Das Gastspiel der Golden State Warriors entwickelte sich zu einer Achterbahnfahrt der Gefühle. Dennis Schröder überragte in einer furiosen Anfangsphase und erzielte 19 Punkte im ersten Viertel, in dem Atlanta den eigenen Saisonbestwert für ein Viertel von 42 Punkten einstellte. Die Hawks brachen dann aber komplett ein.
Der Kollaps kam besonders überraschend, da Stephen Curry (24 Punkte, 6/15 3FG) und Klay Thompson (13 Punkte, 2/8 3FG) weiter Probleme mit ihrem Wurf hatten. Gerettet wurde der Abend von der starken Bank der Warriors und dem überragenden Andre Iguodala (24 Punkte, 6/8 FG, 4 Assists, 3 Steals), der die große Aufholjagd einleitete.
Schröder, der ebenfalls abkühlte und das Spiel mit 23 Punkten (9/17 FG) beendete, spielte nur 24 Minuten, da er Anfang des dritten Viertels auf die Bank strafversetzt wurde. Ausschlaggebend war wohl eine Auseinandersetzung mit Dwight Howard. Während das Spiel lief, diskutierten sie eine vorherige Aktion und Schröders Mann, Curry, bekam als Folge einen völlig offenen Dreier. Hawks-Trainer Mike Budenholzer wechselte ihn unmittelbar danach aus und setzte ihn nicht mehr ein.
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Die Reaktionen:
Dennis Schröder (Hawks): "Ich verstehe die Entscheidung des Trainers nicht. Vielleicht bin ich zu ambitioniert. Ich versuche einfach ehrgeizig zu sein, versuche Spiele zu gewinnen. Aber das verstehe ich nicht. Coach und ich müssen das klären. Ich will einfach drüber reden. Mit Dwight auch. Auf einen Nenner kommen und dann ist alles gut."
Mike Budenholzer (Coach Hawks): "Das war einfach eine Trainer-Entscheidung. Wir müssen lernen, gemeinsam zu spielen und 48 Minuten zusammenzuhalten."
Dwight Howard (Hawks): "Sowas passiert während des Spiels. Es hat uns nur 3 Punkte gekostet. Wir müssen bei sowas sichergehen, dass wir es im Keim ersticken und einfach weitermachen."
Der SPOX-Spielfilm:
Vor dem Tip-Off: Budenholzer durfte nach abgesessener Ein-Spiel-Sperre wieder seinen gewohnten Platz auf der Bank einnehmen. Er schickte zunächst Schröder, Kent Bazemore, Thabo Sefolosha, Paul Millsap und Howard auf das Parkett. Nach Matt Barnes im letzten Spiel ersetzte heute wieder Patrick McCaw Kevin Durant in der Startaufstellung. Curry, Thompson, Draymond Green und Zaza Pachulia begannen neben ihm für die Warriors.
1. Viertel: Starker Beginn von Atlanta. Die Warriors trafen drei ihrer ersten vier Würfe, doch dann schaltete die Hawks-Defensive einen Gang hoch - McCaw wurde in einer Szene gleich zweimal hintereinander geblockt. Es folgte ein 10:0-Lauf der Gastgeber. Andre Iguodala (9 Punkte) und JaVale McGee (4 Punkte) kurbelten dann die Warriors-Offensive von der Bank an und Atlanta half mit unnötigen Ballverlusten. Schröder war jedoch nicht zu stoppen und hielt mit seinen 19 Punkten dagegen. 42:35 Atlanta.
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2. Viertel: Foul-Trouble für die Warriors: Green und Thompson mussten nach wenigen Minuten mit ihrem jeweils dritten Foul auf die Bank. Die Hawks nutzten die problematische Phase und bauten eine 15-Punkte-Führung auf. Golden State reagierte mit einem sehr kleinen Bank-Lineup und bereite Atlanta damit Probleme. Schröder kühlte im zweiten Viertel ab und die Offensive der Hawks stagnierte immer mehr. Mit seinen Punkten 7 und 8 im Viertel beendete Ersan Ilyasova die Aufholjagd der Gäste und sicherte den 66:61-Vorsprung.
