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MLB: Die New York Mets und ihr neuer Milliardär - jetzt werden wir ikonisch!

Pete Alonso ist einer der jungen Stars der New York Mets.
© getty

Nach fast 20 überwiegend ernüchternden Jahren haben die New York Mets mit Steve Cohen noch in diesem Jahr einen neuen Haupteigner erhalten, der die Franchise in eine bessere Zukunft führen will. Eine Analyse.

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Anfang November ging alles ganz schnell. Nachdem die Teameigner der 30 MLB-Klubs mehrheitlich für Cohens Übernahme der Mets von Sterling Partners unter der Führung von Fred Wilpon und Saul Katz für eine Rekordsumme in Höhe von 2,475 Milliarden US-Dollar gestimmt hatten, wurde der Verkauf notariell am 6. November offiziell vollendet. Kurz darauf stellte Cohen keinen Geringeren als Sandy Alderson (72) als neuen Teampräsidenten vor. Alderson ist wahrlich kein Unbekannter in der Branche. Er wurde bereits Anfang der 80er Jahre General Manager der Oakland Athletics, krempelte deren Minor-League-System um und führte sie 1989 zum Gewinn der World Series.

Was folgte, war revolutionär: Nach dem Tod von Teambesitzer Walter A. Haas wurde Alderson 1995 von den neuen Teameignern, Stephen Schott und Ken Hofmann, beauftragt, Kosten im Kader zu reduzieren. Alderson fing daraufhin an, nach neuen Wegen zu suchen, um mit weniger Budget dennoch erfolgreich zu sein. Sein Ansatz war es, sich näher mit Sabermetrics zu befassen, um Spieler zu finden, die vom Markt eher unterbewertet wurden und damit günstig zu haben waren. Alderson legte damit gewissermaßen den Grundstein für den steilen Aufstieg seines einstigen Schützlings und letztlich berühmten Nachfolgers, Billy Beane, der dieses "Moneyball"-Prinzip am Ende salonfähig machte.

Darüber hinaus war Alderson noch im Büro des Commissioners sowie bei den San Diego Padres als Funktionär aktiv, ehe er 2010 erstmals zu den Mets kam, wo er ebenfalls als GM tätig war und das bis heute wohl letzte große Mets-Team auf die Beine stellte. Seine Mets erreichten 2015 die World Series und 2016 immerhin noch als Wildcard die Playoffs. Ein Erfolg, der dieser Franchise seither nicht mehr vergönnt war.

2018 trat Alderson aufgrund einer wiederkehrenden Krebserkrankung zurück und schloss sich bis zu seiner Rückkehr nach Flushing erneut den A's an, wo er als Berater vom jetzigen Teampräsidenten Beane fungierte.

New York Mets: Alderson entlässt General Manager

Aldersons erste Amtshandlung in New York war es nun, die Organisation auf links zu drehen. Allen voran wurde General Manager Brodie Van Wagenen entlassen, dessen zweijährige Amtszeit essenziell als Fehler bezeichnet werden muss. Schon seine Verpflichtung sorgte seinerzeit für Kopfschütteln aller Orten, war er doch keiner vom Fach, sondern vielmehr ein Spieleragent der großen Agentur CAA Sports, deren Vorstand er war.

Ein direkter Nachfolger für ihn wurde noch nicht gefunden, jedoch ist das angesichts des Know-hows und der Präsenz von Alderson auch kein allzu großes Problem auf kurze Sicht.

Die weitaus spannendere Frage, die sich vor allem die Fans der Mets stellen, ist ohnehin, wie sich Cohens Übernahme auf das Geschäftsgebaren des Teams auswirken wird. Milliardär Cohen, ein Hedgefonds-Manager, dessen Gesamtvermögen je nach Quelle auf knapp unter 15 Milliarden Dollar geschätzt wird - womit er der reichste MLB-Eigner ist -, machte direkt zum Antritt eine klare Ansage: "Ich mache es im Prinzip für die Fans", und fuhr fort: "Als ich ernsthaft darüber nachgedacht habe, dass ich Millionen von Leute glücklich machen könnte, erkannte ich, was für eine unglaubliche Chance das ist."

Der Schlüsselsatz jedoch war dieser hier: "Ich versuche hier nicht Geld zu verdienen. Ich habe mein Business Point 72 und da verdiene ich mein Geld. Hier geht es wirklich darum, etwas Großartiges, etwas für die Fans aufzubauen und zu gewinnen. Für mich ist das einfach eine unglaubliche Chance."

Zudem ist es ein Kulturschock für eingefleischte Anhänger der Mets. Diese Franchise befand sich auf einem schier unendlichen Sparkurs, der teils abstruse Formen annahm. Vor ein paar Jahren noch war Bobby Bonilla der am höchsten bezahlte Outfielder der Mets, obwohl er bereits seit Jahrzehnten nicht mehr für sie spielte. Allen voran Fred Wilpon stellte sich zumeist quer, wenn es darum ging, die Payroll zu erhöhen und Topspieler einzukaufen. Als Vorwand wurden immer wieder persönliche Verluste in Millionenhöhe durch Bernie Madoffs Ponzi-Scheme angeführt, obgleich das schon 2008 publik wurde und seither eigentlich kaum noch als ernster Grund für den Sparkurs hätte durchgehen können.

Und ganz so billig waren die Mets dann ja doch nicht. Sie verteilten sehr wohl vereinzelt hochdotierte Verträge. Der frühere Teamcaptain David Wright erhielt einen Achtjahresvertrag in Höhe von 138 Millionen Dollar, Yoenis Cespedes unterschrieb 2017 für vier Jahre und 110 Millionen Dollar und Star-Pitcher Jacob deGrom verlängerte 2019 für fünf Jahre und 137,5 Millionen Dollar.

