NBA

Vom Frauenmagneten zum Wirtschaftsmagnaten

Von Bärbel Mees
Magic Johnson spielte insgesamt 13 Jahre für die Los Angeles Lakers
© Getty

Der Mann mit dem Dauererfolg. Früher zog Magic Johnson die Frauen an, jetzt sind es die lukrativen Geschäfte. Der Ex-Lakers-Star scheffelt auch nach seiner Karriere eine Million nach der anderen.

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Der übliche Weg nach dem Ende einer Basketball-Karriere verläuft in den meisten Fällen nach Schema F: Rücktritt, kurze Zeit später ein - meist erfolgloses - Comeback, wieder ein Rücktritt, gefolgt von einer Trainertätigkeit und schließlich der Gedanke, einen Klub zu kaufen.

Alles nicht wirklich überzeugend. Auch Magic Johnsons Leben sah nach 1991 so aus. Doch bei ihm dauerte die Midlife-Crisis gerade mal vier Jahre. Dann startete er durch und baute sich ein Imperium auf.

Die Karriere nach der Karriere

Johnson ist einer der wenigen Superstars, der die Karriere nach der Karriere geschafft hat. Jetzt, rund 15 Jahre nach seinem Rücktritt, ist sein Unternehmen 700 Millionen Dollar schwer. Ihm gehören 105 Starbucks-Filialen, zwölf Fitnesszentren, zehn Kinos und 20 Burger-King-Filialen. Er tritt in zahlreichen Fernsehshows auf und ist Gast bei diversen Galas und Verleihungen.

Und als wäre das nicht schon genug, ist er auch noch Motivationsredner, NBC-Co-Kommentator, UN-Friedensbotschafter und Gründer der "Magic Johnson Foundation", die sich für die Bekämpfung von HIV stark macht.

Der Mann mit dem Dauerlächeln, so wurde Johnson während seiner Basketball-Karriere genannt. Der Mann mit dem Dauer-Erfolg, das würde ganz gut sein Leben nach seiner aktiven Spielerzeit charakterisieren.

Magic verzauberte die Massen

Um ein Gegenbeispiel zu finden, muss man nicht lange suchen: Michael Jordan ist eins.

Seine selbstverliebte Dankesrede zur Aufnahme in die Hall of Fame Mitte September war eher unrühmlich. Besser gesagt: arrogant und überheblich. Gedankt hat er am meisten sich selbst. Überrascht hat das die wenigsten. So kennt man ihn.

Ohne Zweifel: Jordan ist der beste Basketballer überhaupt. Magics Spiel lebte nicht von den spektakulären Moves a la Jordan, sondern von seinem Fleiß, von seiner Leidenschaft und auch von seinem Teamgeist. Jordan war ein Einzelkämpfer, der sich selbst in Szene setzte. Magic versuchte, seine Mannschaft gut aussehen zu lassen. Jordan versetzte die Zuschauer in Erstaunen. Magic hingegen berührte die Menschen.

Beide waren Ausnahmesportler. Beide gewannen mit ihren Teams unzählige Male die Meisterschaft, wurden zum wertvollsten Spieler gewählt und holten sogar gemeinsam Olympia-Gold. Aber sonst könnten die Unterschiede nicht größer sein.

Pizza-Parties, Columbo und Rasenmähen

Seit seinem Karriere-Ende dümpelt Jordan in der Mittelmäßigkeit herum. Er war erfolgloser Mitbesitzer der Washington Wizards, für die er selbst noch zwei Jahre auf dem Feld stand, bevor er seinen dritten Rücktritt bekannt gab. Seit 2006 ist er Miteigentümer der chronisch erfolglosen Charlotte Bobcats. Bescheidenheit wäre also mittlerweile angebracht, aber das ist nicht seine Stärke: His Airness hat vor langer Zeit die Bodenhaftung verloren.

Anders Johnson. Der blieb auf dem Teppich. Der Grund: seine Familie. Zuhause war er nicht Magic, der Superstar, sondern Earvin, eines von sieben Kindern: "Magic ist der, der ich auf dem Feld bin. Earvin ist der, der ich wirklich bin", schreibt er in seiner Autobiographie "Mein Leben".

Aufgewachsen ist er in Lansing, Michigan. Samstagabends gab es Pizza-Parties mit der Familie, im Fernsehen schaute er "Columbo" und mit Rasenmähen verdiente er sich das Geld für einen Kinobesuch.

Schon bevor er in die Grundschule kam, fing er an, Basketball zu spielen. Mit seinem Vater im Hinterhof ihres Hauses. Musste er für seine Mutter Einkäufe erledigen, dribbelte er auf dem Hinweg mit der rechten Hand, auf dem Rückweg mit links. Regnete es draußen, spielte er im Haus, wurde es im Winter früh dunkel, beleuchteten seine Brüder mit Autos das Spielfeld. Und nachts nahm er seinen Basketball mit ins Bett.

Aus Earvin wird Magic

Als er 15 war und für das Team seiner Highschool sein erstes Triple-Double schaffte, verpasste ihm der Kommentator Fred Stabley Jr. den Spitznamen "Magic".

Johnson nahm die Zuschauer gefangen. Er war ein herausragender Passgeber und spielte die unmöglichsten Bälle. Aber was magisch aussah, erforderte harte Arbeit. Er trainierte bis zum Umfallen und forderte sich bis zum Letzten. Johnson begeistert die Fans durch seine Leidenschaft. Damals genauso wie heute.

Seine Schwäche: die Frauen

Aber auch Magic ist nicht perfekt. Seine größte Schwäche waren die Frauen. Zwar hat er 1991 mit Cookie die Liebe seines Lebens geheiratet, aber bis dahin war es ein langer Weg. Er hatte One-Night-Stands, Affären, halbherzige Beziehungen, am Schluss ein uneheliches Kind - und HIV. Er war kein Kind von Traurigkeit und er ließ selten eine Gelegenheit aus.

Er selbst schrieb in seiner Autobiographie:"Beinahe jedes Mal, wenn uns der Bus nach einem Spiel zum Hotel zurückbrachte, warteten 40 oder 50 Frauen in der Lobby auf unsere Ankunft. Die meisten von ihnen waren wunderschön, ein paar einfach unglaublich. Niemand hat jemals behauptet, die Lakers wären eine Pfadfindergruppe gewesen."

Erfolgreich und noch am Leben

Viele haben ihn 1991 nach der HIV-Diagnose abgeschrieben. Sportlich sowieso und auch die Aussicht auf ein langes Leben hielten die wenigsten für wahrscheinlich. Er widerlegte beides. Er kämpfte sich zurück aufs Feld und zurück ins Leben. 1992 holte er mit dem legendären Dreamteam Olympia-Gold in Barcelona. Und jetzt, 18 Jahre nach seiner Diagnose, lebt er noch immer.

Ein Magic Johnson läuft nicht auf Sparflamme. Er gibt immer 100 Prozent, auch nach der Karriere. Das ist es, was Legenden ausmacht. Legenden sind zeitlos. Sie sterben nicht, sie veralten nicht, und man wird ihrer nicht überdrüssig. Sie überdauern. Und manche besitzen sogar 105 Starbucks-Filialen.

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