CAS-Chaos bis zum Start: Erst kurz vor Beginn der Olympischen Winterspiele am Freitag soll endgültig feststehen, wie viele Russen in Pyeongchang starten dürfen. "Ich hoffe, dass wir die Ergebnisse vor der Eröffnungsfeier erhalten", sagte IOC-Präsident Thomas Bach am Mittwoch in Pyeongchang.
Bach hat sich mit dem Durcheinander abgefunden. "Wir haben das Timing nicht in der Hand", sagte der IOC-Chef. Die Russen hätten "ein Recht auf faire Anhörungen", deshalb würden sich die Entscheidungen so lange hinziehen. "Am Donnerstagabend oder Freitagmorgen werden die Ergebnisse bekannt gegeben", teilte das höchste Schiedsgericht mit.
Bislang dürfen 169 russische Athleten in Pyeongchang unter neutraler Flagge und als "Athleten für Russland" starten. Insgesamt weitere 47 russische Athleten haben in den letzten Tagen beim CAS Klage eingereicht, um doch noch eine Einladung für die 23. Winterspiele zu erhalten. Sie waren wegen Dopingvergehens bei den Heimspielen 2014 in Sotschi gesperrt.
Zunächst nur 32 Athleten beim CAS angerufen
Zunächst hatte am Dienstag eine Gruppe von 32 Athleten das Ad-Hoc-Gericht des CAS angerufen, darunter Shorttrack-Ikone Wiktor Ahn und Biathlon-Star Anton Schipulin. Einen Tag später folgte eine Gruppe mit 15 Russen, zu denen auch die Sotschi-Olympiasieger Alexander Legkow (Langlauf) und Alexander Tretjakow (Skeleton) gehören.
Für Bach war es wichtig, dass er für seinen Kurs in der Russland-Frage die Unterstützung der IOC-Vollversammmlung erhalten hat. "Darüber sind wir glücklich", sagte der 64-Jährige, nachdem die Session der IOC-Führung bei einer Abstimmung mit nur zwei Enthaltungen nahezu komplette Rückendeckung gegeben hatte.
Auch personell lief es für Bach auf der 132. Session nach Wunsch. In dem Chinesen Yu Zaiqing wurde einer seiner vertrauten Mitstreiter als IOV-Vize für vier weitere Jahre bestätigt. Zudem entschied das IOC, dass die Jugend-Sommerspiele erstmals nach Afrika vergeben werden. Olympia bleibt auf Expansionskurs. Für die nächste Austragung im Jahr 2022 ist der Senegal Favorit.
Bach: "Habe Wettkampfstätten gesehen und gestaunt"
Bach erklärte auch, dass er mit großer Freude den Wettkämpfen ab Freitag in Pyeongchang entgegenfiebern würde. "Ich habe einige Wettkampfstätten gesehen und gestaunt. Das sind die besten Bedingungen, die es bislang bei Winterspielen gab", meinte Bach. Der Start der nordkoreanischen Mannschaft freue ihn besonders. Das offiziell noch mit dem Süden verfeindete Land wird mit 22 Athleten in fünf Disziplinen an den Spielen teilnehmen. Dazu kommen Künstler, Funktionäre und Medienvertreter.
Doch über das Mitwirken des Nordens sind nicht alle glücklich. Mehrere hundert meist konservative Südkoreaner hatten im Hafen von Mukho in der Nähe von Pyeongchnag protestiert, als eine Gruppe von 120 Cheerleadern aus dem Norden mit dem Schiff anlegte. Sie zeigten Bilder des südkoreanischen Diktators Kim Jong Un, die mit einem großen X durchkreuzt waren, und verbrannten koreanische Einheitsflaggen.
Der Norden reagierte mit wüsten Beschimpfungen. Das sei der "Krampf der Psychopathen", hieße es aus Pjöngjang. "Jede Beleidigung der herrschenden Kim-Dynastie provoziert den Zorn des Nordens", drohte das politisch isolierte Land und bezeichnete die Teilnehmer an der Protestaktion als "menschlichen Abschaum".