Ferner blickt der deutsche Outfielder auf seine Anfänge in den unterklassigen Minor Leagues zurück und verrät im Gespräch mit SPOX und DAZN, durchaus auch Selbstzweifel gehabt zu haben.
Herr Kepler, Sie waren gerade erst im Urlaub. Wohin hat Sie die Reise geführt?
Max Kepler: Ich bin mit Markus Solbach, der Minor-League-Baseball spielt, durch Südafrika gereist. Das war auf jeden Fall eine geile Zeit. Wir waren in Kapstadt, dann in Hermanus, haben ein bisschen Safari gemacht und anschließend waren wir auf Mauritius. Danach ging es direkt nach Deutschland.
Merken Sie nach Ihrer Breakout-Saison Unterschiede, was Ihren Bekanntheitsgrad in Deutschland angeht?
Kepler: Ein bisschen merke ich das über Social Media. Auf der Straße dagegen nicht so viel. Aber ich merke schon, dass es im Fernsehen jetzt mehr übertragen wird. Auf Social Media höre ich, dass die Leute mehr in den Sport integriert sind als früher.
Max Kepler: "In Minnesota wird man ziemlich einfach erkannt"
Wie ist es in den USA selbst?
Kepler: Es kommt darauf an, wo man ist. In Minnesota wird man schon ziemlich einfach erkannt, aber im Vergleich zu Berlin, wo ich aufgewachsen bin, ist es ja eher eine Kleinstadt. Da kennt sich fast jeder. In den anderen Städten erkennt man mich nicht, es sei denn, ich treffe auf einen richtigen Baseballfanatiker. Aber das passiert bei mir nicht so oft.
Sie haben über 160 Spiele in der Saison, sind immer unterwegs. Hat man da überhaupt noch ein Privatleben?
Kepler: Ja schon. Es kommt immer darauf an, wie das Spiel gelaufen ist. Wenn es gut war, hat man schon noch die Energie, das Adrenalin nach dem Spiel. Aber wenn es nicht so gut läuft, dann bin ich lieber alleine, denke darüber nach und schaue mir das Spiel vielleicht nochmal an und analysiere es. Man hat hier und da durchaus mal Zeit. Für die Familie habe ich zum Beispiel immer Zeit, für Freunde auch. Aber die Gesundheit und das Wohlgefühl am nächsten Tag ist mir schon sehr wichtig, gerade jetzt, wo ich älter werde und mich nicht so schnell erholen kann. Da hat man während der Saison nicht so viel Zeit, dafür gibt es jedoch eine längere Offseason, drei, vier Monate geht die.
Sie waren auf der Akademie in Regensburg. Was haben Sie aus dieser Zeit mitgenommen?
Kepler: Es war eine wilde Zeit in Regensburg. In Berlin habe ich in der Schule ein wenig die Kontrolle verloren und da haben mir meine Eltern vorgeschlagen, nach Regensburg zu ziehen, damit ich mich auf den Sport konzentrieren konnte. Ich musste dort das bayrische Schulsystem kennenlernen, was schwer war. Aber ich habe durch das Internat so viele coole Leute kennengelernt. Von den Sportlern und auch Betreuern habe ich einfach so viel gelernt. Mit 15 war es genau die richtige Zeit dafür.
Wie kam dann der Schritt von Regensburg in die USA zustande?
Kepler: Nachdem bei einem Tryout in Bonn ein Scout auf mich zugekommen war, kamen danach mehrere Scouts und haben mir bei den Trainings zugeschaut. Und als ich 16-einhalb war, als es schließlich erlaubt war, wurde mir ein Angebot gemacht und dann hat mir meine Mutter direkt dabei geholfen, einen Agenten zu finden, den man im professionellen Baseball braucht. Den hat sie über das Internet gefunden und angeschrieben. Der kam direkt nach Deutschland, hat sich alles angeschaut und wir haben den Vertrag unterschrieben. Als Kind mit 16 Jahren habe ich mir nicht so viel dabei gedacht. Es war einfach für mich die nächste Chance, es im Baseball ein bisschen weiter zu bringen in einem neuen Land. Es hat sich einfach alles richtig angefühlt.
Kepler: "Zum Glück standen meine Eltern hinter mir"
Sie haben verhältnismäßig lange Minor League gespielt. Wie haben Sie sich da durchgekämpft? Gab es Zweifel? Die Bezahlung ist ja auch nicht die Beste in den Minors ...
