chance, sein Können unter Beweis zu stellen.

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