Als Nachfolger von Trainer-Ikone Stelian Moculescu wiegt dessen Erbe schwer. Erster Prüfstein ist am Sonntag das Duell im Supercup bei Meister und Dauer-Rivale BR Volleys.
"Wir wollen wieder begeistern", sagte Heynen dem SID: "Ich hatte letztes Jahr das Gefühl, hier in Friedrichshafen war nicht mehr die gleiche Begeisterung von vor zehn oder 15 Jahren da."
Tatsächlich schlägt sich der 13-malige Meister mit Problemen herum. Zu oft blieben in der Vergangenheit zu viele Plätze in der heimischen ZF-Arena leer. "Die Leute müssen wieder herkommen und Spaß daran haben, der Mannschaft zuzusehen. Um den Leuten Spaß zu machen, musst du aber auch ab und zu gewinnen", sagte Heynen.
Genau daran haperte es zuletzt. Während der vergangenen fünf Spielzeiten holte das Team nur einmal den Ligatitel, Berlin dagegen gewann vier Mal die Bundesliga und sicherte sich in der zurückliegenden Saison zusätzlich gar den Pokal und den CEV-Cup, den zweithöchsten europäischen Vereinspokal.
Den Berliner-Rhythmus brechen
Viele Spieler der Volleys wie etwa Sebastian Kühner, Ruben Schott und Felix Fischer kennt Heynen noch aus der Nationalmannschaft. "Das sind Leute, für die ich mich verantwortlich fühle, die ich sehr gerne habe", sagte der Belgier.
Die Dominanz der Hauptstädter soll eine Woche vor dem Start der Bundesliga dennoch bröckeln. "Letztes Jahr hat Berlin viel gewonnen. Diesen Rhythmus müssen wir brechen. Der Supercup ist zwar nicht der wichtigste Titel des Jahres, trotzdem kann es für meine Mannschaft unglaublich wichtig sein, dort zu gewinnen", sagte Heynen.
Dafür stellte sich Friedrichshafen personal neu auf und setzt nun verstärkt auf junge deutsche Spieler. Heynen, der die deutsche Nationalmannschaft unter anderem zu WM-Bronze 2014 geführt hatte, kam für Volleyball-Legende Stelian Moculescu. Dieser hatte seit 1997 sämtliche Meister-und Pokaltitel sowie den Gewinn der Champions League 2007 zu verantworten.
Heynen versucht sich indes von dem Erwartungsdruck ihm gegenüber zu lösen: "Wenn Journalisten nicht nach Moculescu gefragt haben, habe ich diesen Namen in Friedrichshafen nicht gehört", sagte der 47-Jährige: "Ich beschäftige mich nicht mit dem, was früher passiert ist."
Schwierige Herausforderungen wie die Aufgabe beim VfB liebt Heynen. Neben dem sportlichen Projekt war es jedoch das außerordentliche Interesse der Friedrichshafener an ihm, das ihn überzeugte. "Nachdem ich bei der Nationalmannschaft aufgehört habe, dachte ich, ich gehe das erste Jahr nicht gleich wieder nach Deutschland. Das ist zu schnell", sagte Heynen: "Die Leute in Friedrichshafen haben aber so klar ausgedrückt, dass sie mich haben wollen. Es ist immer angenehm an Orte zu gehen, an denen man das Gefühl hat, erwartet zu werden."