Felix Neureuther ist am deutschen Gold-Berg auf Granit gestoßen. Die Medaillenträume des Partenkirchners waren beim Olympia-Slalom am Whistler Mountain, den ein wenig überraschend der Italiener Giuliano Razzoli gewann, nach nur 27 Sekunden zu Ende.
Der 25-Jährige verpasste es damit, nach den zwei Goldmedaillen von Maria Riesch und dem Sieg von Viktoria Rebensburg die Bilanz der deutschen Alpinen bei den Spielen von Vancouver zu krönen. Die deutschen Männer sind bei Olympia seit 16 Jahren ohne Medaille.
"Olympische Achterbahnfahrt"
"Das trügt ein wenig den guten Gesamteindruck, aber so ist es eben bei der olympischen Achterbahnfahrt", sagte DSV-Alpindirektor Wolfgang Maier.
Neureuther war nach seinem Sturz geknickt, wollte sich aber keine Vorwürfe machen: "Im ersten Moment kann man es gar nicht glauben, dass es vorbei ist. Aber bei Olympia riskiert jeder alles, und das muss man auch, wenn man um eine Medaille mitfahren will. Doch das Leben geht weiter, ich bin ja erst 25", sagte er.
Italiener Razzoli überrascht
Giuliano Razzoli ist auch erst 25 - aber schon Olympiasieger. Der Italiener, der nicht zum engeren Favoritenkreis gezählt hatte, gewann das letzte Gold der alpinen Wettbewerbe in Whistler.
Er trat damit in die Fußstapfen seines legendären Landsmanns Alberto Tomba, der den Slalom 1988 bei Olympia in Calgary gewonnen hatte. Silber gewann wie zuvor in der Kombination der Kroate Ivica Kostelic (0,16 Sekunden zurück). Bronze ging an Andre Myhrer aus Schweden (0,44).
Neureuther hatte im ersten Lauf, in den er mit Nummer 15 gegangen war, bei der ersten Zwischenzeit 0,20 Sekunden Rückstand auf den führenden Razzoli und lag damit gut im Renhnen. Doch im Mittelteil unterlief ihm ein Fehler, als er seinen Körperschwerpunkt für einen Moment zu weit nach hinten verlagerte. Neureuthers Skier stellten sich auf, der Medaillenkandidat war draußen.
"Es tut mir wahnsinnig leid"
"Für den Felix tut es mir wahnsinnig leid. Er hat sich so gefreut auf das Rennen. Jetzt müssen wir ihn trösten. Es ging so schnell, ich kann gar nicht sagen, woran es gelegen hat. Im ersten Moment kann man es gar nicht begreifen. Es ist so schade", sagte Neureuthers Mutter Rosi Mittermaier, die das Rennen vom Zielraum in Whistler aus verfolgte.
Für Neureuther endeten die Winterspiele von Vancouver damit nach gutem Start mit Platz acht im Riesenslalom mit einer großen Enttäuschung.
"Olympia liegt mir", hatte der Kitzbühel-Sieger noch vor dem Rennen in seiner Spezialdisziplin gemutmaßt. Doch davon war nach seinem dritten Ausfall im vierten insgesamt vierten olympischen Rennen keine Rede mehr. In Turin 2006 war er beim Slalom im zweiten und beim Riesenslalom im ersten Lauf gescheitert.
Riesch und Rebensburgs Medaillen "nützen nicht"
Neureuther gelang es auch nicht, den Schwung aus dem Team nach den Olympiasiegen von Maria Riesch (Super-Kombi und Slalom) sowie der Goldfahrt von Viktoria Rebensburg im Riesenslalom mit in sein Rennen zu nehmen.
"Dass die Frauen Goldmedaillen haben, nützt mir realtiv wenig. Es tut nur der Stimmung im Team gut", hatte er unmittelbar vor dem Rennen gemeint.
Neureuther war nicht der einzige prominente Ausfall bei sehr schwierigen Bedingungen mit Schneeregen, Nebel und aufweichender Piste. Kombi-Olympiasieger Bode Miller (USA), Weltmeister Manfred Pranger aus Österreich und sieben weitere der ersten 30 Athleten schieden schon im ersten Lauf aus. "Ich habe mir mit Slalom nunmal eine Disziplin ausgesucht, die nicht den kleinsten Fehler verzeiht", sagte Neureuther, "aber ich gehöre dennoch zu den besten der Welt."