Herman "Herm" Edwards, Jr. war von 2001 bis 2008 als Headcoach in der NFL unterwegs - zuerst für die New York Jets, dann für die Kansas City Chiefs. Inzwischen arbeitet Edwards als TV-Experte für den US-Sportsender "ESPN". Eine Rolle, die ihm sehr gefällt, wie er SPOX verriet:
"Mir macht es sehr viel Spaß, über die ganzen verschiedenen Teams zu reden und meine Erfahrungen, die ich als Headcoach und Spieler gesammelt habe, einzubringen. Wenn es die richtige Situation ist, würde ich in Zukunft auch gerne wieder als Coach arbeiten, aber das werden wir sehen."
Edwards, der für seine Motivations-Fähigkeiten berühmt ist, freut sich besonders auf die neuen jungen Talente in der Liga.
"Ich werde vor allem ganz genau schauen, was Mark Sanchez bei den Jets macht. Aber auch sonst ist es spannend. Es gibt viele neue Coaches in der Liga und es wird sehr ausgeglichen zugehen. Ich sehe nicht viele Teams, die mehr als zwölf Spiele gewinnen werden", sagt Edwards.
Gemeinsam mit SPOX hat der 55-Jährige die AFC und NFC unter die Lupe genommen und seine Favoriten gefunden. Außerdem gibt er einen Super-Bowl-Tipp ab.
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AFC
1. San Diego Chargers
In der letzten Saison waren die Chargers eigentlich schon früh beerdigt (4-8-Bilanz). Dass es San Diego doch noch in die Playoffs schaffte, verdankte es einer späten Siegesserie von vier Spielen, zum Großteil aber auch der Unfähigkeit der Broncos. Seit Jahren gelten die Chargers als Super-Bowl-Anwärter, aber wenn es darauf ankam, haben sie es nie gepackt. Drei Gründe sprechen für die Chargers: 1. Philip Rivers. Der Quarterback spielte in der letzten Saison herausragend (34 TD, 11 INT, 4009 Yards) und ist ein echter Star geworden. 2. LaDainian Tomlinson. Tomlinson ist nach langer Zeit endlich fit - wir werden wieder den alten LT sehen. Mit Darren Sproles verfügt San Diego außerdem über eine explosive Ergänzung. 3. Shawne "Lights Out" Merriman. Der Superstar-Linebacker verpasste die letzte Saison wegen einer Knieverletzung. Die Defense wird mit ihm wie ausgewechselt sein.
Das sagt Herm Edwards: "Die Chargers sind bereit für den ganz großen Wurf. Sie müssen nur einen guten Start erwischen. In der Vergangenheit sind sie immer schlecht aus den Startlöchern gekommen. Ich halte sehr viel von Philip Rivers und ich bin davon überzeugt, dass LaDainian Tomlinson ein gutes Jahr haben wird. Mit Vincent Jackson haben sie einen WR, der Star-Potenzial hat."
2. New England Patriots
Die Patriots waren in der letzten Saison zwar nicht in den Playoffs, aber so schlecht, wie es sich anhört, war die Saison gar nicht. Obwohl New England ohne Tom Brady auskommen musste, wurde eine 11-5-Bilanz erreicht. Nun ist der Golden Boy zurück und alles andere als ein Super-Bowl-Sieg wäre eine Enttäuschung. Wer Tom Brady als QB hat, muss gewinnen. Zumal der Rest der Offense auch stark besetzt ist. Zu Randy Moss und Wes Welker kamen auf der WR-Position noch Joey Galloway und Greg Lewis hinzu - bei den Running Backs stehen Fred Taylor (Starter), Kevin Faulk (3rd downs), Laurence Maroney und BenJarvus Green-Ellis bereit. Die Defense ist nicht überragend, aber immer noch sehr solide. Mit den Pats ist zu rechnen. Irgendwie sind sie ja auch das "deutsche Team". Rookie-Tackle Sebastian Vollmer hat den Sprung in den Kader nämlich geschafft. (Hier geht's zur ausführlichen mySPOX-Patriots-Analyse)
Das sagt Herm Edwards: "Wenn ich an die Patriots denke, denke ich:'Wow, that team can score.' New England hat Tom Brady zurück und wird sehr viele Punkte machen. Die Defense ist nicht mehr so gut wie früher, aber immer noch okay. Die Patriots zählen für mich zu den Favoriten. Brady als QB, Bill Belichick als Coach - mehr muss man nicht sagen."
