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Keine Superstars - aber dennoch viel Spektakel? Alle Infos zum NBA-Draft 2024

Von Stefan Petri
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Heute Nacht (2 Uhr) findet die 1. Runde des NBA-Drafts 2024 statt. Ein Jahrhundertalent wie Victor Wembanyama ist diesmal nicht dabei, dennoch könnte es im Barclays Center drunter und drüber gehen - und zwei Deutsche dürfen ebenfalls darauf hoffen, ihren Namen zu hören. Wie läuft der Draft ab, welche Namen muss man auf dem Zettel haben? Und was ist eigentlich mit LeBron James' Sohn Bronny? SPOX gibt Euch alle wichtigen Infos zur anstehenden Talente-Wahl.

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NBA Draft 2024: Wie läuft er ab?

Im NBA Draft 2024 werden wie in jedem Jahr die besten Basketball-Talente der Welt auf die 30 NBA-Franchises aufgeteilt. Dabei gilt: Je schlechter die letzte Saison lief, desto früher ist man dran. Insofern ist der Draft wahrhaft die sozialste Seite Amerikas.

In zwei Runden werden normalerweise 60 Spieler gedraftet, also zwei pro Team - wenn die Picks nicht im Vorfeld weggetauscht wurden. 2024 sind es allerdings nur 58 Picks: Die Philadelphia 76ers und Phoenix Suns haben ihre Zweitrundenpicks aufgrund von Regelverstößen verloren.

Wer nicht aufgerufen wird, kann auch danach noch bei einer Franchise unterkommen und es durchaus zu etwas bringen: Man denke aktuell etwa an Fred VanVleet von den Houston Rockets oder Mavericks-Legende und Champion J.J. Barea.

In diesem Jahr gibt es im Draft ein Novum: Wo bisher beide Runden an einem Abend durchgepeitscht wurden, wird er diesmal erstmalig auf zwei Tage verteilt. In der Nacht auf Donnerstag (2 Uhr) findet die 1. Draft-Runde statt, am späten Donnerstagabend deutscher Zeit (22 Uhr) geht die 2. Runde über die Bühne. In dieser Hinsicht hat man sich offenbar von der NFL inspirieren lassen: Dort sind die sieben Draft-Runden sogar auf drei Tage aufgesplittet.

Zwischen den einzelnen Picks der 1. Runde haben die Teams fünf Minuten Zeit, um sich für einen Spieler zu entscheiden oder den Pick zu traden. In der 2. Runde bekommen die Franchises dann nur noch vier Minuten.

In diesem Jahr findet die 1. Runde des Drafts im Barclays Center in Brooklyn statt, der Heimstätte der Brooklyn Nets.

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NBA Draft 2024: Wo wird er im TV oder Livestream übertragen?

Wie im letzten Jahr auch überträgt der Streamingdienst DAZN den Draft, beide Runden sind dort live zu sehen. Am Donnerstag geht es also um 2 Uhr nachts los und um 22 Uhr mit der 2. Runde weiter. Abonnenten des "NBA League Pass" können den Draft auch dort verfolgen.

Wer den Draft nicht live verfolgen kann, bekommt auf SPOX am Donnerstagmorgen natürlich alles Wichtige an Infos und Analysen.

NBA Draft 2024: In welcher Reihenfolge draften die Teams?

In der Draft Lottery wurden im Vorfeld die ersten vier Picks ausgelost: Glückliche Gewinner waren die Altanta Hawks, gefolgt von den Washington Wizards, den Houston Rockets (via Brooklyn) und den San Antonio Spurs. Die übrigen Teams draften nach der umgekehrten Reihenfolge ihrer Bilanz in der vergangenen Regular Season. 14 Teams waren in der Lottery, die Reihenfolge der 1. Runde sieht wie folgt aus.

(Die Reihenfolge aller 58 Picks findet Ihr hier.)

