Dies geht aus Aussagen des US-Wissenschaftlers Don Catlin (75) in Interviews mit der "New York Times" und dem norwegischen TV-Sender "TV2" hervor. Catlin war vor zwölf Jahren Chef des zuständigen Anti-Doping-Labors in Salt Lake City.
Rogge habe ihm nur eine Frage gestellt, sagte Catlin der "New York Times": "Können Sie den Fall vor dem CAS (Internationaler Sportgerichtshof, d. Red.) gewinnen?" Er habe dem IOC-Präsidenten die Frage mit "ja" beantwortet, aber darauf hingewiesen, dass die zum Ende der Spiele aufgedeckten Dopingfälle der Langläufer Johan Mühlegg, Larissa Lasutina und Olga Danilowa schon genügend Arbeit verursachen würden.
"Also haben wir entschieden, es an diesem Punkt zu stoppen", sagte Catlin. Man habe nicht riskieren können, alle fünf Fälle zu verfolgen. Wäre nur einer verloren gegangen, wäre "deine Glaubwürdigkeit in dieser Frage zerschossen".
Catlin bestätigt Aussagen
Das Internationale Olympische Komitee erklärte auf "SID"-Anfrage, Catlin habe sich bereits an das IOC gewandt und gesagt, er sei von der "New York Times" falsch zitiert worden. Aus IOC-Sicht besitze der Bericht keine Grundlage, teilte Sprecher Mark Adams mit. Im Gespräch mit dem norwegischen TV-Sender "TV2" bestätigte Catlin seine Aussagen aber im Grundsatz.
Diesem Interview zufolge lief laut Catlin damals bei den Biathlon-Tests alles auf eine positive EPO-Analyse hinaus. "55 von 60 Stufen" des Testverfahrens seien durchgeführt worden, "es schien so, als würden wir ein positives Ergebnis bekommen. Aber wir haben an diesem Punkt aufgehört", sagte Catlin. Ein Grund sei gewesen, dass er am letzten Tag der Spiele "ganz schön erledigt" gewesen sei und man "einen Haufen anderer Probleme mit den anderen Fällen" gehabt habe. Mittlerweile bereut Catlin offenbar sein Handeln. "Ich wünschte, ich hätte nicht aufgegeben", sagte er der norwegischen Zeitung Aftenbladet.
Proben anonymisiert
Namen der möglichen Sünder nannte er nicht, ohnehin landen die Proben im Labor anonymisiert. Eine Nachverfolgung ist heute nicht mehr möglich, da die Proben vernichtet und die Fälle verjährt sind.
Die Führung des Biathlon-Weltverbandes erfuhr von dem Fall angeblich aus der Presse. "Man sollte sich in der Anti-Doping-Arbeit von nichts überraschen lassen, aber ich musste mich schon zwicken und fragen: Kann das, was da geschrieben steht, wirklich stimmen?", sagte IBU-Präsident Anders Besseberg dem Aftenbladet: "Das IOC muss jetzt auf den Plan treten und diese Sache klarstellen."