Olympiasieger Andreas Wellinger im Interview: "Ich könnte die ganze Zeit heulen"

SID
Andreas Wellinger hat Gold im Skispringen geholt
© getty

Andreas Wellinger hat bei den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang am Samstag die Goldmedaille im Skispringen gewonnen.

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Anschließend ließ es der DSV-Adler mächtig krachen. Im Interview spricht der 22-Jährige über die Gold-Party, die Emotionen von Bundestrainer Werner Schuster und die Explosion seines Handys.

Frage: Herr Wellinger, wie war die Party nach ihrem Olympiasieg?

Andreas Wellinger: Sehr schön. Um fünf Uhr sind wir heim. Glaube ich zumindest. Die Sektflasche mit Laura Dahlmeier auf der Bühne zu köpfen, das war ein extremer Spaß.

Frage: Olympiasieger - können Sie das schon fassen?

Wellinger: Nein, und das wird auch noch Tage oder Wochen dauern. Wenn ich darüber nachdenke, könnte ich die ganze Zeit heulen. Mein Name steht jetzt neben einer Goldmedaille. Unfassbar.

Frage: Wie haben Sie den Moment erlebt, als Ihnen Gold sicher war?

Wellinger: Die anderen haben es vor mir realisiert. Mein Kopf war leer, mein Körper war voller Adrenalin, und dann sind die Tränen rausgesprudelt. Da kann man nicht denken. Das sind Momente, die wird man nie mehr vergessen.

Frage: War der zweite Sprung perfekt?

Wellinger: Wenn ich den Sprung hier auf dem Bildschirm sehe, kommt alles wieder hoch, auch wenn es noch gar nicht lange her ist. So wie mein Handy nachher explodiert ist, bin ich auf der Schanze explodiert.

Frage: Ist ein Traum in Erfüllung gegangen?

Wellinger: Jeder Leistungssportler will bei Olympia mal ganz oben stehen. Als ich in der Qualifikation ganz vorne war, wusste ich, dass ich mitkämpfen kann. Dass es so ausgeht, ist ein Kindheitstraum.

Frage: Haben Sie den Jubel von Bundestrainer Werner Schuster gesehen?

Wellinger: Ja. Hat er sich beim Arme hochreißen die Schulter ausgekugelt? Ich glaube, er hat gewusst, dass ich da vorne mitspringen kann. Das ist auch für ihn, für das ganze Team ein wahnsinniger Erfolg.

Frage: Der erste Gratulant war Markus Eisenbichler...

Wellinger: Eisei und ich sind seit der Kindheit zusammen, sind gemeinsam im Internat aufgewachsen, haben auch außerhalb der Schanze immer mal Blödsinn vor der Nase. Es ist schön, solche Teamkollegen zu haben.

Frage: Stimmt es, dass Sie vor dem Wettkampf Laura Dahlmeiers Goldlauf verfolgt haben?

Wellinger: Vor der Probe habe ich meine Ski beim Techniker aus der Kabine geholt. Da hab ich gesehen, wie Laura kaputt, aber glücklich am Boden lag. Sie hatte 24 Sekunden Vorsprung - da habe ich gewusst, dass das was wird.

Frage: Lässt sich Ihr Sieg mit Team-Gold in Sotschi vergleichen?

Wellinger: Nicht so richtig. Damals war ich als 18-Jähriger halt mit dabei, bin aber nicht mit so einer Erwartungshaltung rangegangen. Heute stehe ich alleine oben, habe nur zwei Sprünge.

Frage: Nun geht es auf die Großschanze. Was ist da möglich?

Wellinger: Wir werden sehen, wie es mir geht, wenn ich wieder auf der Schanze bin. Ich kann sehr gute Sprünge zeigen, das will ich auch von der Großschanze.

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