Nach der Verletzung von DeMarcus Cousins wurde im Big Easy schnell gehandelt. Schon knapp eine Woche vor der Deadline machten die Pelicans Nägel mit Köpfen und sicherten sich die Dienste von Nikola Mirotic, der die Lücke, die Boogie hinterlassen hat, einigermaßen schließen soll. Die Marschrichtung ist also klar: Die Playoffs sind im Fadenkreuz der Pels.
Aktuell ist aber deutlich erkennbar, dass die Abstimmung noch ungenügend ist. Deutlich wurde das in den Spielen gegen die Utah Jazz und die Brooklyn Nets. Gegen Utah bekamen es Davis und Mirotic nicht auf die Reihe, das Pick-and-Roll unter Kontrolle zu bekommen und wurden an den Brettern dominiert. "Wir müssen das noch in den Griff bekommen", erklärte Anthony Davis gegenüber NOLA.com.
Das Duell ging mit 58:46 an die Jazz: In den neun Spielen ohne Cousins griffen die Gegner der Pels bereits viermal 10 Rebounds oder mehr als New Orleans, obwohl Mirotic persönlich gute Zahlen in puncto Rebounds (2,8 offensiv, 6,3 defensiv) auflegt. Cousins ist einer der besten Rebounder der Liga, weswegen die Pels seine Dominanz an den Brettern im Kollektiv abfangen müssen. Dafür wurde sogar Emeka Okafor aus dem Hut gezaubert, der vier volle Spielzeiten kein einziges Spiel in der NBA absolvierte und die letzten beiden Spiele sogar startete.
Ein weiteres Indiz der fehlenden Abstimmung: Beim Overtime-Sieg gegen die Nets bettelten die Pels quasi um eine Niederlage, als sie mehrfach pennten und Allen Crabbe den Dreier zum 116:116 kurz vor Ende des letzten Viertels traf, weil die Team Defense gegen zwei Off-Ball-Screens nicht funktionierte. Gleiches geschah in der OT bei einem weiteren Einwurf der Nets, der zu einem leichten Korbleger führte.
Pelicans: Mirotic offensiv hinter den Erwartungen
Offensiv hinkt Mirotic ebenfalls den Erwartungen hinterher. Sowohl aus dem Feld als auch von jenseits der Dreierlinie trifft er katastrophal (40,2 Prozent FG, 30,2 Prozent 3P). In Chicago spielte Mirotic die beste Saison seiner Karriere: Er traf fast 50 Prozent aus dem Feld und 43 Prozent von Downtown. Besorgniserregend ist dies aber nicht: Mirotic ist als streaky Shooter berüchtigt, in ein paar Spielen kann dies aber schon wieder ganz anders aussehen.
Auch Davis wollte in diese Zahlen noch nicht allzu viel hineininterpretieren "Boogie und ich haben am Anfang auch etwas Zeit gebraucht, aber das spielt sich im Training und von Partie zu Partie ein", erklärte die Braue. Doch Zeit ist ein rares Gut, gerade im Big Easy, wo alles andere als die Playoffs eine riesige Enttäuschung wäre: Ohne Cousins verloren die Pelicans fünf von neun Spielen und rangierten zeitweise außerhalb der Playoff-Plätze, vor allem die aufstrebenden Utah Jazz sitzen NOLA im Nacken. Um zu verhindern, dass die Jazz oder Clippers vorbeiziehen, schraubt Pelicans-Coach Alvin Gentry an seiner Rotation.
Dies wirkt bisweilen aber ein wenig planlos. Mal setzte er in DeAndre Liggins in einen Defensiv-Spezialisten und setzte Rajon Rondo auf die Bank, um den Spielmacher im nächsten Spiel wieder 40 Minuten spielen zu lassen.
Vor allem das Playmaking von Cousins muss ersetzt werden, da dieser oft an der Birne stand, um die Bälle zu verteilen. Diese Aufgabe kommt neben Rondo auch Jrue Holiday zuteil. Im Sommer wurde dieser mit einem Monster-Vertrag (126 Millionen Dollar/5 Jahre) ausgestattet, den er bisweilen nicht wirklich rechtfertigen konnte. Trotzdem legt er stabile Zahlen auf und hat eine enorme Auswirkung auf die Leistung der Pelicans, bevor sich Cousins verletzte.
