Rafael Nadal atmete einmal tief durch. Dann verkündete der Tennis-Superstar, was alle befürchtet hatten.
"Ich bin hier, um euch mitzuteilen", sagte der spanische Sandplatzkönig mit feuchten Augen, "dass ich meine professionelle Tenniskarriere beende."
Den Kampf mit den Tränen entschied er knapp für sich, den gegen die Zeit und seinen Körper hat Nadal nun endgültig verloren.
Lange hatte es sich abgezeichnet, jetzt ist es Gewissheit: Der Stier von Manacor, der größte Sandplatzspieler der Geschichte, der große Rivale von Roger Federer und Novak Djokovic, macht Schluss.
Das Davis-Cup-Finale im November in Malaga wird Nadals letzter Auftritt auf der internationalen Tennisbühne. Nach dem emotionalen Triumph 2004 mit Spanien soll sich für den 38 Jahre alten Nadal nun ein letzter Kreis schließen. Es wäre ein spektakuläres Ende einer unglaublichen Karriere.
Nadal: "Es ist natürlich eine schwierige Entscheidung"
"Es ist natürlich eine schwierige Entscheidung, für die ich einige Zeit gebraucht habe", sagte Nadal in dem Video, das er in den Sozialen Medien verbreitete.
Im Leben habe "alles einen Anfang und ein Ende, und ich denke, das ist der richtige Zeitpunkt, eine Karriere zu beenden, die lang und viel erfolgreicher war, als ich mir jemals erhofft habe", sagte er.
Und in der Tat: Nadal hat das Tennis mit seiner zuvor nie dagewesen Wucht revolutioniert, er hat Gegner in Grund und Boden gerannt, und er hat in über zwei Jahrzehnten seiner Karriere neue Maßstäbe gesetzt.
Als gerade 19-Jähriger triumphierte er 2005 erstmals bei den French Open. Aberwitzige 13 weitere Titel ließ er in Roland Garros, beim wichtigsten Sandplatz-Turnier der Welt, folgen - insgesamt 22-mal krönte er sich zum Grand-Slam-Sieger.
Becker und Federer verneigen sich vor Nadal
Die Lobgesänge ließen am Donnerstag nicht lange auf sich warten. "Vielen Dank, Rafa. Du hast die Tenniswelt zu einem besseren Ort gemacht", schrieb die deutsche Legende Boris Becker bei Instagram.
Und Federer schrieb bei X von einer "absoluten Ehre", gegen Nadal spielen zu dürfen, und bedankte sich für "unvergessliche Erinnerungen. Ich habe immer gehofft, dass dieser Tag nie kommt". Djokovic betonte zudem, Nadals Vermächtnis werde "für immer weiterleben".
Nach Federer, der 2022 seine illustre Karriere beendet hatte, geht damit nun der zweite der "Big Three", der großen Drei, die das Tennis in den vergangenen fast 25 Jahren geprägt haben wie niemand zuvor.
Übrig bleibt vorerst nur der nimmermüde Djokovic, der mit seinen 24 Titeln dafür gesorgt hat, dass sich Nadal inzwischen nicht mehr Grand-Slam-Rekordsieger nennen darf.
Nadal bedankt sich bei seinen "großen Rivalen"
Er wolle sich bei seinen "großen Rivalen insbesondere" bedanken, sagte Nadal: "Ich habe so viele Stunden mit ihnen verbracht und Momente erlebt, an die ich mich für den Rest meines Lebens erinnern werde."
Den Tennisfans wird es ähnlich gehen. Unvergessen sind unter anderem sein Finalsieg in Wimbledon 2008 gegen Federer, für viele Beobachter das beste Match aller Zeiten - oder das epische Endspiel von Melbourne gegen Djokovic 2012, das der Serbe nach 5:53 Stunden für sich entschied.
Eine besondere Rolle haben in der Karriere des Rafael Nadal auch die Deutschen gespielt. Der erste Gegner bei Nadals Lieblingsturnier in Paris im Jahr 2005? Der heute 48 Jahre alte Lars Burgsmüller.
Sein, wie nun feststeht, letzter Gegner bei den French Open in diesem Jahr? Alexander Zverev, der dem angeschlagenen Spanier in der ersten Runde keine Chance ließ.
Nadals Körper spielt nach all den Qualen nicht mehr mit
Am Ende spielte Nadals Körper nach all den Qualen, nach nunmehr 1307 Matches und 92 Titeln auf der Tour einfach nicht mehr mit. "Es sind ein paar schwierige Jahre gewesen, besonders die letzten beiden", sagte Nadal, der nun die Konsequenzen zieht.
Bei den Davis-Cup-Finals wird der Olympiasieger von 2008 ab dem 19. November letztmals den Schläger als Profi in die Hand nehmen und mit Spanien um den Titel kämpfen. Gegner im Viertelfinale sind zum Auftakt die Niederlande. Im Halbfinale könnte es zu einem Aufeinandertreffen mit der deutschen Mannschaft kommen.