Warum hatten die Cavaliers gegen die Warriors keine Chance?
Klammern wir mal kurz aus, dass die Warriors ein historisch starkes Team sind (das sind sie): Die Cavaliers hatten genau eine Chance, diese Serie wirklich interessant zu machen, und das war Spiel 1. In dieser Partie leistete LeBron James das Maximum, was man von einem Spieler erwarten kann (51 Punkte, 8 Rebounds, 8 Assists), und noch ein bisschen mehr, und die Cavs zeigten rundum eine gute Leistung, mit der sie die Warriors weitestgehend auf ihr Niveau runterzogen.
Dann verwarf George Hill einen Freiwurf und J.R. Smith leistete sich einen der dümmeren Fehler der Finals-Geschichte. Cleveland fiel in sich zusammen - das virale Video von LeBron auf der Bank hat mittlerweile wohl jeder gesehen. In der Overtime walzte Golden State über die Cavs hinweg und so ähnlich verlief dann auch der Rest der Serie, wenngleich Spiel 3 ja zumindest auf dem Papier auch eine enge Angelegenheit war.
So ähnlich war dies allerdings auch zu erwarten gewesen, eine realistische Siegchance räumte den Cavs fast niemand ein. Die Gründe dafür sind ziemlich offensichtlich: Dies war kein echtes Top-Team.
Die Cavaliers 2018: Zu abhängig von LeBron James
Cleveland hatte sich schon mit guten, aber nicht herausragenden Teams im Osten wie den Pacers und Celtics abgemüht und sieben Spiele sowie teilweise übermenschliche Leistungen von James gebraucht, um die Finals zu erreichen. Gegen Toronto sah das zwar anders aus, die Raptors sind im Duell mit Cleveland aber ohnehin ein Thema für sich.
Die Cavaliers 2017/18 hingen zu einem gefährlichen Maß von den Leistungen eines Spielers sowie der Dreierquote ab. Ihre Defense wurde in den Playoffs besser, gut war sie aber zu keinem Zeitpunkt. Dafür fehlte teilweise die Disziplin, andererseits fehlten aber auch Kontinuität und Automatismen, weil es eben viele Personalwechsel während der Saison gab, das Team kaum echte Trainingseinheiten absolvierte und sich auch aufgrund von Verletzungen nie einen echten Rhythmus erspielen konnte.
Die Topscorer der Cavaliers in den Playoffs
Spieler | Punkte | FG% | 3FG% |
LeBron James | 34 | 53,9 | 34,2 |
Kevin Love | 14,9 | 39,2 | 34 |
George Hill | 9,2 | 45 | 31,4 |
J.R. Smith | 8,7 | 34,8 | 36,7 |
Kyle Korver | 8,3 | 41,8 | 41,3 |
Jeff Green | 7,7 | 40,8 | 30 |
Spiel 1 der Finals machte alles klar
Sie sind trotzdem in die Finals gekommen, was einerseits für LeBrons Brillanz und andererseits für die verhältnismäßige Schwäche des Ostens spricht. Um gegen ein Team wie Golden State bestehen zu können, fehlte ihnen aber vieles: Two-Way-Player auf dem Flügel, ein verlässlicher Dreier (29,5 Prozent Quote in den Finals), Vertrauen untereinander und nicht zuletzt auch ein zweiter dynamischer Scorer, der für sich und andere kreieren konnte. Selten zeigte sich der Wert Kyrie Irvings für Cleveland so sehr wie in dieser Serie.
LeBron konnte sehr viel alleine machen, die Warriors schlagen vermochte aber auch er nicht. Deswegen wusste er natürlich ganz genau, wie wichtig Spiel 1 war, weil es den restlichen Cavs auch psychologisch einen Schub hätte geben können. Es passierte dann das genaue Gegenteil und LeBron verletzte sich aus Frust selbst die rechte Hand, als er auf eine Tafel einschlug.
Darunter litten in der Folge auch seine Leistungen - aber man muss sich nichts vormachen: Auch mit LeBron in absoluter Bestform hätten die Cavs diese Serie nicht gewonnen.