#STAYINTHEFIGHT war das Motto der Washington Nationals zum Ende der Playoffs hin. Und es war weitaus mehr als nur der Slogan einer Social-Media-Kampagne, an der alle Teams mit ihrem eigenen Motto teilnahmen. Es war eine Marschroute, die dieses Team das ganze Jahr über vorgelebt und verinnerlicht hat.
Bevor Closer Daniel Hudson den ersten Meistertitel der Nationals mit einem Strikeout gegen Michael Brantley in Houston perfekt machte, hatten die Nationals einige Hürden zu überwinden. Sie starteten die Saison mit einer Bilanz von 19-31 und waren ziemlich weit abgeschlagen im Kampf um die Playoffs. Sie hatten die zweitschlechteste Bilanz der National League zu diesem Zeitpunkt und ultimativ war dies die schlechteste Bilanz nach 50 Spielen, die ein späterer World-Series-Gewinner jemals hingelegt hat.
Entsprechend war die Atmosphäre in D.C. - nicht wenige forderten bereits die Ablösung von Manager Dave Martinez, der erst seit 2018 im Amt ist.
Ein desaströser Start mit zahlreichen Verletzten und nach dem Abgang von Superstar Bryce Harper - Grund genug für ein Team, in dem Moment komplett zusammenzupacken und den Rest der Saison laufen zu lassen. Doch nicht diese Nationals, die ab Juni in die Spur fanden. "Ein Spiel nach dem anderen", wie Martinez schon damals propagierte.
Ein Mantra, das sich letztlich in den vergangenen Wochen der Postseason auszahlte. Martinez vermittelte dem Team das Gefühl, dass keine Aufgabe zu groß sei, solange man den eigenen Stärken vertraue.
Washington Nationals und ihr One-Two-Punch Scherzer und Strasburg
Wie sich herausstellte, war die größte Stärke dieser Truppe das Pitching, das Starting Pitching. Der One-Two-Punch Max Scherzer und Stephen Strasburg war dabei die große Stütze. Beide starteten zusammen zehn Spiele in dieser Postseason und die Nationals gewannen alle zehn, inklusive der finalen zwei der World Series.
Eine Konstellation, die so am Sonntag noch schwer vorstellbar war, denn Scherzer konnte sich nach einer Nervenproblematik im Nacken kaum bewegen. Eine Kortisonspritze und zahlreiche Behandlungen ermöglichten jedoch seinen Einsatz in Spiel 7 - ebenso wie der herausragende Auftritt von Strasburg in Spiel 6, der überhaupt erst Spiel 7 zur Realität werden ließ.
Und dann wäre da noch Patrick Corbin, der letztlich drei bärenstarke Shutout-Innings in Spiel 7 hinlegte, nachdem sich Scherzer durch die ersten fünf gekämpft hatte, obwohl er nicht seinen besten Stuff hatte.
Jener Corbin wurde verpflichtet, nachdem dem Front Office klar geworden war, dass Harper nicht zurückkehren würde und somit Ressourcen für andere Verpflichtungen frei wurden. Die Nationals überboten alle anderen für Corbins Dienste und wurden für dieses Investment schon nach einer Saison belohnt.
Das Pitching - und wirklich diese drei Pitcher mit ein paar guten Tagen von Sean Doolittle und Daniel Hudson obendrauf - war die Grundlage für den Erfolg. Die I-Tüpfelchen lieferten dann die Positionsspieler. Diejenigen, die trotz größter Herausforderungen immer wieder zurückkamen.
Washington Nationals zeigen unglaubliche Nervenstärke
Die Nationals sahen sich insgesamt fünf Elimination Games - Spiele, in denen sie vor dem Aus standen - gegenüber. Und sie lagen in allen fünf hinten. Die Pitcher, die sie dafür überwanden, sind fast alle Superstars!
Los ging es bereits im Wildcard Game gegen die Brewers. Die Nationals lagen im achten Inning 1:3 hinten und erzielten dann drei Runs gegen den besten Reliever der National League, Josh Hader. In Spiel 5 der NLDS gegen die Dodgers schlugen sie zwei dramatische Homeruns gegen Clayton Kershaw und nun überwanden sie auch noch Justin Verlander und Zack Greinke in der World Series.
