Der 24 Jahre alte Barren-Europameister sammelte am Mittwoch 91.031 Punkte. Beim Olympiasieg des japanischen Favoriten Kohei Uchimura (92.690) reihte sich Fabian Hambüchen (Wetzlar) nach etlichen Fehlern nur auf Rang 15 ein. Bronze ging an Danell Leyva aus den USA (90.698). Marcel Nguyen errang die erste deutsche Mehrkampf-Medaille seit 1936.
Dementsprechend emotional war der Sportsoldat nach seinem Sensations-Silber. "Es ist ein überwältigendes Gefühl. Ich muss erst einmal wieder mit der Welt klar kommen", sagte Nguyen, der den Coup kommen sah: "Nach dem Reck habe ich gedacht, das sieht nicht schlecht aus, aber man muss sich auf seine Übungen konzentrieren."
Das tat der 24 Jahre alte Nguyen, der jahrelang etwas im Schatten der Stars Hambüchen und Philipp Boy geturnt hatte, auf beeindruckende Art und Weise. Er schlug sich an Seitpferd und im Sprung trotz kleiner Fehler achtbar, glänzte dafür an Ringen, Barren und Reck.
Der Barren-Europameister von 2012, angefeuert von seinem verletzt (und nicht qualifiziert) zuschauenden Freund Boy, wuchs in der North Greenwich Arena über sich hinaus und holte eine kaum für möglich gehaltene Medaille für den Deutschen Turner-Bund (DTB).
Nervös um die Bodenfläche getigert
Vor der finalen Bodenübung, als letzter Turner in der Halle, tigerte Nguyen nervös um die Fläche herum, riss sich aber sichtlich zusammen und brachte die Medaille nach Hause. Nguyen, der vietnamesische Vorfahren hat, riss erschöpft die Arme nach oben.
Auch sein Trainer Waleri Belenki war überwältigt. "Marcel hat den Wettkampf seines Lebens geturnt. Ich musste ihn im Training immer wieder antreiben, damit er seine Chance wahrnimmt", sagte Belenki.
Das Pauschenpferd, Angstgerät der meisten Turner, hatte in der Spitzen-Riege der Besten aus der Qualifikation zu Beginn wieder einmal etliche Hoffnungen zunichtegemacht - unter anderem schon die Hambüchens, der einen Handstand aus der Schere nicht hinbekam und mit 13.266 Punkten abgespeist wurde.
Uchimura-Gold zeichnet sich ab
Ein Einspruch von Bundestrainer Andreas Hirsch gegen die Wertung wurde umgehend abgelehnt.
Das bedeutete mehr als 1,5 Punkte weniger als bei Uchimura, der in der Qualifikation ungeahnte Fehler gezeigt hatte und deshalb den Mitfavoriten in der zweiten Gerätegruppe sozusagen vorweg turnte.
Dies tat er mit der Sicherheit und Konstanz, die den dreifachen Weltmeister über Jahre auszeichnete; seine Goldmedaille zeichnete sich früh ab. Genau diese Konstanz fehlte Hambüchen nach seiner langen Verletzungspause. Ein Sturz beim Sprung und später am Reck zerstörte die letzten Hoffnungen.