NBA

Die schlechteste Playoff-Halbzeit von Luka Doncic: Das lief für die Mavs schief in Spiel 1 bei den Clippers

Von Robert Arndt
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Die Dallas Mavericks enttäuschten zum Auftakt der Playoffs bei den L.A. Clippers. Luka Doncic erzielte zwar 33 Punkte, spielte aber eine ganz schwache erste Halbzeit. Der Superstar war dabei aber nicht alleine.

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Diese erste Halbzeit könnte sich noch rächen. Die Mavericks vergaben in L.A. eine goldene Gelegenheit frühzeitig die Kontrolle über die Serie zu erlangen, da Kawhi Leonard wie erwartet wegen seiner hartnäckigen Entzündung im Knie nicht mitwirken konnte. Es gibt bereits Gerüchte, dass der zweimalige Finals-MVP in Spiel 2 in der Nacht auf Mittwoch wieder zur Verfügung stehen könnte.

Umso bitterer war es aus Sicht der Texaner, dass die erste Halbzeit so weggeschenkt wurde. 30 Punkte in Halbzeit eins, nur gerade einmal 8 im zweiten Viertel. So kann man kein Playoff-Spiel gewinnen, auch wenn sich Dallas dank Luka Doncic und Kyrie Irving nach der Pause sichtbar steigerten und immer mal wieder an einem möglichen Comeback nach einem 28-Punkte-Rückstand schnupperten.

Clippers vs. Mavericks: Die Serie in der Übersicht

SpielDatumUhrzeitHeimAuswärtsErgebnis
121. April (So)21.30 UhrL.A. ClippersDallas Mavericks109:97
224. April (Mi)4 UhrL.A. ClippersDallas Mavericks-
327. April (Sa)2 UhrDallas MavericksL.A. Clippers-
428. April (So)21.30 UhrDallas MavericksL.A. Clippers-
5*2. Mai (Do)tbaL.A. ClippersDallas Mavericks-
6*4. Mai (Sa)tbaDallas MavericksL.A. Clippers-
7*6. Mai (Mo)tbaL.A. ClippersDallas Mavericks-

* wenn benötigt

Diese zweite Halbzeit zeigte, dass Dallas diese Partie durchaus hätte gewinnen können, plötzlich fühlte man sich an die Mannschaft erinnert, die nach dem All-Star Break eines der heißesten Teams der NBA war und auch deswegen als Außenseiter im Titelrennen gehandelt wurde. Über Defense und Star-Power kam Dallas wieder näher, letztlich verhinderten die Clippers ein Comeback durch heißes Shooting (11/21 3P nach der Pause).

Doch was genau lief in dieser ersten Halbzeit, die mit 56:30 in die Binsen ging? Hier ein paar Punkte, die es anzusprechen gilt.

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NBA: Ivica Zubac lässt Big Men der Mavs schlecht aussehen

Die Clippers gaben schnell den Ton an, indem sie enorm physisch agierten und im Angriff immer wieder Ivica Zubac (20 Punkte, 15 Rebounds) suchten. Der Kroate verursachte frühe Foulprobleme für Daniel Gafford und war immer wieder durch Post-Ups erfolgreich. Den Mavs fehlte hier eine Antwort, weil sowohl Gafford als auch Dereck Lively II und Maxi Kleber die Kraft fehlten, um Zubac vom Kobr fernzuhalten. Letztlich half nur doppeln und das brachte die Mavs ins Rotieren, genau das wollten die Clippers.

Und: Zubac war auch defensiv ein wichtiger Faktor. In Spielen gegen Dallas machte man sich über den Center zwar gerne lustig, weil dieser von Doncic immer wieder düpiert wurde, allerdings gehört auch zur Wahrheit, dass Zubac seit den Playoffs 2021 Doncic immer besser verteidigte. Zwar vermieden es die Clippers so gut es geht, den Switch abzugeben, dennoch war es ordentlich vom Center, wenn er dann doch mal am Perimeter verteidigen musste. Das ist ein gutes Zeichen für die Clippers, da ohne Kawhi Leonard eine echte Smallball-Option für die Fünf fehlt. In Spiel 1 spielten die Clippers nur knapp zwei Minuten ohne einen echten Fünfer.

Noch wichtiger war aber Zubacs Präsenz unter dem Korb. Etwas unter dem Radar hat sich der 27-Jährige zu einem der besten Rim Protector der NBA entwickelt, ohne dabei spektakuläre Blocks am Fließband zu liefern. Zubac ist einfach eine echte Kante, die schwer zu überwinden ist. In der ersten Halbzeit trafen die Mavs nur 30 Prozent (3/10 FG) direkt unter dem Korb und wählten häufig lieber die Floater-Option (auch nur 1/7). Über 48 Minuten trafen die Mavs nur 42 Prozent in der Zone.

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NBA: Luka Doncic spielt die schlechteste Halbzeit seiner Playoff-Karriere

Auch Doncic hatte daran seinen Anteil und spielte seine wahrscheinlich schlechteste Playoff-Halbzeit. In den ersten 24 Minuten traf der Slowene nur 4/13 aus dem Feld und wirkte nach zehn Tagen Pause komplett ohne Rhythmus. Nach einem leichten Korbleger zu Beginn kam der 25-Jährige überhaupt nicht mehr zum Korb und wurde dagegen von Amir Coffey und Terance Mann ordentlich bearbeitet.