Kepler: Nein, gar nicht. Man verdient ja weniger als ein McDonalds-Arbeiter. Da gab es viele Zeiten, in denen ich gezweifelt habe. Aber zum Glück standen meine Eltern immer hinter mir und sagten mir, dass ich das, was ich da begonnen habe, auch zu Ende bringen soll. "Don't be a Quitter." Und dann habe ich es einfach durchgezogen, obwohl man da häufig in Kleinstädten war, in denen gar nichts los war. Da musste man sich einfach allein mit dem Sport beschäftigen. Das war es, das ganze Jahr lang. Da wollte ich auch manchmal gern zu meinen Freunden zurück nach Berlin, wo ich vielleicht hätte studieren können - oder eben in Amerika aufs College gehen. Aber meine Eltern haben mich durchgepusht.
Nun haben Sie Ihre beste Saison hingelegt und ihren Homerun-Bestwert nochmal deutlich gesteigert. Wie erklären Sie sich diesen Sprung?
Kepler: Es wurde uns Vieles erleichtert durch die richtigen Neuzugänge und der Manager war auch ein großer Faktor. In der Vergangenheit hatten wir einen Hall-of-Famer als Manager (Paul Molitor, Anm. d. Red.) und mir persönlich kam es so vor, als ob ich ihm immer noch was beweisen musste. Ich stand immer unter Druck. Mit dem neuen Manager, Rocco Baldelli - (Manager des Jahres der American League), der etwas jünger ist, kann man sich gut verstehen und über alles reden. Und er redet nicht so viel über Sport und fragt dagegen eher, wie es dir persönlich geht. Das war richtig neu für mich. Ich habe mich die ganze Saison über richtig wohl gefühlt und mich auch mit meinen Mitspielern gut verstanden. Wenn man einfach Spaß hat und nicht immer nur daran denkt, was man noch verbessern kann, dann verliert man sich einfach im Spiel und spielt frei. Darum hatten wir alle so viel Erfolg. Die Teamchemie war einfach perfekt.
Sie hatten eine Wahnsinnssaison und haben 101 Spiele gewonnen. Dann jedoch kamen die Playoffs. Wie nimmt man so eine Niederlage gegen die Yankees (0-3) auf?
Kepler: Es war schon schade. Wir haben uns einfach an die guten Dinge erinnert, dass wir einfach das krasseste Jahr hatten. Wir haben offensiv jede Woche Rekorde gebrochen. Da kann man sich nicht zu lange daran aufhängen, dass man in den Playoffs eine Serie verloren hat. Das passiert eben. Nächstes Jahr werden wir uns vielleicht verbessern und aus dem lernen, was wir falsch gemacht haben. Und wie man vielleicht gesünder bleibt, nachdem diese Saison viele verletzt waren. Alles andere liegt jetzt in der Vergangenheit und wir schauen nach vorn.
American League Division Series 2019
Wie können sich die Twins noch verbessern?
Kepler: Wir müssen gesund bleiben, es ist eine lange Saison. Ansonsten könnten wir vielleicht noch ein paar Pitcher hinzufügen. Aber insgesamt war es für mich die beste Mannschaft, mit der ich je spielen durfte.
Gibt es irgendwas, was Sie explizit verbessern wollen im Winter?
Kepler: Darüber mache ich mir erst in ein paar Wochen Gedanken. Ich fange nämlich erst Ende Dezember mit dem Baseballtraining an - und mit Krafttraining. Aber ich habe schon ein paar Kleinigkeiten, an denen ich jetzt arbeiten will. Grundsätzlich will ich mich mental jede Saison verbessern. Frei aufzuspielen war jetzt wie gesagt für mich ein Fortschritt in diesem Bereich. Denn ich glaube, das sehen nicht alle, aber im Baseball muss man schon mental stark sein. Es wird das "Game of Failure" genannt und man kommt nicht voran, wenn man mental schwach ist.
Sie haben gesagt, dass Sie erst nach der Saison auf Ihre Zahlen schauen. Haben Sie denn persönliche Ziele für die neue Saison?
Kepler: Mehr Spiele als Mannschaft zu gewinnen. Aber persönliche Zahlen? Nein. Ich will einfach Champion werden, einen Ring bekommen. Ich glaube, wenn ich mich als Spieler zu sehr auf meine Zahlen fokussiere, dann wird für mich der Sport schwerer. Die Resultate stehen dann überall und das bringt mich aus meinem Element. Und ich verliere mich eben gern in dem Sport. Dann kommt alles leichter.