"Das ist höchst sensationell"

Von Christian Bernhard / Alexander Mey
So sehen Sieger aus: Evi Sachenbacher-Stehle (l.) und Claudia Nystad
© Getty

Tag der Überraschungen für das deutsche Olympia-Team in Vancouver. Mit Silber im Teamspringen und Silber im Teamsprint der Herren war kaum zu rechnen. Eine Sensation war der Olympiasieg von Evi Sachenbacher-Stehle und Claudia Nystad im Teamsprint der Damen. SPOX fast alles Wichtige und Kuriose des elften Wettkampftages der Winterspiele zusammen.

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Dank einmal Gold und zweimal Silber hat Deutschland am Montag wieder die Führung im Medaillenspiegel übernommen. Und das, obwohl man keine der drei Medaillen im Vorfeld fest einplanen konnte.

Die erste Silbermedaille ging an das deutsche Skisprung-Quartett Michael Neumayer, Andreas Wank, Martin Schmitt und Michael Uhrmann. Es wurde hinter den überragenden Österreichern und vor Norwegen Zweiter im Teamspringen.

Zwei riesige Überraschungen folgten wenig später in der Loipe. Die zuvor in der Kritik stehenden Langlauf-Damen Evi Sachenbacher-Stehle und Claudia Nystad wurden dank eines sensationellen Endspurts von Nystad gegen Schweden Olympiasieger im Teamsprint. Ihre männlichen Kollegen Axel Teichmann und Tim Tscharnke mussten sich im Schlusssspurt nur dem Norweger Petter Northug geschlagen geben und holten Silber.

Die Entscheidungen des Tages:

 

WettbewerbMeldung
Skispringen, MannschaftDSV-Quartett springt auf Platz zwei
Langlauf, Teamsprint, DamenSensations-Gold für Sachenbacher/Nystad
Langlauf, Teamsprint, HerrenTeichmann/Tscharnke gewinnen Silber
Eiskunstlauf, EistanzFünfte Goldmedaille für Kanada

 

Was sonst noch wichtig war:

Eishockey: Im Damen-Turnier stehen wie erwartet Kanada und die USA im Finale. Kanada gewann das Halbfinale gegen Finnland mit 5:0, die USA fertigten Schweden mit 9:1 ab. (mehr)

Curling: Die deutschen Herren haben durch eine klare Niederlage gegen Großbritannien den Einzug ins Halbfinale endgültig verpasst. Zuvor hatten sie durch einen knappen Sieg gegen China noch einmal Hoffnung geschöpft. (mehr)

Bob: Schon wieder musste nach zahlreichen Stürzen ein Training abgebrochen werden. Diesmal traf es die Viererbobs. Drei der ersten fünf Schlitten waren umgekippt. Daraufhin wurde die Session gestoppt, bis weitere Veränderungen an der Bahn vorgenommen werden konnten. (mehr)

Bob: Sandra Kiriasis und Cathleen Martini haben die letzten Trainings in der Damen- Konkurrenz beherrscht. Allerdings profitierten sie davon, dass ihre großen Konkurrenten aus Kanada und den USA auf die Läufe verzichteten. (mehr)

Mann des Tages: Noriaki Kasai

Als Noriaki Kasai 1989 zum ersten Mal an einer WM teilgenommen hat, war Gregor Schlierenzauer noch nicht einmal geboren. Als Kasai 1992 Skiflug-Weltmeister wurde, arbeitete Schlierenzauer gerade daran, nicht mehr in die Hose zu machen. Im Teamspringen von Whistler sprangen der 37-Jährige und der 20-Jährige kurz hintereinander von der Schanze. Und Kasai stand dem jungen Star der Szene in kaum etwas nach. Kasai sprang 133,5 und sagenhafte 140 Meter weit. Waren es seine letzten beiden Sprünge bei Olympischen Spielen? Möglich, aber alles andere als sicher. Immerhin wäre Kasai in Sotschi 2014 erst lächerliche 41 Jahre alt. Da gibt es gerade einen bekannten deutschen Formel-1-Fahrer, der in diesem Alter noch einmal zurückkommt.

