NBA

Die Clippers-Rotation - zu tief für die Playoffs?

Von Marc-Oliver Robbers
Matt Barnes (l.) und Jamal Crawford (r.) haben die dritt- und viertmeisten Minuten bei den Clippers
© getty

Die Clippers verfügen über die wohl beste Bank der Liga. Doch bei aller Tiefe bleibt Point Guard Chris Paul der wichtigste Faktor im Team. Für die Playoffs könnte die Rotation zu groß sein. Es drohen Härtefälle. Coach Vinny del Negro probte den Ernstfall gegen Indiana. Am Sonntag gegen die Oklahoma City Thunder (ab 21.30 Uhr im LIVE-STREAM bei SPOX) könnte der nächste Härtetest folgen.

Cookie-Einstellungen

Die Clippers stehen für Spektakel. Wenn Chris Paul die Big Men Blake Griffin und DeAndre Jordan in Szene setzt, stehen nicht nur die Fans im Staples Center Kopf. Der Name Lob City ist Programm. Doch L.A. spielt nicht nur spektakulär, sondern auch erfolgreich.

Der immense Wert von Paul für die Mannschaft ist unbestritten. Der All-Star fehlte verletzungsbedingt zwölf Spiele in dieser Saison, nur sechs davon konnten die Clippers gewinnen. Nach dem Sieg gegen die Pacers lobte Indianas Coach Frank Vogel CP3 als "besten Point Guard des Universums". Dabei sind seine Zahlen in dieser Saison niedrig wie selten zuvor. Nur zweimal in seiner Karriere punktete er weniger. Seine Assistquote ist top, aber für seine Verhältnisse auch nicht überragend.

Tiefste Bank der Liga

Gleiches gilt für den anderen Star. Griffin macht im Schnitt 4 Punkte weniger als in seiner Rookie-Saison, auch bei den Rebounds ist er mit 8,7 Boards im Schnitt "schwach" wie nie. Doch das verwundert überhaupt nicht, beide spielen schließlich nur knapp 32 Minuten pro Spiel. Coach Vinny del Negro kann es sich erlauben, seinen Startern ausgiebige Verschnaufpausen zu genehmigen, denn die Clippers haben die tiefste und auch beste Bank der Liga.

Folge NBA.de bei Twitter und bekomme alle News - auch Dirk Nowitzki ist dabei!

Im Schnitt spielt jeder Spieler im Clippers-Roster knapp zehn Minuten pro Partie. Sicher liegt das auch an den langen Verletzungen von den Veteranen Chauncey Billups und Grant Hill, aber del Negro kann seiner Bank vertrauen. 40,4 Punkte steuern Jamal Crawford und Co. jeden Abend zur Punktausbeute des Teams bei. Nur die Second Unit der Dallas Mavericks (40,6) punktet noch marginal besser.

Dabei steht die zweite Garde der Clippers oft geschlossen auf dem Feld - und das überaus erfolgreich. Wenn Eric Bledsoe, Crawford, Matt Barnes, Lamar Odom und Ronny Turiaf gemeinsam agierten, punkteten sie in 67,8 Prozent besser als das gegnerische Lineup. Der Wert besitzt durchaus eine Relevanz, da das Quintett immerhin 255,6 Minuten zusammen auf dem Platz stand. Die Starting Five kommt bei 519,2 Minuten nur auf 59,3 Prozent. Sicherlich duellieren sich die Starter häufiger mit den besten Spielern des Gegners, aber die Second Unit bestreitet eben nicht nur die Garbage Time. Sie kann es durchaus mit den gegnerischen Startern aufnehmen.

Crawford Favorit auf Sixth Man Award

Nach Paul und Griffin bekommen Sixth Man Crawford und Ex-Laker Barnes die meisten Minuten in der Rotation. Erst danach folgt Starting-Small-Forward Caron Butler. Crawford legt im Schnitt 16,8 Punkte auf, dazu trifft er 37,3 Prozent seiner Distanzwürfe.

"Jamal Crawford, dieser Typ hat jede Nacht einen großen Einfluss. Bei allem, was die Clippers in dieser Saison erreichen könnten, ist Crawford ein wichtiger Faktor", sagte Warrriors-Coach Mark Jackson bereits im Januar.

Ähnliche Zahlen wie in dieser Saison legte er als Bankspieler zuletzt 2010 für die Atlanta Hawks auf. Damals gewann er den Sixth Man Award. Es wäre schon sehr verwunderlich, wenn der 32-Jährige nach der Saison den Titel nicht zum zweiten Mal verliehen bekommen und in die Riege der zweimaligen Gewinner um Kevin McHale, Detlef Schrempf und Ricky Pierce aufsteigen würde.

Barnes spielt zahlenmäßig sogar die beste Saison seiner Karriere. Mit der Rückkehr von Hill und Billups, der den Starting Spot von Willie Green übernahm, bieten sich del Negro weitere Möglichkeiten, aber auch Probleme.

Schaut man sich die Titelträger der letzten 13 Jahre an, fällt auf, dass nur zwei Champions in den Playoffs zehn Spieler mehr als zehn Minuten einsetzten, zwei weitere vertrauten auf eine 9er-Rotation in der Postseason. Der Rest, mit Ausnahme der Lakers 2011, die auf eine 7er-Rotation setzten, vertraute acht Spielern.

Kleinere Rotation in den Playoffs?

Für die Clippers bedeutet das, dass wohl mindestens drei Bankspieler in den Playoffs aus der Rotation fallen werden. Einen kleinen Vorgeschmack bekamen Hill (leicht angeschlagen), Ryan Hollins und Green gegen die Pacers. Ihnen blieb nur ein 48-minütiger Logenplatz in der ersten Reihe. Dabei schleppten sich Bledsoe, Barnes, Jordan und Griffin mit mehr oder weniger großen Wehwehchen durch die Partie.

Doch offensichtlich wollte del Negro die Partie gegen die heimstarken und vor allem hart verteidigenden Pacers dazu nutzen, den Playoff-Ernstfall zu proben - mit Erfolg. Natürlich kann es sein, dass der Coach seinem Prinzip der tiefen Rotation auch in der Postseason treu bleibt, aber die Einsatzzeiten einiger Rollenspieler werden sich definitiv verringern.

Ohnehin bekam die glänzende Fassade der Clippers-Bank zuletzt ein paar Kratzer. Während der Verletzung von Paul, der mit Knieproblemen ausfiel, strauchelte auch die Second Unit. Ohne den startenden Bledsoe fehlte den Bankspielern die Führung. In Abwesenheit des ebenfalls verletzten Billups musste oftmals Small Forward Hill den Aufbau übernehmen. Der Erfolg hielt sich in Grenzen. Die Niederlagen gegen Portland, Phoenix und Boston waren in Teilen auch den schwachen Leistungen der Bank geschuldet.

Es wurde einmal mehr deutlich, wie sehr das Team von Paul abhängt. Coach del Negro wird es registriert haben und seinem Superstar in Richtung Playoffs weniger Pausen gönnen - unabhängig von der besten Bank der Liga. Schon Sonntag gegen Oklahoma folgt der nächste Härtetest.

Der NBA-Spielplan im Überblick

Artikel und Videos zum Thema