Das letzte Quäntchen fehlt

Von Sebastian Hahn
Marius Wlazly war vom deutschen Team über vier Sätze kaum zu stoppen
© getty

Deutschland kratzt an der Sensation, am Ende macht der Gastgeber aber das Finale klar. Besonders im zweiten Durchgang hat man große Chancen, ein vorentscheidender Fehler verhindert aber den zu diesem Zeitpunkt möglichen Satzausgleich. Am Ende gewinnt der Gastgeber mit 3:1 (26:24, 28:26, 23:25, 21:25). Morgen trifft man im Spiel um Platz drei auf Frankreich.

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Am Ende war es vielleicht die entscheidende Szene des Spiels. Deutschland hat seinen zweiten Satzball im zweiten Durchgang, Polen bekommt den Aufschlag der Deutschen nicht unter Kontrolle. Drzyzga kickt den Ball noch so gerade in Richtung Netz.

Vermutlich wäre der Ball gar nicht mehr zu den Deutschen gekommen, Max Günthor geht aber auf Nummer sicher und tippt den Ball mit den Fingerspitzen auf den Boden. Schiedsrichter Juraj Mokry entscheidet auf "Übergegriffen", der Punkt ist bei den Polen. Eine grenzwertige Entscheidung.

Hammer-Schorsch geht die Puste aus

Die zweite kritische Szene ereignet sich aus Sicht des Teams von Vital Heynen dann im dritten Durchgang. Georg Grozer muss, vollkommen ausgepumpt nach zwölf Partien in weniger als drei Wochen, vom Feld.

Kapitän Jochen Schöps macht seine Sache gut und führt das Team sogar zum einzigen Satzgewinn, am Ende fehlt den Deutschen aber die Urgewalt des Deutsch-Ungarn, die im Notfall immer ein paar freie Punkte ermöglicht.

Denn Grozer war es, der das Team vor 12.500 Fans in der ausverkauften Spodek Arena in Kattowitz im zweiten Satz wieder heranbrachte. 11:18 stand es schon aus Sicht des DVV, dann konnte der deutsche Superstar mit zahlreichen Hammer-Aufschlägen und starken Angriffen das Team wieder heranbringen.

Dann vergab man allerdings drei Satzbälle. Zu viele auf diesem Niveau. Polen nutzte seine erste Chance - und bewies wie schon im ersten Satz Nervenstärke, als man aus einem 22:23 noch ein 26:24 machte.

Annahme zu schwach

Ein weiteres Problem zeichnete sich vor allem im vierten Satz ab. Polens Aufschläge, vor allem von Superstar Marius Wlazly, waren zuviel für das deutsche Team. Zu oft kam die Annahme nicht genau genug zum Zuspieler, Polens Blockreihe sowie die Annahme konnte sich in Ruhe formieren und immer wieder Punkte abstauben.

Dass dem DVV-Team dies nicht gelang, lag auch an den teils zu harmlosen Aufschlägen, die die Polen vor keine Probleme stellten. Agierte man mal mit Dampf, landete der Ball vor allem in den entscheidenden Szenen zu oft im Aus. Am Ende fehlte einfach das letzte Quäntchen, um auf WM-Halbfinal-Niveau bestehen zu können. "Der Unterschied zwischen beiden Teams war minimal, ich bin stolz auf die Jungs. Die Leistung hat eine Medaille verdient", erklärte Vital Heynen.

Historische Chance gegen Frankreich

Am Sonntagnachmittag hat man trotzdem die historische Chance, auf die erste WM-Medaille seit 44 Jahren und das zweite Edelmetall überhaupt. Das Frankreich, vor allem nach dem starken Auftritt gegen Brasilien (2:3), als Favorit in die Partie geht ist logisch.

"Die Enttäuschung ist schon sehr groß, wenn man so knapp scheitert und so dicht am Finale dran war. Aber wir werden jetzt im Spiel um Platz drei alles geben und uns wieder aufrichten", erklärte Schöps. Außenangreifer Fromm meinte: "Vielleicht hat uns ein bisschen die Cleverness gefehlt. Gegen Frankreich werden wir jetzt aber 150 Prozent geben und diese Medaille holen",

Im letzten Duell unter der Woche sahen die Deutschen nicht gut aus, ein klares 0:3 war die Folge. Schwer wird es sicherlich, aber, dass hat das Spiel gegen Polen gezeigt, nicht unmöglich. Man muss in den entscheidenden Momenten konsequenter agieren - und darauf hoffen, dass Hammer-Schorsch wieder Benzin im Tank hat.

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