3. Pittsburgh Steelers
Der Super-Bowl-Champion könnte genauso gut auf Position eins stehen. Die Defense um die Superstars James Harrison und Troy Polamalu ist nach wie vor die beste der NFL. Punkt. Allein aufgrund ihrer Defense sind die Steelers in jedem Spiel bis zum Schluss dabei. In der Offense liegt die Last wieder auf den Schultern von Ben Roethlisberger. Da liegt sie auch gut. Big Ben gehört inzwischen in die höchste Quarterback-Liga - er wird die Steelers wieder zu vielen Siegen führen. Ob es dann für den Rekordchampion wieder zum Super-Bowl-Sieg reicht, wird man sehen. Eine Überraschung wäre es auf jeden Fall nicht. (Eine ausführliche Analyse des Champions folgt am Donnerstag vor dem Opener gegen die Tennessee Titans)
Das sagt Herm Edwards: "Die Steelers muss man immer auf der Rechnung haben, weil die Defense eben so stark ist. Ben Roethlisberger ist ein sehr sehr guter Quarterback und Pittsburgh wird in diesem Jahr auch wieder ein starkes Laufspiel haben."
Herms Sleeper-Team: Houston Texans. Werden in die Playoffs kommen.
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NFC
1. Philadelphia Eagles
Für die Eagles gilt das Gleiche wie für die Chargers. Vor jeder Saison werden sie von einem Experten nach dem anderen als Super-Bowl-Sieger genannt, dabei weiß man doch inzwischen, dass das eh wieder nichts wird. Trotzdem setzen wir sie einfach wieder schön auf Position eins. Irgendwann muss es ja klappen - klarer Fall von Wahrscheinlichkeitsrechnung. Es gibt aber auch "richtige" Argumente für einen Eagles-Triumph. Donovan McNabb hat auf sein kurzzeitiges "Benching" im Vorjahr stark reagiert und zu seiner alten Topform gefunden. Über die Klasse von RB Brian Westbrook gibt es ohnehin keine zwei Meinungen. WR DeSean Jackson ist auf dem Weg, einer der besten Receiver der NFL zu werden. Dazu verfügen die Eagles über die vielleicht beste Defense der NFC. Ach ja, und dann haben sie sich noch mit einem gewissen Michael Dwayne Vick verstärkt... Wenn es in diesem Jahr nicht mit dem Super Bowl klappt, wann dann!
Das sagt Herm Edwards: "Sie befinden sich in einer harten Division, aber die Eagles und Donovan McNabb werden eine große Saison spielen. Philly hat überragend gedraftet - WR Jeremy Maclin und RB LeSean McCoy sind zusätzliche Waffen. Und Vick wird in der Wildcat-Offense seinen Platz finden und eine wichtige Rolle spielen."
2. Minnesota Vikings
Man stelle sich ein Team vor, bei dem alles super ist. Defense super, Special Teams super, Running Back sogar sehr sehr super, nur an eine Position hat man irgendwie nicht gedacht. Schon dumm, wenn das ausgerechnet die Quarterback-Position ist. Auch die Vikings merkten aber irgendwann, dass Adrian Peterson allein nicht reicht und mit Tarvaris Jackson kein Blumentopf zu gewinnen ist. Also flehten sie Brett Favre an, er möge doch noch ein Comeback starten. Sein 2703. Comeback. Wir haben vollstes Verständnis für jeden, der den Namen Favre nicht mehr hören kann, aber eines ist nun mal Fakt: Der gute alte Brett macht die Vikings zu einem kompletten Team. Zu einem Super-Bowl-Team? (Hier geht's zur ausführlichen mySPOX-Vikings-Analyse)
Das sagt Herm Edwards: "Die Vikings haben eine Top-Defense und mit Adrian Peterson den besten RB der Liga. Brett Favre wird ihnen definitiv helfen. Er könnte das letzte fehlende Puzzleteil sein."
3. New Orleans Saints
Die Saints hatten in der letzten Saison ein großes Problem: Ihre Offense um Quarterback Drew Brees (unglaubliche 5069 Passing-Yards) war das Beste, was es in der NFL gab. Aber ihre Defense war dafür das Schlechteste, was es in der NFL gab. Mehr als eine ausgeglichene 8-8-Bilanz war folglich nicht drin. In diesem Jahr wird die Offense wieder scoren, was das Zeug hält. RB Pierre Thomas steht vor dem Durchbruch, Reggie Bush ist kein Mann für 20-25 Carries, aber mit seiner Explosivität natürlich dennoch ein wichtiger Faktor. Wenn die Defense sich unter dem neuen Defensive Coordinator Gregg Williams nur einigermaßen verbessert ist, dann ist New Orleans ein extrem gefährliches Team. Ein Team, für das alles möglich ist. (Hier geht's zur ausführlichen mySPOX-Saints-Analyse)
Das sagt Herm Edwards: "Ich mag die Saints. Ich mag vor allem QB Drew Brees. New Orleans wird wieder ein Highscoring-Team sein und die Defense sollte auch Fortschritte machen."
Herms Sleeper-Team: Green Bay Packers - Playoffs sind Pflicht.
Super-Bowl-Prognose: Eagles over Chargers
Der NFL-Spielplan