Durchsuchung auch bei Heike Hartmann

SID
Heike Hartmann feierte 2007/07 ihr Comeback auf internationaler Bühne
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Im Zuge der Doping-Ermittlungen im Fall Pechstein sind auch das WG-Zimmer, der Spind und der Hauptwohnsitz von Eissprinterin Heike Hartmann durchsucht worden.

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Das Thema Doping lässt die Deutsche Eisschnelllauf-Gemeinschaft (DESG) nicht los. Im Zuge der Ermittlungen im Fall Claudia Pechstein haben Staatsanwaltschaft und Bundeskriminalamt (BKA) auch Wohnobjekte der Inzeller Eissprinterin Heike Hartmann durchsucht.

Einen entsprechenden Bericht der "Süddeutschen Zeitung" bestätigte DESG-Präsident Gerd Heinze. Anscheinend wird Hartmann, die am Samstag beim Sprint-Weltcup in Erfurt an den Start ging, ebenso wie die Berliner Nachwuchs-Läuferin Bente Kraus als Doping-Verdächtige angesehen.

"Anscheinend einer von 18 Tests auffällig"

Durchsucht worden seien laut der Zeitung Hartmanns WG-Zimmer in Berlin, ihr Spind im Eisstadion Inzell und ihr Hauptwohnsitz in Hausham bei Miesbach. Frauen-Bundestrainer Markus Eicher sagte, dass bei Hartmann "anscheinend einer von 18 Tests auffällig" gewesen sei, der Verdacht sich allerdings nicht erhärtet hätte.

Auch die Ermittlungen gegen Kraus bestätigte Eicher in Erfurt. Hartmann wollte sich in der Gunda-Niemann-Stirnemann-Halle zu den Vorfällen nicht äußern.

Am Freitag war laut "Berliner Morgenpost" angeblich aus Ermittlerkreisen durchgesickert, dass neben Pechstein zwei weitere deutsche Eisschnellläuferinnen unter Dopingverdacht stehen sollen.

Sie sollen auf einer ISU-Liste stehen, auf der Läuferinnen und Läufer geführt werden, bei denen wie bei der für zwei Jahre gesperrten Pechstein erhöhte Retikulozytenwerte festgestellt wurden. Bislang sind allerdings nur bei Pechstein Maßnahmen ergriffen worden.

"Auch Olympia-Teilnehmer" im Visier

Ein BKA-Ermittler bestätigte der "SZ", unter den ins Visier geratenen Athleten befänden sich "auch Olympia-Teilnehmer". Hartmann und Kraus gehörten nicht zum deutschen Team in Vancouver.

"Das ist wie ein Schock für uns. Dass Heike Hartmann als Sprinterin mit Epo zu tun haben soll, ist ein Witz. Ich lege die Hand für sie ins Feuer", sagte Eicher und ergänzte mit Blick auf die Ermittler: "Sie wollen Hintermänner finden - so finden sie sie nicht."

"Es wird mit Kanonen auf Spatzen geschossen"

Heinze kritisierte die Art und Weise der Untersuchungen scharf. "Hier wird mit Kanonen auf Spatzen geschossen. Das Vorgehen ist gelinde gesagt unangemessen. Wenn alles seriös und ruhig abgelaufen wäre, wäre das okay. So werden wir, die wir selbst Anzeige gegen Unbekannt gestellt haben, unter Generalverdacht gestellt", sagte Heinze.

Neben den "lancierten" Verdächtigungen gegen deutsche Athletinnen stört sich Heinze vor allem an den Untersuchungsmethoden der Ermittler, die mit Schusswaffen und kugelsicheren Westen die Objekte untersucht hatten.

"Die guten Ergebnisse von Vancouver und die positive Darstellung unserer Sportlerinnen und Sportler wird systematisch in den Hintergrund gedrängt. So drängt sich der Eindruck auf, wir hätten Radsport-Probleme. Dem ist nicht so", sagte Heinze.

Gerüchte um Bente Kraus

Das BKA hatte bestätigt, im Fall Pechstein am 4. und 5. März 21 Durchsuchungen vorgenommen zu haben. Heinze sagte, er wisse bislang nur von Durchsuchungen der Verbands-Geschäftsstelle in München sowie der Häuser von Pechstein, Hartmann und DESG-Teamchef Helge Jasch. Die Gerüchte um Bente Kraus, eine 21-Jährige ohne Weltcup-Erfahrung, wollte Heinze auf Nachfrage nicht kommentieren.

Inzells Stadion-Chef Hubert Graf sagte der "SZ", dass die Ermittler bei der Durchsuchung am Donnerstag "ausdrücklich nicht" nach Team-Olympiasiegerin Anni Friesinger-Postma gefragt hätten.

Pechsteins ehemaliger Trainer Joachim Franke bestritt Gerüchte, denen zufolge auch er Besuch von der Staatsanwaltschaft erhalten habe. "Das stimmt nicht. Bei mir war keiner", sagte Franke.

Die Hausdurchsuchungen gehen zurück auf eine Anzeige gegen Unbekannt, die durch die DESG und die Nationale Anti-Doping-Agentur NADA am 1. Dezember 2009 bei der Schwerpunkt-Staatsanwaltschaft in München gestellt wurde. Ziel ist es, mögliche Hintermänner ausfindig zu machen.

Wolf: "Das belastet einen schon"

Auch an den nicht verdächtigten Sportlerinnen geht das Thema nicht spurlos vorüber. Jenny Wolf, die bei ihrem ersten Auftritt nach ihrem Gewinn der Silbermedaille in Erfurt das 500-m-Rennen souverän gewann, sagte im "ZDF": "Das belastet einen schon. Es macht einfach keinen Spaß mehr, wenn man sich auf den Start freut, und dann kommt wieder so etwas dazwischen."

Hartmann lief über 500m schwache 40,50 Sekunden und sagte danach ihren 1000-m-Start ab. "Kein Wunder, sie ist mental am Boden zerstört", sagte Eicher.

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