Frau des Tages: Noora Raty

Sie hat 0:5 verloren. Sie hat den Einzug ins olympische Eishockey-Finale verpasst. Aber sie ist trotzdem eine Heldin. Denn Noora Raty hat nicht weniger geschafft, als ihr finnisches Team vor einem Debakel zu bewahren. 50 Schüsse hat sie im Halbfinale von den haushoch überlegenen Kanadierinnen auf die Hütte bekommen, immerhin 45 davon hat sie teilweise spektakulär gehalten. Ohne Raty wäre die Klatsche für Finnland locker zweistellig ausgefallen. Da soll noch einmal jemand sagen, im Damen-Eishockey gäbe es keine fähigen Goalies!

Sprüche des Tages:

"Das ist vielleicht geil, das hättet ihr alle nicht gedacht." (Evi Sachenbacher-Stehle nach dem Gewinn der Goldmedaille im Teamsprint)

"Ich darf mich ja nicht für den Playboy ausziehen. Die Anfrage kam vor Vancouver schon wieder, wie schon so oft." (Evi Sachenbacher-Stehle auf die Frage, was sie nach den Winterspielen als nächstes machen werde)

"Das ist ein genialer Traumtag für den deutschen Skilanglauf. Das ist höchst sensationell. Die Mädels haben einfach alles richtig gemacht, was man richtig machen kann." (Langlauf-Bundestrainer Jochen Behle nach dem Teamsprint-Gold)

"Wahnsinn, das ist die allergrößte Überraschung dieser Spiele!" (Verbands-Sportdirektor Thomas Pfüller nach dem Teamsprint-Gold)

"Das war wie: Yeah, du bist großartig. Geh - und habe Sex!" (Lindsey Vonn über die Inszenierung der Presseerklärung von US-Golfstar Tiger Woods wegen seiner Sexsucht)

"Das ist voll krass, dass die Lena das gemacht hat!" (Martina Becks Kommentar zum freiwilligen Verzicht von Magdalena Neuner auf die Biathlon-Staffel zu ihren Gunsten)

"Olympia war sehr anstrengend. Deshalb feiern wir mit Kamillentee. Vielleicht lassen wir es aber auch richtig krachen und trinken einen Pfefferminztee." (Skispringer Martin Schmitt nach dem Gewinn der Silbermedaille im Mannschafts-Wettbewerb)

Zahlen des Tages:

71 Jahre alt war ein kanadischer Busfahrer, der während einer Fahrt durch Vancouver einen Herzinfarkt erlitten hat und gestorben ist.

105.000 Euro kostet eine gigantische kanadische Flagge, die zu Ehren der Spiele auf 32 mal 64 Metern am "Hotel Georgia" prangt. Sie ist zwar Prunkstück, aber auch beliebtes Ziel der Olympia-Gegner. So verunstalteten einige Rowdys das gute Stück, indem sie den Schriftzug "F U 2010" einschnitten.

10,6 Millionen Kanadier haben die 3:5-Pleite ihres Eishockey-Teams gegen die USA live am Fernseher verfolgt. Das ist neuer Rekord für Kanada. Das Spiel sahen rund 300.000 Leute mehr als das Olympia-Finale 2002, ebenfalls zwischen Kanada und den USA.

9,75 Millionen Zuschauer haben den Goldlauf von Magdalena Neuner im Massenstartrennen der Damen gesehen. Rekord für die Olympia-Übertragungen von "ARD" und "ZDF". Den vorherigen Rekord hatte ebenfalls Neuner gehalten. Ihren Verfolgungs-Sieg hatten 7,68 Millionen Menschen gesehen.

Der komplette Medaillenspiegel