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Daniel Theis' NBA-Rookie-Saison bei den Boston Celtics: Entheising!

Von Manuel Baraniak
Daniel Theis spielt eine starke Rookie-Saison
© getty
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Theis' Defensive: Help-Defense und Rebounds

"Wir haben einen Shotblocker, einen Ringbeschützer!" Tommy Heinsohn schien es im Schlussviertel gegen die Spurs kaum im Kommentatorenstuhl zu halten. Soeben hatte Theis einen Running-Hookshot-Versuch von Rudy Gay in die erste Zuschauerreihe befördert. Heinsohns Ausruf lässt erahnen, dass Theis den Celtics eine neue und bislang ungewohnte Option gibt.

In den vergangenen fünf Jahren rangierten die Celtics immer zwischen dem 22. und 30. Platz, was die Blocks pro 100 Possessions betrifft. In dieser Saison haben sie es derzeit immerhin auf den 20. Rang geschafft. Sicherlich eine ausbaufähige Platzierung, doch Theis ist diese Verbesserung am stärksten zu verdanken.

Vor allem als Help-Verteidiger beschützt Theis den Ring. Er antizipiert gut, wann er aushelfen und wann er zum Blockversuch hochsteigen muss. Des Weiteren verteidigt Theis gut, wenn er im Pick-and-Roll absinkt und den gegnerischen Ballführer in der Zone aufnimmt. Hier gelingt es ihm immer wieder, entweder den Abschluss nach dem Drive zu verhindern oder den Wurfversuch am Ring zu erschweren.

In der folgenden Video-Analyse sind Theis' Defensivaktionen als Help-Verteidiger als erstes zu sehen.

Am Ring gestattet der letztjährige BBL-Verteidiger des Jahres den gegnerischen Offensivspielern eine Wurfquote von 54,9 Prozent - Bestwert unter den Rotationsspielern Bostons (zum Vergleich Horford: 60,4% DFG; Baynes 62,0% DFG; Morris 75,9% DFG; Ojeleye 80,0% DFG).

Nichtsdestotrotz zahlt Theis im Eins-gegen-Eins ab und an Lehrgeld. Im Vergleich mit anderen NBA-Fünfern muss er einfach Abstriche in Sachen Physis machen, im Post wird er des Öfteren noch überpowert. In der Verteidigung agiert Theis gut, indem er beide Arme nach oben streckt - dennoch foult er häufig. Mehr Erfahrung in der NBA und auch ein möglicherweise besseres Standing bei den Unparteiischen könnte hier Abhilfe schaffen.

Theis der prozentual beste Celtics-Rebounder

Was für die Offensive gilt, trifft auch auf die Verteidigung zu: Theis präsentiert sich als starker Rebounder, der zumeist gut ausblockt und hierbei seine Länge einsetzt. Prozentual greift er sich die meisten Defensiv-Rebounds aller Celtics-Spieler. "Wenn ich reinkam, habe ich dem Team immer viel Energie gegeben und Rebounds geholt und stand defensiv gut, was ja meine primäre Rolle hier ist", äußerte sich Theis im Interview bei SPOX Anfang November.

Was seine Rolle in der Mannschaftsverteidigung betrifft, waren bislang dennoch ab und an Fehler zu erkennen. Mitunter verlor Theis auf der Weakside den eigenen Mann aus den Augen, speziell wenn es sich um einen Stretch-Big handelte. Nicht immer war klar, ob in Pick-and-Rolls geswitcht werden sollte - das ist natürlich ein Abstimmungsproblem, an dem selten ein Spieler alleine Schuld ist. Hier und da könnte der Closeout noch schneller kommen; und auch in der Transtition-Defense könnte er die Aktionen noch schneller lesen.

Nichtsdestotrotz kann man Theis ein sehr solides Zeugnis in der Verteidigung ausstellen. Dies liegt vor allem an seinem Potential als Ringbeschützer, was den Celtics eine bisher nicht gekannte Dimension gibt. Der 25-Jährige ist damit auch Teil einer sehr starken Teamverteidigung: Mit einem Defensiv-Rating von 98,3 Punkten pro 100 Possessions führt Boston derzeit die Liga an (besser verteidigten die Celtics zuletzt 2011/12; mit einem gewissen Kevin Garnett in den Reihen).

So wie die Verteidigung die Basis darstellt, warum die Celtics auf dem ersten Platz des Ostens rangieren, so ist auch die Defense von Theis der Hauptgrund für seine feste Rolle in der Rotation Bostons.

Ausblick: Vierter Big Man in der Rotation?

Nach einer starken Phase von Ende Oktober bis Mitte November schwankte Theis' Einsatzzeit zuletzt. Zum einen festigt sich die Celtics-Rotation erst so langsam, zum anderen mag das auch an der Philosophie von Coach Brad Stevens liegen.

"Er passt seine Rotationen an die Matchups an [...] Brad ist da ein sehr moderner Coach - ganz viele NBA-Teams legen ja vor der Saison ihre Starting Five und ihre Rotation fest und bleiben dabei. Er dagegen denkt total flexibel", erklärte Theis im Gespräch mit SPOX. "Das kommt mir natürlich zugute. Ich will einfach bereit sein, wenn ich gebraucht werde."

Hierbei stellt sich die Frage, ob er dies als vierter oder fünfter Big Man der Celtics-Rotation tun wird. Marcus Morris, Al Horford und Aron Baynes stehen eindeutig vor Theis in der Rotation; Semi Ojeleye stellt die teaminterne Konkurrenz dar. Wobei sich die beiden nicht die Minuten auf der gleichen Position wegnehmen, im Gegenteil: Ojeleye spielt gewöhnlich auf der Vier, Theis auf der Fünf. Und Ojeleye ist der Big Man, mit dem Theis bislang am längsten das Parkett geteilt hat.

Wie bereits angeschnitten, sind die Celtics ein Top-Team in der Verteidigung, doch an der Offensive mangelt es. Und hierbei sorgt Theis weder für Spacing, noch kreiert er für sich oder andere. Die Quoten bei Ojeleye mögen noch nicht stimmen, doch er sollte die bessere Dreieroption sein. Auch insofern sollte der Nationalspieler weiter an seinem Sprungwurf arbeiten.

"Anything less that the best is a felony"

Letztlich befindet sich Theis in einer überaus komfortablen Situation: Er ist Teil eines jungen Teams in der Eastern Conference, das aber schon jetzt Contender-Potential besitzt (und mit Gordon Hayward fällt der potentiell beste Spieler verletzt die komplette Saison aus). Zudem hat Theis bewiesen, dass sein Spiel als Rim-Runner, Ringbeschützer und mobiler Big Man ideal in die NBA passt.

Und auch die Celtics haben mit der Verpflichtung alles richtig gemacht. Zur Erinnerung: Der 25-Jährige verdient in dieser Saison 0,8 Millionen Dollar, sein Vertrag in der kommenden Spielzeit ist nicht garantiert. Dabei gibt es viele Stimmen, die Theis' Leistung ganz klar auf dem Niveau eines Erstrunden-Draft-Picks sehen.

Für beide Seiten ist die Paarung Boston/Theis also verlockend. Oder, um in noch nicht inflationär genutzte Wortspielereien überzugehen, einfach "entheising".

 

 

 

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