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NBA Playoffs: Historisches Shooting-Debakel von James Harden! Rockets siegen dennoch bei den Jazz

Von Philipp Schmidt
James Harden vergab in Utah seine ersten 16 Würfe.
© getty

Die Houston Rockets haben auch das dritte Spiel gegen die Utah Jazz gewonnen - und das obwohl Superstar James Harden über drei Viertel ohne Field Goal blieb. Beim 104:101-Sieg in Salt Lake City tat sich der MVP-Kandidat lange schwer, erst am Ende kann der Bärtige das Ruder an sich reißen.

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Nach den dürftigen Vorstellungen in den Spielen 1 und 2 hatte Utah-Coach Quin Snyder genug gesehen und nahm eine Umstellung in der Starting Five vor: Jae Crowder startete für Derrick Favors. Bei den Rockets änderte sich nichts, die Starter hießen wie gehabt Chris Paul, James Harden, Eric Gordon, P.J. Tucker und Clint Capela.

Die Atmosphäre war ab der ersten Sekunde aufgeheizt. Erst 94 Sekunden waren gespielt, als Donovan Mitchell einen Dreier mit Brett versenkte und Harden schon sein zweites Foul anhängte. Dieser beklagte sich in klassischer Harden-Manier über den Pfiff und sah sich plötzlich dem gesamten Jazz-Team gegenüber. Sekunden später wurde er auf der anderen Seite von Ruby Gobert abgeräumt.

Joe Ingles stellte aus der Distanz auf 11:3, ein 7:0-Lauf der Rockets beruhigte die Vivint Smart Home Arena. Nach neun Minuten hatte Gobert bereits 4 Blocks auf dem Konto, Mitchell stellte mit seinem 13. Punkt auf 23:20. Eine höhere Jazz-Führung wäre möglich gewesen, aber offene Dreier fielen nicht. Durch gute Minuten von Derrick Favors führten die Jazz nach einem Viertel mit 32:30.

Utah geht mit Führung in die Pause

Beide Teams starteten kalt in den nächsten Abschnitt, Mitchell brach den Bann vom Perimeter, dann kassierten Austin Rivers und Ingles ein Double-Technical, wobei Rivers als Initiator deutlich besser wegkam als der Australier. Gobert zeigte seine Dominanz in der Zone, Gordon seine Qualitäten aus der Distanz.

Bei aller Intensität war das Spiel sehr zerfahren und die Wurfauswahl teils fragwürdig. Snyder erhielt nach einem ausgebliebenen Pfiff gegen Mitchell ein technisches Foul, auch Harden holte sich vor der Pause das dritte Foul ab. Bei den Rockets ging Paul voran und hielt sein Team mit 12 Punkten in Halbzeit eins im Spiel. Ingles stellte eine Sekunde vor der Sirene per Dreier auf 55:50.

Harden setzte zum Auftakt von Halbzeit zwei auch seinen elften Wurf daneben, schnappte sich aber dafür seinen schon fünften Steal. Die Jazz verteidigten weiter leidenschaftlich, lediglich Paul hatte eine Antwort parat. Es wurde munter weitergefoult, Harden stand bei 4, Paul und Tucker bei 3.

Die Rockets waren vollkommen von der Rolle, aber Utah ließ zu viele Punkte an der Linie liegen (schon 11 Fehhlwürfe) und warf einige Male unbedrängt den Ball weg. So kam es, dass Tuckers Dreier das Spiel wieder ausglich (65:65). Bei einem Korbleger wurde Harden von Royce O'Neale hart gefoult und blieb in der Folge einige Sekunden am Boden. Paul sah kurz vor dem Viertelende Foul Nummer fünf, Utah führte mit mit 2 (76:74).

Harden erholt sich in der Schlussphase - Tucker holt entscheidenden Rebound

Houston startete besser ins Schlussviertel, Green brachte die Gäste mit zwei Dreiern in Führung (82:80), Crowder konterte, Harden glich mit seinem ersten erfolgreichen Wurf (beim 16. Versuch) aus, legte gleich noch einen Dreier nach und leitete damit eine umkämpfte Schlussphase ein.

Utah verteidigte beherzt, aber nutzte beste Wurfmöglichkeiten nicht. Gordon erhöhte per Dreier, Harden legte von der Linie nach. Auf einen tiefen Dreier von Mitchell antwortete Harden ebenso trocken von Downtown. Mitchell verkürzte auf 2, dann tauschten Harden und Mitchell Freiwürfe aus.

Nach einem Fehlwurf vom Bärtigen holte sich Tucker den wichtigen Rebound und traf an der Linie einen von zwei (102:99). Zehn Sekunden verblieben den Jazz und nach zwei Auszeiten erhielt Mitchell einen weit offenen Dreier, den er daneben setzte. Tucker verwandelte die beiden Freebies, Endstand 104:101 Rockets.

