Medien-Lieblinge mit Gummipuppen

Von Für SPOX in London: Alexander Mey
Der Moment des Triumphs für Jonas Reckermann und Julius Brink
© Getty

SPOX-Blogger Jonas Reckermann und sein Partner Julius Brink holen im Beachvolleyball die am meisten bejubelte Goldmedaille des deutschen Teams. Die Community gratuliert den gefeierten Helden.

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Es geht rund im Gästebuch von SPOX-Blogger Jonas Reckermann bei mySPOX. "Ihr seid die größten deutschen Helden bei Olympia 2012", heißt es da. Oder: "Einfach traumhaft, selten bei einem 'Nicht-Fußball'-Spiel so mitgezittert und geschrieen."

Ihr wollt Jonas Reckermann gratulieren? Ab in sein Gästebuch!

Reckermann und Brink sind seit einem an Dramatik und Emotionen kaum zu überbietenden Abend auf der Horse Guards Parade in London offiziell deutsche Sporthelden. Keine andere Goldmedaille wurde so ausgelassen gefeiert wie diese.

Größtes Spektakel abseits von Briten und Bolt

Im mit 15.000 Zuschauern prall gefüllten Stadion drängte sich gefühlt die halbe deutsche Olympiamannschaft. IOC-Vize Thomas Bach war ebenso da wie Gewichtheber Matthias Steiner und die Besatzung des Deutschland-Achters.

Das Hallen-Volleyball-Team der Männer musste kurz vor Spielbeginn vom DOSB noch in die Arena geschleust werden, weil der Ordner es nicht passieren lassen wollte.

Alle wollten dabei sein, wenn das größte Spektakel der Spiele abseits der britischen Mannschaft und von Usain Bolt vielleicht von einer deutschen Goldmedaille gekrönt wird.

Dramatisches Finish im Finale

Und so kam es. Reckermann und Brink rangen die favorisierten Brasilianer Alison Cerutti und Emanuel Rego in drei Sätzen nieder und holten als erste Europäer der mittlerweile 16-jährigen Olympia-Geschichte Gold im Beachvolleyball.

Das Finish war dramatisch. Brink/Reckermann führten schon 14:11, konnten aber keinen der drei Matchbälle nutzen. Brink sei "das Herz noch mal in die Hose gerutscht", sagte er und fügte auf der Pressekonferenz am Morgen danach hinzu: "Zum Glück waren die Brasilianer so dumm und haben dann wieder auf Jonas aufgeschlagen. Dadurch hatte er die Verantwortung."

Klage über die Londoner Sperrstunde

Selbst nach einer nahezu durchgefeierten Nacht und der Erschöpfung nach dem für Beachvolleyballer extrem langen Turnier haben sich die beiden ihre Lockerheit bewahrt. Reckermann hatte sogar die Muße, sich über die Sperrstunde in London zu beklagen.

"Um drei Uhr haben die uns aus dem Club, in dem wir waren, raus geworfen. Und in einen anderen sind wir mit 30 Mann nicht mehr rein gekommen", resümierte er die Partynacht mit Kanuten und anderen deutschen Teammitgliedern.

Medien-Lieblinge mit Star-Potenzial

Reckermann und Brink haben Star-Potenzial. Sie strahlen Coolness aus, sie sind weder auf den Kopf noch auf den Mund gefallen, und sie betreiben einen Trendsport, der offensichtlich die Massen begeistern kann.

Solche Kombinationen lieben die Medien. Deshalb wurden die beiden am Tag nach ihrem Triumph auch vom frühen Morgen an von TV-Sender zu TV-Sender gereicht. Die Pressekonferenz des DOSB mussten sie aus Zeitmangel schon nach wenigen Minuten wieder verlassen.

Jedoch nicht, ohne vorher durch die Geschichte von zwei Gummipuppen aus dem Erotikhandel, die sie als Maskottchen dabei hatten, für großes Gelächter zu sorgen.

Einzelne Momente bleiben haengen

Bei all der Hetzerei wird es eine Zeit dauern, bis die beiden realisiert haben, was ihnen gelungen ist. "Es macht nicht Klick und plötzlich ist einem bewusst, dass man Olympiasieger ist", sagte Reckermann.

Zunächst waren es einzelne Momente, die bei den beiden hängen blieben. "Als sich mitten in einem TV-Interview unser Betreuerstab auf uns gestürzt hat, war das ein ganz besonderer Moment. Schließlich haben wir alle zusammen jahrelang auf diese Vision London 2012 hingearbeitet", sagte Reckermann.

Brink dachte an die Siegerehrung und stellte fest: "Man ist überrascht, wie schwer die Medaille doch ist, wenn man sie umgehängt bekommt."

Brink: "Das läuft hier in unsere Richtung"

Diese Medaille war das große Ziel. "Auch ohne Medaille wird es ein schönes Turnier bleiben. Aber wenn wir sie nicht gewinnen, werde ich mich sicher mit niemand anderem freuen", sagte Brink zu Beginn des Turniers im SPOX-Interview.

Muss er ja jetzt dank eines insgesamt extrem überzeugenden Turniers auch nicht. Nur zwei Sätze gaben Brink/Reckermann ab, einen davon im Gruppenspiel gegen die Chinesen, einen im Finale. Es war einfach ihr Turnier. "Nach dem Sieg gegen die Brasilianer im Viertelfinale haben wir gemerkt, dass das hier in unsere Richtung läuft", sagte Brink.

Alles erreicht - und was nun?

Weltmeister sind sie, Europameister sind sie, Olympiasieger sind sie. Stellt sich die Frage, ob es Sinn macht, das Erfolgsduo Brink/Reckermann noch vier weitere Jahre bis zu den Spielen im Beachvolleyball-Mekka Rio aufrecht zu erhalten.

"Sicher ist erst einmal nur, dass wir im kommenden Jahr noch zusammen spielen, denn da steht eine wichtige WM an", sagte Brink. "Über das, was danach kommt, machen wir uns später Gedanken."

Goldjungen zieht es ins Sportmanagement

Oder früher, denn schon im SPOX-Interview zum Turnierauftakt dachte Brink über die Zukunft laut nach: "Ideen, was man in einem Leben machen kann, habe ich schon jetzt zu viele. Ich freue mich auf die Zeit nach der sportlichen Karriere, aber solange der Körper mitmacht, übe ich noch meinen Traumberuf aus."

Reckermann kündigte an, nach London erst einmal sein Lehramtsstudium beenden zu wollen. "Allerdings ist das beruflich ehrlich gesagt nicht gerade meine erste Option", sagte er. Beide Goldjungen zieht es ins Sportmanagement.

Reckermann bloggt bald wieder

Wobei zumindest Reckermann auch im Journalismus eine Zukunft hätte. Dass er gut und interessant schreiben kann, zeigt er schließlich regelmäßig in seinem Blog bei mySPOXoder zuletzt vor London in seinen Kolumnen.

Sobald sich der erste Rauch etwas gelegt hat, wird er ganz bestimmt auch an dieser Stelle seine Sicht auf den Olympia-Traum 2012 noch einmal Revue passieren lassen.

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