Lupfer über die Freiheitsstatue

Von Sebastian Hahn
Giovani dos Santos sorgte für einen Internet-Trend
© getty

Week 9 in der MLS wartet mit einigen Überraschungen auf. Die Red Bulls kopieren dreist einen Treffer aus dem Vorjahr, "The Kid" mutiert in Seattle zu "The Streak" und Ashley Cole wird binnen weniger Sekunden zum Duschen geschickt. Außerdem: Giovani dos Santos zaubert weiter - und lupft sogar über eine Giraffe.

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Platzverweis der Woche: Rote Karten binnen weniger Sekunden sind selten, aber auch kein unbekanntes Phänomen im Fußball. Nicht selten trifft es Einwechselspieler, die kurz nach dem Anschwitzen schon wieder in die Kabine dürfen. Eine Gelb-Rote Karte in wenigen Sekunden zu kassieren, ist dagegen schon hohe Kunst. Vor allem, wenn man Ashley Cole heißt und als erfahrener Führungsspieler bei den Los Angeles Galaxy aktiv ist.

Im Topspiel gegen Sporting Kansas City am Sonntagabend knallten Cole dann aber in elf Sekunden die Sicherungen durch. Ende der 69. Spielminute holte er sich wegen Spielverzögerung beim Einwurf (es stand zu diesem Zeitpunkt übrigens 1:1) seine erste Verwarnung, nach einem harten Kontakt mit dem Knöchel von Benny Feilhaber durfte der Engländer dann Duschen gehen. Cole monierte noch, er hätte doch den Ball gespielt, seine Grätsche hätte aber wohl auch in der Premier League zumindest eine harte Ermahnung durch den Unparteiischen zur Folge gehabt.

"Zurück in die Zukunft" der Woche: Die New York Red Bulls sind wieder auf Kurs! Nach einem grottigen Saisonstart läuft die beste Offensive der Vorsaison so langsam wieder an, Western-Conference-Spitzenreiter FC Dallas wurde mit 4:0 geputzt. Dabei setzt Head Coach Jesse Marsch nicht etwa auf neue Wege, vielmehr ließ er seine Spieler wohl die Partien der Vorsaison studieren. Anders ist der Führungstreffer von Lloyd Sam zumindest schwer zu erklären...

Fake-Assist der Woche: Letzte Woche hatte Gyasi Zardes die Ehre des Fake-Assists, diesmal geht er an Lloyd Sam, womit wir wieder in New York wären. Denn der hätte aus knapp 40 Metern fast das Tor des Spieltags erzielt, bediente aber mit seinem Lattenkracher lieber Teamkollege Sacha Kljestan. Also, wir vermuten das zumindest...

"#ThingsGioCanChip" der Woche: Giovani dos Santos hat es in den letzten drei Spielen allen Kritikern gezeigt. Vier Tore, zwei Assists - inklusive Traumtorgarantie. Läuft bei ihm. Mit dabei war auch mindestens je ein schöner Lupfer, was die Social-Media-Abteilung der L.A. Galaxy auf eine Idee brachte. Die Fans sollten unter dem Hashtag #ThingsGioCanChip all das posten, was der Mexikaner so überlupfen könnte. Während sich Teamkollege Mike Magee noch auf eine Giraffe beschränkte, schickte ein Fan auch ein Video mit einer Freiheitstatue ein...

Streak der Woche: Jordan Morris alias "The Kid" ist endgültig in Seattle angekommen. Der Youngster trägt das gewöhnungsbedürftige Grün der Sounders quasi im Blut, schon in jungen Jahren fieberte er in der Fankurve mit, was ihn irgendwie zum Mike Hanke aus Seattle macht (oder so ähnlich). Kicken kann Jordan Morris wohl auch ganz gut, in den letzten drei Spielen netzte er insgesamt dreimal für die Sounders. Das nach seinem Siegtreffer in der 88. Minute gegen Vizemeister Columbus Crew das CenturyLink Field Kopf stand, ist natürlich selbsterklärend. Wäre auf Schalke bei Mike Hanke ja genauso gewesen...

Startor der Woche, Teil I: Didier Drogba ist eigentlich als klassischer Strafraumstürmer bekannt. Für diesen Spielertyp sind im großen Fußballalmanach folgende Attribute vorgesehen: kaltschnäuzig, gutes Stellungsspiel, gute Direktabnahme. Freistöße zählen da eher nicht zu, so eigentlich auch nicht beim Ivorer. Der legte sich im Spiel gegen die Colorado Rapids trotzdem den Ball 18 Meter vor dem Tor zurecht - und wuchtete ihn in die Maschen. Ach Didier, selbst mit 38 Jahren kannst du uns noch überraschen.

Startor der Woche, Teil II: Während die Red Bulls ihren Kantersieg über den FCD bejubeln, hat auch der NYCFC in dieser Woche gut lachen. Die Mannschaft von Patrick Vieira schnappte sich einen knappen 3:2-Erfolg über die Vancouver Whitecaps - auch wegen den Saisontoren Nummer fünf und sechs von David Villa. Bei seinem zweiten Treffer verwertete der Spanier dabei wunderschön eine Ecke von Andrea Pirlo per Volley-Direktabnahme. Auch wenn noch nicht hinreichend geklärt ist, wer um Himmels Willen DAVID VILLA alleine im Fünfmeterraum stehen lässt.

Bobby Burling wird in Montreal keine Freunde mehr finden. Am Wochenende erzielte er den 2:2-Ausgleich für seine Colorado Rapids im Stade Saputo und verwehrte den Kanadiern damit einen wichtigen Sieg im Kampf um die Spitze der Eastern Conference. An sich kein großer Aufreger. Blöd nur, dass jener Bobby Burling in Montreal ungefähr so beliebt ist wie ein rotes Tuch bei einem Stier, seitdem er in der MLS Expansion Draft 2011 von den neu gegründeten Impact ausgewählt wurde, aber auf keinen Fall in Kanada spielen wollte. Seine Rechte wurden getradet, die Fans in Monteal waren stocksauer. Burling hat seine eigene Art, damit umzugehen.

Save der Woche: Nick Rimando ist normalerweise ein überdurchschnittlicher MLS-Keeper. Kein Betonmischer á la David Ousted, aber eben auch kein Schlechter seines Fachs. Gegen die Houston Dynamo holte er dann aber eine Parade raus, die durchaus als Favorit auf den "Save of the Year" gelten dürfte. Mit dem Gesicht wehrte er aus kürzester Distanz einen Versuch von Andrew Wenger herausragend ab. Takin' one for the team und so - auch wenn das mit dem Aufstehen im Anschluss nicht ganz so funktionierte.

Schweinchen in der Mitte der Woche: Zum Abschluss noch ein kleiner Exkurs ins Aufwärmtraining jeder Jugendfußball-Mannschaft. Schweinchen in der Mitte gehört wahrscheinlich zum Repertoire jedes mittelmäßig begabten Trainers. Ein Spieler in der Mitte, die übrigen spielen sich solange einen Ball zu, bis der Akteur in der Mitte irgendwie an den Ball gelangt. Simon Dawkins drehte den Spieß gegen die Philadelphia Union aber ein wenig um. Er hatte den Ball, ganze fünf Philly-Akteure standen um ihn herum, konnten die Situation aber nicht klären. Die Folge war der Ausgleich des San Jose Earthquakes. Union-Keeper Andre Blake wird sich beim nächsten Treffen der jamaikanischen Nationalmannschaft zudem einiges von Dawkins anhören dürfen.

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