Mitchell führte alle Scorer mit 34 Punkten an, baute jedoch nach starker Anfangsphase ebenso stark ab und ließ wichtige Punkte aus dem Feld (9/27) und an der Linie (12/17) liegen. Zweitbester Punktesammer war bereits Favors mit 13 Zählern. Ansonsten scorten lediglich Gobert (8 Rebounds, 7 Blocks) und Rubio zweistellig (beide 10).

Bei den Rockets verbuchte Harden trotz katastrophalem Shooting-Abend die meisten Zähler (22, 3/20 FG, 2/13 3 FG). Paul steuerte 18 Punkte bei, Green und Rivers lieferten dringend benötigte Dreier von der Bank (zusammen 5/8 3 FG).

Die wichtigsten Statistiken

Utah Jazz (5) vs. Houston Rockets (4) 101:104 (BOXSCORE), Serie: 0-3

  • Große Vorteile hatten die Rockets in den beiden Spielen zuvor aus der Distanz. Dieses Mal sah es anders aus: Zur Pause kamen die Rockets auf eine Quote von 34,6 Prozent (beischon 26 Versuchen), bei den Jazz sah es noch bescheiden raus (31,8 Prozent). Nach der Pause änderte sich nichts: Die Rockets beendeten das Spiel bei 33,3 Prozent, Utah bei nur 29,3.

  • Die Partie verkam zu einem absoluten Foulfestival: Houston stand zur Pause bei 13 Fouls, Utah bei "nur" acht. In der zweiten Hälfte wurde es nicht besser: Am Ende gab es 47 Foulpfiffe (25:22 für Houston) in einer hart umkämpften Begegnung.

  • James Harden stand zur Pause bei 0 von 10 (6 Punkte) aus dem Feld. Dies ist gleich bedeutend mit der schlechtesten Shooting-Hälfte seiner Karriere und allgemein in den Playoffs seit mehr als 20 Jahren. Nach drei Vierteln waren es 0/14, erst der 16. Versuch saß. Kaum zu glauben, dass die Rockets dennoch als Sieger vom Parkett gingen.

  • Nach einem starken ersten Offensiv-Viertel von beiden Team lief insbesondere im dritten Abschnitt überhaupt nichts mehr zusammen. Über drei Minuten gab es kein Field Goal zusehen. Die Rockets trafen nur 12,5 Prozent aus der Distanz, aber auch Utah kam nicht über 35,7 Prozent aus dem Feld hinaus und verpasste es, sich ein Polster zu erspielen.

  • Beide Teams offenbarten Probleme an der Freiwurflinie: Utah versenkte nur 65,8 Prozent der Versuche (25/38), Houston war kaum besser (67,6 Prozent, 23/34). Neben Mitchell erwiesen sich wie gehabt die Big Men als fehleranfällig (Capela 1/5, Favors 3/6).

Utah Jazz vs. Houston Rockets: Die Stimmen zum Spiel

Mike D'Antoni (Head Coach Rockets): "Wir haben einen Weg gefunden, dieses Spiel zu gewinnen. Wir haben nicht gut gespielt, vor allem offensiv. Wegen unserer Defense, unserem Rebounding und einiger großer Würfe haben wir gewonnen."

Donovan Mitchell (Jazz): "Man kann sagen, dass noch kein Team ein 0-3 aufgeholt hat. Bis 2016 hat aber auch niemand ein 1-3 in den Finals aufgeholt und es ist dann passiert. Daran halten wir uns fest und wir werden kämpfen. Wir sind besser, als das, was wir bisher gezeigt haben."

Der Star des Spiels

Chris Paul. Schwere Entscheidung in einem ausgeglichenen Spiel ohne Ausreißer. Paul hielt die Rockets jedoch in komplizierten Phasen im zweiten und dritten Viertel nahezu im Alleingang in Schlagdistanz und traf auch in der Schlussphase bis auf wenige Ausnahmen die richtigen Entscheidungen. Auch stark: die Defense von Tucker.

Der Flop des Spiels

Joe Ingles. Auch über diese Wahl in einem guten Jazz-Kollektiv lässt sich streiten, jedoch ließ Ingles als ausgewiesener Dreier-Experte zu viele guten Chancen liegen (2/8 3FG), sodass sich Utah in der Schwächephase der Rockets nicht absetzen konnte. Ebenfalls blass: Jae Crowder.

Coaching Move des Spiels

Trotz der Niederlage: Die Umstellung von Jazz-Coach Snider machte sich definitiv bezahlt: Crowder brachte mit seiner Athletik und Fähigkeit, das Feld breit zu machen (zumindest auf dem Papier) ein anderes Element ins Spiel als Favors. Dieser wiederum harmonierte mit der Second Unit: Insbesondere ohne Mitchell und im Zusammenspiel mit Ingles als primärem Playmaker rollte er gegen eine ungeordnete Rockets-Defense mehrfach zum Korb und kam zu einfachen Punkten. Ohne Capela offenbarten sich dort große Lücken.

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