Felix Neureuther stand keuchend inmitten von 45.000 tobenden Österreichern und hob entschuldigend die Arme. Von einer bösen Grippe geschwächt hat der 26-Jährige in Schladming als Elfter die Slalom-Generalprobe für die WM in Garmisch-Partenkirchen (7. bis 20. Februar) verpatzt - doch das war für ihn nebensächlich.
"Gestern lag ich den ganzen Tag flach. Deshalb bin ich glücklich, dass ich ein Ergebnis stehen habe", sagte er über das letzte Rennen in seiner Spezialdisziplin vor den Titelkämpfen.
"Kein Saft in den Beinen"
Dass es beim Flutlicht-Rennen auf der von bengalischen Feuern eingenebelten "Planai" wieder nicht aufs Podium reichte, war für Neureuther angesichts seiner Erkrankung zu verschmerzen. "Die Grippe ist echt schlimm, ich habe keine Kraft mehr, keinen Saft in den Beinen", sagte er. Er hatte "überlegt, hier gar nicht anzutreten. Aber mir blieb nichts anderes übrig, um im Rhythmus zu bleiben."
Er wollte die letzte Chance nutzen, um für die WM am heimischen Gudiberg nach einer durchwachsenen Saison ohne Podiumsplatzierung noch ein bisschen Selbstvertrauen zu tanken - doch das war in seiner körperlichen Verfassung nicht möglich. 1,41 Sekunden betrug sein Rückstand auf Sieger Jean-Baptiste Grange aus Frankreich, der zwei Tage nach seinem Coup von Kitzbühel erneut vorne lag und seinen neunten Weltcup-Erfolg feierte. Hinter Grange lagen mit Andre Myhrer (0,04 Sekunden zurück) und Mattias Hargin (0,60) zwei Schweden.
Ivica Kostelic verteidigte als Fünfter seine Führung im Gesamtweltcup sowie in der Disziplinwertung. Fritz Dopfer (Garmisch) kämpfte sich mit der hohen Startnummer 57 ins Finale vor und sammelte mit Platz 16 ein weiteres Argument dafür, ihn trotz fehlender Norm für die WM zu berufen.
"Der ganze Körper ist total schlapp"
"Fieber, Lungenschmerzen - der ganze Körper ist total schlapp", beschrieb Neureuther sein Leiden. Dies durfte er wegen der Anti-Doping-Regularien nicht mit Medikamenten bekämpfen. Entkräftet wie er war, hatte er keine realistische Aussicht auf einen vorderen Platz, den er angesichts der bisherigen Resultate herbeigesehnt hatte. Bei den sechs Torläufen zuvor hatte Neureuther zweimal Rang sechs belegt, je einmal war er Neunter und 16., zweimal qualifizierte er sich nicht für den zweiten Durchgang - wie am Sonntag in Kitzbühel.
Das Rennen im Flockenwirbel von Schladming, dem WM-Ort 2013, sollte die Wende zum Guten bringen. Doch nun muss er auf sein letztes Weltcup-Rennen vor der WM am 6. Februar in Hinterstoder/Österreich hoffen.
Dort fährt Neureuther den Riesenslalom, und bis dahin will er sich "nur noch auskurieren". Kollege Dopfer muss dort unter die Top 15 kommen, um die WM-Norm doch noch zu erfüllen - obwohl er sein Ticket nach dem Auftritt von Schladming sicher haben müsste.
Bei den Titelkämpfen würde es für beide am 18. Februar mit dem Riesenslalom ernst. Zwei Tage später will Neureuther im Slalom eine Medaille - Grippe hin oder her.