New York Mets: Cespedes wird zur großen Enttäuschung

Das Problem der Mets jedoch war, dass die ersten beiden nach der Unterschrift kaum noch ihren Verträgen gerecht wurden. Wright entwickelte eine chronische Wirbelkrankheit, die Sport letztlich unmöglich machte und ihn nach zahlreichen Pausen zwischen 2013 und 2018 zum vorzeitigen Karriereende zwang. Und bei Cespedes wurden schon 2018 Operationen an beiden Fersen nötig, die ihn den Rest des Jahres kosteten. 2019 dann brach sich Cespedes auf seiner Ranch in Florida den Knöchel - je nach Quelle auf der Jagd nach oder der Flucht vor einem Wildschwein.

Damit verpasste er die komplette Saison. 2020 schließlich entschied er nach wenigen Spielen, dass ihm die Covid-Gefahr zu groß sei und stieg aus der restlichen Spielzeit aus - ohne das zunächst jemandem vom Team mitzuteilen reiste er eigenmächtig aus dem Teamhotel ab und sorgte für zeitweilig große Verwirrung. Es war sein letztes Vertragsjahr.

Und das sind nur die finanziell gravierendsten Geschichten rund um die Mets der vergangenen Jahre. Hinzu kommen schier unglaubliche Verletzungen, gerade von Pitchern, die in der Öffentlichkeit immer gleich endeten: Das Team verkündete, die Verletzung sei nicht allzu schlimm, dann versuchte der Spieler schnell wieder zu spielen, verletzte sich schwerer und fiel schließlich lange aus. So gesehen etwa bei Star-Pitcher Noah Syndergaard, der zwar imposant daherkommt, aber es vor der Saison 2017 mit dem Krafttraining etwas zu gut meinte und sich letztlich schwer an der Rückenmuskulatur verletzte und weite Teile der Spielzeit verpasste. Mittlerweile fällt er übrigens infolge einer Ellenbogenverletzung auch für weite Teile der kommenden Saison aus und wird dann Free Agent.

All das verkörperte die Mets der vergangenen Jahre, wobei tatsächlich nur 2015 und 2016 als Lichtblick gewertet werden können. Doch wie geht es nun weiter?

New York Mets: Mehr Geld für Topleute

Cohen deutete bereits an, bereit zu sein, die Payroll des Teams anzuheben - zuletzt lag sie bei rund 200 Millionen Dollar ohne Covid-Abzüge -, trotz Coronakrise. Das allein dürfte das Team schon schmackhaft machen für manch einen Free Agent. Ebenso die Anwesenheit von Stars wie deGrom oder First Baseman Pete Alonso, der Rookie des Jahres 2019. Er scheint das Herzstück des Teams der Zukunft zu sein.

Um das Team schnell zu verbessern, wird dies aber auch nötig sein. Offensichtliche Baustellen sind Catcher, Shortstop, Left Field und eventuell auch Second Base, wo Robinson Cano mit seiner zweiten Dopingsperre nach 2018 immerhin 24 Millionen Dollar an Cash freigemacht hat. Cano war im Übrigen einst Klient von Van Wagenen, der für seinen einstigen Schützling die Hand ins Feuer legte und sogar ein Top-Prospect der Mets nach Seattle schickte. Second Base könnte allerdings auch Eigengewächs Jeff McNeil übernehmen, der ohnehin noch keine feste Position gefunden hat.

Auf Catcher wäre Phillies-Free-Agent J.T. Realmuto zu haben, der allerdings richtig teuer werden dürfte - mutmaßlich aber kein Hindernis für die neuen Mets. Auf Shortstop wiederum wäre Francisco Lindor per Trade mit den Cleveland Indians die Luxuslösung - vielleicht sogar im Tausch für Top-Prospect Andres Gimenez? -, ansonsten könnte ein Andrelton Simmons im Gesamtpaket deutlich günstiger zu haben sein. Und im Outfield gäbe es diverse Möglichkeiten von George Springer über Marcell Ozuna bis hin zu Michael Brantley - je nach Preisklasse, in der man sich bewegen möchte.

New York Mets: Marcus Stroman bleibt

Im Pitching wiederum wurde schon eine Weiche gestellt: Rechtshänder Marcus Stroman hat sein Qualifying Offer in Höhe von 18,9 Millionen Dollar akzeptiert und wird noch ein Jahr bleiben. Somit steht hinter deGrom also schon mal eine stabile Nummer 2 in der Rotation parat. Die Plätze dahinter könnten freilich auch noch aufgebessert werden, ebenso die kritischen Rollen im Bullpen. Manager bleibt indes Luis Rojas.

Das kurzfristige Ziel ist es nun, sportlich wieder in die Spur zu finden und so schnell es geht wieder in die Playoffs zu kommen. Aber das ist nur Schritt eins.

Der zweite Schritt muss sein, die nächste Stufe zu erreichen. Die Mets müssen "ikonisch" werden, wie Cohen es ausdrückte. Sie müssen ein Markenzeichen im größten Medienmarkt der Welt werden. Langfristig müssen sie die großen Nachbarn aus der Bronx, die New York Yankees, was das Ansehen angeht, angreifen.

Bis dahin ist freilich noch ein weiter weg, doch die Grundvoraussetzung dafür haben sie mit ihrem neuen Teameigner, Steve Cohen, bereits geschaffen: Wie die Bronx Bombers haben sie nun einen Besitzer, für den die Franchise kein Mittel zum reinen Geldverdienen ist.

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