Clippers-Coach Tyronn Lue sagte zu Strategie gegen Doncic: "Wir wollten ihm verschiedene Looks geben, um ihn ein bisschen müde zu machen. (...) Natürlich wird er schwere Würfe treffen, aber dann soll er dafür arbeiten." Und das musste er auch. Der Dreier fiel nicht, dazu schaffte es Doncic einfach nicht, genügend Freiräume zu schaffen und in Korbnähe zu gelangen. Stattdessen waren es zur Pause bereits 7 Dreier, wovon er nur einen einzigen traf. "Die erste Halbzeit geht auf meine Kappe, da war ich nicht aggressiv genug", gab der Spielmacher zu.

Doncic schien gefühlt noch in der Regular Season zu sein, die Clippers nutzten dies offensiv gnadenlos los. Vor allem im ersten Viertel stellte fast immer der Gegenspieler von Doncic einen Block, um Doncic gegen James Harden zu isolieren. Dallas gab hier den Switch zu oft zu leicht her, dieser schlug den Slowenen immer wieder im Eins-gegen-Eins, sodass Dallas helfen und damit die Schützen offen stehen lassen musste.

Luka Doncic: Seine Statistiken in den Playoffs

SpieleMINPTSFG%3P%REBAST
2937,632,647,236,49,47,8

Man muss nur noch einmal den X-Account der Clippers herunterscrollen und findet zahlreiche Beispiele aus dem ersten Viertel, als die Gastgeber 34 Punkte erzielten:

Natürlich sei auch gesagt, dass Dallas bemüht war, von den richtigen Spielern abzusinken, manchmal passierte es aber auch, dass man gegen Russell Westbrook ein Closeout lief, um einen Dreier von Norman Powell zuzulassen. So etwas sollte in den Playoffs, wo man seine Gegner intensiv scoutet, eigentlich nicht passieren.

An dieser Stelle sei aber auch gesagt: Wussten die Mavs, dass Harden nicht mehr der MVP-Kandidat der vergangenen Jahre ist? Die Mavs versuchten stets, dass Harden nicht über seine linke Hand spielen konnte, gaben so aber Stepback-Dreier ab. Das kann Harden in diesem Alter noch, während sein Finishing fast nicht mehr existent ist.

Das weiß auch Harden selbst, nur noch 19 Prozent seiner Abschlüsse kommen am Ring. Dallas reagierte teils panisch auf den Clippers-Spielmacher, der nur ein Layup versuchte und diesen liegen ließ.

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NBA: Das Coaching spricht klar für die Clippers

Nach der Partie war Mavs-Coach Jason Kidd dennoch zu großen Teilen einverstanden mit der Defense seines Teams nach den anfänglichen Problemen. Klar, dieses Spiel wurde vornehmlich in der Offense verloren, wo Dallas zu abhängig von seinen beiden Stars war. Alle Rollenspieler hatten Probleme, vor allem Daniel Gafford (1/4 FG), Derrick Jones Jr. (0/4), Dante Exum (1/4) oder auch Maxi Kleber (1/5).

Der Würzburger wurde von den Clippers überhaupt nicht beachtet, die Ergebnisse gaben L.A. recht. Der einzige Lichtblick war P.J. Washington (11), der zwar wieder eine enorme Streuung in seinen Würfen hatte (2/7), dafür aber der beste Verteidiger der Mavs war. Dabei wurde auch klar, dass Kidd keine in Stein gemeißelte Rotation hat.

Der Coach wechselte viel, spielte zehn Akteure, probierte vieles aus, aber eine klare Vision war nur bedingt zu sehen. Es ist die vierte Playoff-Serie für Kidd mit Dallas, zum vierten Mal wurde zum Auftakt verloren, immerhin gab es danach zwei Seriensiege. Kidd selbst machte auch nicht die beste Figur, neben seinem Rotationsroulette nahm der Coach unter anderem im zweiten Viertel über zehn Minuten keine eigene Auszeit - trotz der extrem lahmenden Offense. Auf der Gegenseite war Ty Lue enorm proaktiv und gefühlt legten die Clippers nach jeder Timeout einen Run hin. Die Clippers haben an der Seitenlinie einfach einen großen Vorteil, anders lässt es sich nicht ausdrücken und wird Kidd im Sommer ins Rampenlicht rücken, sollte Dallas in Runde eins ausscheiden.

In Spiel 1 war das ein großer Faktor, die Clippers wirkten einfach besser auf ihren Gegner besser vorbereitet und gewannen so ein Spiel, welches sie vermutlich gar nicht hätten gewinnen dürfen. Im Lager der Mavs versuchte man das Positive mitzunehmen. Da war die zweite Halbzeit, da waren die guten Shooting-Performances der Clippers-Rollenspieler, die so nicht immer zu erwarten sind.

"Das war ein guter erster Test für uns", meinte Irving, der im dritten Viertel alle acht Würfe für 20 Punkte traf. "Wir sind natürlich gescheitert und haben verloren, aber ich habe Dinge gesehen, die wir in Spiel 2 mitnehmen können." Wahre Worte, doch sollte Leonard wirklich zurückkehren, werden sich die Parameter in der Serie noch einmal dramatisch ändern.