Ganz abgesehen davon, dass Washington auf dem Weg zum Titel sowohl das 106-Siege-Team aus Los Angeles als auch das 107-Siege-Team aus Houston ausgeschaltet hat und dazu auch alle vier Auswärtsspiele der World Series gewann, was so noch niemand geschafft hat.
Die große Herausforderung nun wird sein, den unerwarteten Erfolg zu bestätigen. Dazu wiederum stehen schon in wenigen Tagen substanzielle Entscheidungen an. Third Baseman Anthony Rendon wird Free Agent und dürfte nach Vorbild von Nolan Arenado (Colorado Rockies) einen Vertrag nördlich der 200 Millionen Dollar erhalten - wo auch immer.
Series-MVP Strasburg wiederum hat die Möglichkeit, aus seinem aktuellen Vertrag auszusteigen. Ihm stehen Stand jetzt noch 100 Millionen Dollar bis Ende 2023 zu, seine herausragende Postseason (5-0) könnte das sicherlich noch steigern. Bei ihm wird jedoch davon ausgegangen, dass er in D.C. bleibt und eventuell sogar verlängert.
Juan Soto: Das Gesicht der Washington Nationals
Urgestein Ryan Zimmerman - der erste Draftpick der Washington Nationals nach dem Umzug aus Montreal 2005 - wird Free Agent und die Frage wird sein, ob er weitermachen und ob das Team ihn halten will. NLCS-MVP Howie Kendrick geht es ähnlich und so könnten die Nationals im kommenden Jahr ein anderes Gesicht haben.
Das Gesicht der Zukunft dieser Franchise allerdings ist schon gefunden: Outfielder Juan Soto, der zahlreiche Postseason-Altersrekorde aufgestellt hat und auf dem Sprung zum Superstar ist. Der 21-Jährige ist kein schlechter Eckfeiler für die Zukunft einer Franchise.
Eine Franchise, die vor nicht allzu langer Zeit vor der Bedeutungslosigkeit stand. Die Montreal Expos waren ein Pflegefall, wenn man so will. Die Zuschauer blieben fern, die Franchise wurde von der MLB übernommen und finanziert, ehe die Lerner-Familie sie kaufte und nach Washington umzog.
Als Expos waren sie Teil der Expansion 1969 und erreichten in der Zeit in Kanada ein einziges Mal die Playoffs. 1981 reichte es bis zur NLCS, die man gegen die Dodgers verlor. 1994 wiederum stellte man gar eines der besten Teams im Baseball, doch der damalige Spielerstreik verhinderte Playoffs und World Series, anschließend versanken die Expos immer mehr im Mittelmaß.
Seit 2012 erreichten die Nationals dann vier Mal in sechs Jahren die Playoffs, stets war jedoch schon in der NLDS Schluss. Der große Durchbruch gelang ihnen erst jetzt.
World Series 2019
Datum | Uhrzeit | Spiel | Übertragung/Ergebnis |
Mittwoch, 23. Oktober | 2.08 Uhr | Houston Astros - Washington Nationals, Spiel 1 | 4:5 |
Donnerstag, 24. Oktober | 2.07 Uhr | Houston Astros - Washington Nationals, Spiel 2 | 3:12 |
Samstag, 26. Oktober | 2.07 Uhr | Washington Nationals - Houston Astros, Spiel 3 | 1:4 |
Sonntag, 27. Oktober | 2.07 Uhr | Washington Nationals - Houston Astros, Spiel 4 | 1:8 |
Montag, 28. Oktober | 1.07 Uhr | Washington Nationals - Houston Astros, Spiel 5 | 1:7 |
Mittwoch, 30. Oktober | 1.07 Uhr | Houston Astros - Washington Nationals, Spiel 6 | 2:7 |
Donnerstag, 31. Oktober | 1.07 Uhr | Houston Astros - Washington Nationals, Spiel 7 | 2:6 |