Neureuther: Bereit, "einen rauszuhauen"

SID
Neureuther will noch einmal "einen raushauen"
© getty

Felix Neureuther steht am Sonntag (09.45 im LIVETICKER) vor seinem letzten WM-Rennen und hofft weiterhin auf eine Medaille in St. Moritz. Der 32-Jährige Pasinger will noch einmal Gas geben - doch Favoriten auf Edelmetall sind andere.

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Am Samstag hatte es Felix Neureuther auf die erste Seite der großen Schweizer Boulevardzeitung Blick geschafft - dummerweise nicht mit einer bemerkenswerten Leistung im Riesenslalom am Vortag. "Die Schweizer sind zu deppert", zitierte das Blatt den Deutschen zum beinahe katastrophalen Ausgang der Übungseinheit der Fliegerstaffel "PC 7 Team" der eidgenössischen Luftwaffe.

Unglücklich für Neureuther: Er hatte sich in der Tat über den Vorfall mokiert, als "deppert" hatte er die Schweizer aber nicht abgekanzelt.

Unerfreuliche Schlagzeilen

Neureuther ist seit seiner Ankunft in St. Moritz, genauer im benachbarten Celerina, fast täglich in den Schlagzeilen gewesen. Erst mit lockeren Sprüchen, dann aber wegen Unerfreulichem: Im Team-Wettbewerb schied die deutsche Mannschaft gleich in der ersten Runde aus, weil Schlussläufer Neureuther, der sein Duell unbedingt gewinnen musste, am Sprung kurz nach dem Start seinen ohnehin seit Jahren geplagten Rücken dermaßen verdrehte, dass er sich dabei eine Muskelverhärtung der üblen Sorte zuzog.

Im Riesenslalom am Freitag hatte Neureuther wegen des Rückens im Grunde genommen keine Chance - behauptete aber, der Start habe ihm geholfen, sich auf den Slalom einzustimmen.

"Man muss sowieso immer positiv nach vorne schauen, und das Positive ist, dass es vom Rücken her relativ gut gehalten hat. Jetzt gilt's zu regenerieren und sich auf den Sonntag richtig vorzubereiten - und da dann einen rauszuhauen", sagte er. Im zweiten Lauf des Riesenslaloms ist Neureuther immerhin die zweitbeste Zeit gefahren, am Ende wurde es Platz 16.

Immer bereit, einen rauszuhauen

Neureuther ist immer in der Lage, einen rauszuhauen, nur: Diese Tage sind selten geworden. Er ist derzeit noch Vierter in der Slalom-Weltrangliste, er ist immerhin noch Sechster im Slalom-Weltcup, er hatte im Januar auch eine sehr gute Phase, in der er immer um einen Platz auf dem Podest mitfuhr, aber eben auch nur zweimal drauf.

Und vor seinem vermutlich letzten WM-Rennen gehört er deshalb nicht zu den Favoriten, die Neue Zürcher Zeitung zählt ihn nicht mal mehr zu den Anwärtern auf eine Medaille. Wohl zu Recht.

Abgesehen davon, dass Linus Straßer (München) derzeit in bestechender Form ist, Stefan Luitz zuletzt gut Slalom fuhr und Dominik Stehle immer mal wieder für eine Überraschung sorgt: Neureuther ist der letzte Trumpf, den der Deutsche Skiverband bei dieser bislang so unglücklich verlaufenen WM hat.

Aber: Da sind noch Riesenslalom-Weltmeister Marcel Hirscher, Slalom-"Mozart" Henrik Kristoffersen, der starke Russe Alexander Choroschilow, die Schweden, die Italiener und sogar ein Engländer namens Dave Ryding. Jede Menge Konkurrenz.

Neureuthers spezielle Vorbereitung

Wegen des WM-Slaloms ist Neureuther im vergangenen Sommer sogar in eine Skihalle gegangen zum Training. In Wittenburg, rund 80 km südlich der Ostsee und eine gute Autostunde östlich von Hamburg gelegen, simulierten er und die Teamkollegen die flache Zielpassage in St. Moritz - mit Erfolg.

In einem nur 25 Fahrsekunden langen Kurs verbesserte sich Neureuther innerhalb von zwei Tagen um eineinhalb Sekunden. Nur: Die anderen schlafen auch nicht. Und es ist ja auch nicht das einzige Problem, das Neureuther hat.

Diese WM, hat Neureuther zuvor gesagt, sei eine gute WM, "wenn ich wieder das Gefühl habe, dass ich alles unter Kontrolle habe beim Skifahren". Dass er wieder das Gefühl habe, "dass du tun und lassen kannst, was du willst und es funktioniert einfach". Dieses "Gefühl suche ich seit zwei Jahren, das hatte ich schon mal", sagte Neureuther. Sollte er es zufällig am Sonntag wiederfinden, wird er am Montag sicher eine tolle Schlagzeile auf Seite eins haben.

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