Das Netrating der Pelicans mit/ohne ihre Stars
Name | On | Off |
Anthony Davis | 3,4 | - 4,0 |
DeMarcus Cousins | 1,8 | - 0,3 |
Jrue Holiday | 4,6 | - 10,2 |
Pelicans: Die Vor- und Nachteile des Rajon Rondos
Ohne Cousins auf dem Feld brach Holiday allerdings ein: Sein Netrating ging von 3,9 auf 1,2 zurück, während er nur noch magere 26,5 Prozent von Downtown trifft. Allerdings nutzt er seine höhere Usage-Rate für einen Anstieg in puncto Assists (7,1, zuvor 5,2). Angeführt werden die Pels in dieser Kategorie allerdings immer noch von Rondo, der in der neuen Rotation des Öfteren von der Bank kommt. Rondo soll die Bank durch sein Passing und Playmaking antreiben.
"Er würde alles machen, um dem Team zu helfen", sagte Gentry. "Wir versuchen herauszufinden, wie es am besten für unser Team ist." Das Problem bei Rondo ist jedoch seine Inkonstanz: In einer Nacht legt er 25 Assists auf (Franchise-Rekord), in einer anderen gleicht seine Leistung dem gruseligen Maskottchen der Pels. Seine Schwierigkeiten mit den Wurf sind bekannt. Vor allem ohne Cousins hat dies große Auswirkungen, da Boogie selbst als Center das Feld breit machen konnte. Es gut möglich, dass die Pels nach der Verpflichtung von Okafor noch einmal auf dem Buyout-Markt zuschlagen, um sich einen weiteren Schützen zu ergattern.
Wenn Rondo auf die Bank rückt ist sicherlich E'Twaun Moore ein Profiteur, der auf seiner eigentlichen Position, die Zwei, darf. Er ist - abseits von Boogie und Davis - eine der erfreulichen Geschichten dieser Saison und jagt seit der Verletzung von Cousins fast 45 Prozent seiner Dreier durch die Reuse. Trotzdem wird deutlich, welchen Effekt Boogie auf dem Feld hatte: Seine Präsenz ermöglichte freiere Würfe für Rollenspieler wie Ian Clark oder den Ex-Bamberger Darius Miller. Die Quoten beider Schützen gingen zurück und es wird klar, dass sie nicht die Qualität haben, um den Boogie-Ausfall abzufangen.
Pelicans: Anthony Davis muss übernehmen
Anders als in Washington, wo der Ausfall von John Wall exzellent auf mehrere Schultern verteilt wurde, stehen und fallen die Pelikane mit Anthony Davis. In allen vier Spielen, welche die Pels ohne Boogie gewinnen konnten, legte Davis Monster-Zahlen auf und führte sein Team fast alleine zum Sieg. Er ist jede Nacht ein Garant für gute Leistungen: The Brow scort - seit der Verletzung von Boogie - 31,3 Punkte pro Spiel, nimmt satte 23,2 Würfe pro Spiel und ist vor allem von Downtown überragend (42,4 Prozent).
Es ist aber wie immer ein schmaler Grat mit Davis, wie gegen die Lakers wieder zu sehen war. Davis ging nach einem Zusammenprall mit Julius Randle zu Boden und das ganze Smoothie King Center hielt den Atem an. Man weiß um die nicht gerade dünne Krankenakte des ehemaligen No.1-Pick. Im zweiten Viertel kam die Braue aber zurück und schenkte den Gästen in nur 33 Minuten 42 Punkte ein.
Die Pelicans haben nun drei Spiele in Folge gewonnen, dennoch steht ihnen noch viel Arbeit bevor. Bitter waren vor allem die Niederlagen gegen die direkte Konkurrenz aus Utah und Los Angeles. Nach dem All-Star-Break, der NOLA etwas Zeit verschafft, um sich besser abzustimmen, haben die Pelicans die Chance ihr Playoff-Kaliber unter Beweis zu stellen, wenn man erneut gegen die beiden Teams ran muss.
Der Spielplan hat es allerdings in sich. In den nächsten zehn Spielen trifft man auf Brocken wie die Spurs, die Bucks und die Wizards. Spätesten danach wird sich zeigen, ob die Pelicans mit ihrer Win-Now-Einstellung den richtigen Weg gewählt haben. Ohne Cousins heißt es: The Brow, bitte übernehmen sie das Steuer. Diese Situation sollte dem All-Star aus der Zeit vor Boogie noch bestens in Erinnerung geblieben sein.