3. Viertel: Nach einem Dreier von Green übernahmen die Warriors erstmals wieder die Führung. Auf einmal lief es bei Golden State - Curry und Thompson waren besser im Spiel und die Warriors setzten sich deutlich ab. Atlanta konnte sich bei Tim Hardaway Jr. bedanken, der sie mit seinen 11 Punkten im dritten Viertel im Spiel hielt. Rookie Taurean Prince legte dann kurz vor Schluss noch einen Dreier drauf und verkürzte den Rückstand vor dem Schlussviertel auf 4 Punkte. 94:90 Warriors.
4. Viertel: Ein ganz schwaches Schlussviertel plätscherte nun vor sich hin. Atlantas Offensive kollabierte komplett und sie schafften es in neun Minuten nicht, überhaupt einen Korberfolg in der Zone zu erzielen. Millsap und Ilyasova betrieben lediglich Schadensbegrenzung von draußen. Golden State spulte ein lockeres Programm ab und spätestens als Curry dann doch nochmal von draußen heiß lief, war die Partie entschieden. 119:111 Warriors.
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Der Star des Spiels: Andre Iguodala. Iggy bewies in dieser Partie, warum er noch immer der vielleicht beste 6th Man der Liga ist. Von der Bank übernahm er eine absolut dysfunktionale Warriors-Offensive und dirigierte dann das Comeback. Er verteidigte stark, gab seinem Team immer wieder Richtung, glänzte auch mit Einzelaktionen und belohnte sich mit einem Season-High (24 Punkte).
Der Flop des Spiels: Kent Bazemore. Baze spielte eine schrecklich eindimensionale Partie. Seine eigene Offensive lief mäßig (18 Punkte, 6/15) und dazu konnte er seinen Mitspielern keinerlei Mehwert bieten (0 Assists, 1 Rebound). Vor allem in der Phase ohne Schröder wäre er in der Pflicht gewesen, mehr Verantwortung zu übernehmen, und wirkte überfordert.
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Das fiel auf:
Schröder konnte an seinen Lauf im ersten Viertel nicht anknüpfen. Sieben seiner neun Würfe traf er und wurde dabei größtenteils sogar von Edelverteidiger Thompson bewacht. Schröder verließ sich danach zu sehr auf seinen Sprungwurf, der nicht mehr fallen wollte, und kam nicht mehr zum Korb. Steve Kerr änderte in der zweiten Halbzeit dann auch die Taktik und ließ Curry auf Schröder los. Der stellte ihn direkt kalt und Dennis ging nach einer schwachen Phase schnell auf die Bank. Trotz der abfallenden Leistungskurve wäre Schröder in der Schlussphase wichtig gewesen für die Hawks. Die Lineups mit Hardaway Jr. und Bazemore im Backcourt funktionierten überhaupt nicht und auch Malcolm Delaney konnte nicht helfen.
Im zweiten Viertel spielten die Warriors aufgrund der Foul-Probleme ein ungewöhnliches Lineup: Mit Ian Clark, Iguodala, Barnes, Shaun Livingston und David West spielten sie aussschließlich Flügelspieler mit einem sehr kleinen Center in West. Es funktionierte aber tatsächlich ganz gut, da die Hawks stur das Mismatch - vor allem mit Howard - suchten und sich dabei die Zähne ausbissen. Damit nahmen sie sich den vorher noch so stark erarbeiteten Rhythmus in der Offensive. Statt Ballmovement und schnellen Entscheidungen sah man nun einen stagnierenden Ball und Golden State erzwang durch aggressives Doppeln Ballverluste.
Die Halbzeitansprache von Steve Kerr zeigte erneut Wirkung. Nach der energie- und kopflosen Leistung seiner Starter in der ersten Halbzeit spielten sie nach der Pause wie aufgedreht und zeigten das, was sie vorher so sträflich vermissen ließen. Zwar trafen vor allem Curry und Thompson weiterhin nicht alles, jedoch war wesentlich mehr Tempo im Spiel der Warriors und die Qualität der Würfe nahm eklatant zu. Die Warriors sind schon in der kompletten Saison die Könige des dritten Viertels und zeigten abermals, wie schnell sie den Schalter umlegen können.