NBA: Karl Towns, Jimmy Butler und die prekäre Situation bei den Minnesota Timberwolves

Andrew Wiggins ist untradeable

Natürlich würden die Wolves Wiggins dabei lieber traden als ihn. Die Extension des Flügelspielers beginnt aber erst jetzt, über die nächsten fünf Jahre wird Wiggins 146,45 Millionen Dollar verdienen - ein Vertrag, der jetzt schon wie ein Albatross aussieht. Auch wenn Wiggins weiß, wo der Korb hängt, ist "Maple Jordan" bisher den Beweis schuldig geblieben, dass er für Winning Basketball steht.

Sein Punkteschnitt ging neben Butler um fast 6 Punkte zurück, auch die Quoten sanken dabei in allen Belangen. Als Rebounder, Playmaker oder Verteidiger ist Wiggins bisher trotz aller Anlagen nicht konstant positiv aufgefallen. Die Frage, ob er jetzt als Topverdiener auf einmal eine viel bessere Arbeitsmoral an den Tag legen wird, dürfte eine rhetorische sein. Wiggins' Trade-Wert ist derzeit marginal beziehungsweise nicht vorhanden.

Die Statistiken von Andrew Wiggins in Minnesota

Karl Towns muss Franchise-Player in Minnesota sein

Das trifft auf Towns überhaupt nicht zu, den Big Man allerdings werden und dürfen die Timberwolves unter keinen Umständen traden. Butler ist der beste Spieler, Towns ist aber langfristig ohne Zweifel der wichtigste Spieler der Franchise und ein (offensives) Talent, das auch in der heutigen Einhorn-überlaufenen NBA seinesgleichen sucht.

Nicht, dass die Wolves das ausreichend nutzen würden. Towns war vergangene Saison in allen Belangen der effektivste Offensivspieler, sogar beim Dreier, trotzdem nahmen sowohl Wiggins als auch Butler mehr Würfe als er. Oft agierte er dabei selbst zu passiv, allerdings hätte Thibodeau wohl auch etwas nachdrücklicher dafür sorgen können, dass sein größtes Talent in jedem Angriff zumindest einmal den Ball berührt.

Auch zwischen Towns und den Wolves gibt es bisweilen aber Frustrationen. Defensiv lässt auch er des Öfteren die Dringlichkeit vermissen, wenngleich er kein Torero wie Wiggins ist, sein Playoff-Debüt gegen die Rockets war zudem enttäuschend.

Auf der anderen Seite hat die Franchise auch ihn provoziert, indem sie im Mai unter anderem Player Development Coach Vince Legarza feuerte, mit dem er ein sehr gutes Verhältnis pflegte, ohne den Franchise Player vorher darüber zu informieren. Das Verhältnis zwischen ihm und Thibodeau, der ideologisch zweifelsohne eher Butler favorisiert, gilt ebenfalls nicht als ideal.

190 Millionen Dollar winken Karl Towns

Das alles spielt wohl mit in die Tatsache herein, dass Towns bisher noch keine Rookie Extension unterschrieben hat, obwohl ihm diese vorliegt. Dass er es noch tun wird, ist aber ziemlich sicher: Noch niemand hat einen solchen Deal bisher ausgeschlagen. Sollte Towns nächste Saison ein All-NBA Team erreichen, könnte er laut ESPN über fünf Jahre rund 190 Millionen Dollar bekommen. Diese Summe lässt sich niemand entgehen, selbst wenn er mit seiner Situation nicht wunschlos glücklich ist.

Letzteres sollte aber auch dann priorisiert werden, wenn Towns seinen Deal unterschrieben hat. KAT ist derjenige, der die Wolves mit seinem Talent eines Tages zu einem echten Contender machen könnte, auch wenn es bis dahin noch ein weiter Weg ist, deswegen muss er auch ins Zentrum und zufriedengestellt werden. Das ist unterm Strich wichtiger als alle anderen Probleme und Personalien in der Franchise - und das schließt auch Thibodeau mit ein.

Es ist mittlerweile bekannt, dass die Doppelfunktion aus Coach und GM bis auf ganz wenige Ausnahmen nicht mehr zeitgemäß ist, zuletzt erkannten das die Pistons mit dem glücklosen Stan Van Gundy an. Bei Thibs könnte es sich bald ähnlich verhalten. Seine Bilanz als President of Basketball Operations ist ernüchternd, aber auch als Coach wird er seinem Ruf in Minnesota nicht gerecht.

Für kreative Offense war Thibodeau selten bekannt, hier kamen die Wolves dank ihres Talents aber überdurchschnittlich gut zurecht. Defensiv allerdings gab es auch in der zweiten Saison unter dem "Guru" Thibodeau keine Verbesserung, wie im Vorjahr rangierten die Wolves beim Rating auf Rang 27 ligaweit. Das hat mit den Spielern zu tun, natürlich aber auch ein Stück weit mit dem Schema, in das sie von ihrem Coach gesteckt werden.

Die Gehaltsstruktur der Minnesota Timberwolves

Glossar: PO=Player Option, TO=Team Option, RFA=Restricted Free Agent, UFA=Unrestricted Free Agent

Tom Thibodeau: Mit Doppelfunktion überfordert?

Thibodeau hat sich philosophisch noch nicht wirklich auf die neue Spielweise in der NBA umgestellt, zudem scheint er gerade die jüngeren Spieler nicht allzu gut zu erreichen. Die Tatsache, dass er sich bei seinen Verpflichtungen zudem oft auf Spieler konzentriert, die er schon in Chicago gecoacht hat (Derrick Rose, Taj Gibson, Butler, gerüchteweise sogar Joakim Noah), deutet ebenfalls an, dass er mindestens mit der Doppelfunktion aktuell überfordert ist.

Das markiert dann schon die vierte durchaus pikante Personalie in Minnesota - sollte sich Anfang der Saison keine Besserung abzeichnen, auch atmosphärisch, könnte Thibodeaus Sitz ziemlich schnell wackeln. Generell stehen nur wenige Teams zu Beginn der neuen Saison so unter Druck wie die Wolves, auch wenn andere Teams deutlich mehr Aufmerksamkeit bekommen werden.

Eigentlich sollte es in Minnesota Anlass zum Optimismus geben, stattdessen brodelt es. Und es ist bisher nicht abzusehen, ob die Störfeuer gelöscht werden können - oder ob die Flamme übergreift.