NBA Draft: Die Reihenfolge in Runde 1

PickTeam
1.Atlanta Hawks
2.Washington Wizards
3.Houston Rockets (via Brooklyn)
4.San Antonio Spurs
5.Detroit Pistons
6.Charlotte Hornets
7.Portland Trail Blazers
8.San Antonio Spurs (via Toronto)
9.Memphis Grizzlies
10.Utah Jazz
11.Chicago Bulls
12.Oklahoma City (via Houston)
13.Sacramento Kings
14.Portland Trail Blazers (via Memphis über Boston und Golden State)
15.Miami Heat
16.Philadelphia 76ers
17.Los Angeles Lakers
18.Orlando Magic
19.Toronto Raptors (via Indiana)
20.Cleveland Cavaliers
21.New Orleans Pelicans (via Milwaukee)
22.Phoenix Suns
23.Milwaukee Bucks (via New Orleans)
24.New York Knicks (via Dallas)
25.New York Knicks
26.Washington Wizards (via Clippers über Dallas und OKC)
27.Minnesota Timberwolves
28.Denver Nuggets
29.Utah Jazz (via OKC über Toronto und Indiana)
30.Boston Celtics
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NBA Draft 2024: Wie gut ist bzw. schlecht ist der Jahrgang?

Die gute Nachricht: In jedem Draft gibt es positive Überraschungen. Auch 2024 werden mit ziemlicher Sicherheit ein paar Leistungsträger herausspringen, auch All-Stars oder vielleicht sogar Superstars. Man denke nur an die MVPs Giannis Antetokounmpo (15. Pick im Jahr 2013) oder Nikola Jokic (41. Pick im Jahr 2014). Bei Jokic flimmerte seinerzeit in den USA sogar ein Werbespot über die Bildschirme, als er gedraftet wurde.

Die schlechte Nachricht: Wer sich im Vorfeld schon mit diesem Draft beschäftigt hat, wird mitbekommen haben, dass es ein Supertalent wie Victor Wembanyama (an Nr. 1 zu den Spurs) vor einem Jahr diesmal nicht zu geben scheint. Auch die Kategorie darunter scheint unbesetzt - und das dritthöchste Regal ist womöglich ebenfalls leer. "Das erinnert mich an 2013, als Anthony Bennett an erster Stelle ging", sagte ein hochrangiger Mitarbeiter eines West-Teams im Mai bei Fox Sports.

Das klingt dann doch ziemlich übel, was Starpower angeht. Mehrfach wurde in den vergangenen Wochen und Monaten folgender Vergleich bemüht: Der Draft 2024 fühlt sich an, als würde man bei einem normal gut besetzten Jahrgang die Top-7 oder Top-8 wegschneiden. Heißt: Was diesmal der Top-Pick ist, wäre in anderen Jahren nur der 8. oder 9. Pick (2023 waren das Jarace Walker und Taylor Hendricks).

Hier muss man dann doch dazwischen grätschen: Ja, auch die Top-Picks sind in diesem Jahr keine sichere Sache, jedes Talent hat seine Macken und Schrammen. Aber eine Menge Talent ist immer noch zweifelsohne vorhanden.

Man kann es sogar positiv sehen: Die potenziellen Superstars sind diesmal nicht auf den ersten Blick zu identifizieren - aber so bietet sich auch den guten Teams die Chance, mit gutem Scouting und etwas Glück einen Rohdiamanten zu finden. Wie bereits erwähnt war selbst im viel geschmähten Draft 2013 ein "Greek Freak" zu haben. Außerdem könnte es so in der Draft-Nacht jede Menge Action und Trades geben.

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NBA Draft 2024: Wer sind die Top-Talente?

Bitter ist der voraussichtlich magere Jahrgang natürlich für die Teams, die in der Lottery ganz nach vorn gespült wurden. An erster Stelle natürlich die Atlanta Hawks, die zum ersten Mal seit 1975 den Top-Pick innehaben. Andererseits hatte die Franchise von Superstar Trae Young in der Lottery auch mächtig Glück: Als zehntplatziertes Team im Osten betrug die Chance auf den Top-Pick gerade mal 3 Prozent.

Aus welchen Top-Talenten dürfen die Hawks wählen? Die wichtigsten Namen im Schnelldurchlauf:

Zaccharie Risacher (19, Forward)

Der Franzose ist bei den Buchmachern klarer Favorit auf den Top-Pick. Schoss zu Beginn dieser Saison bei JL Bourg die Lichter aus, dazu kann man vom ihm solide Defense erwarten. Es gibt aber auch einige Fragezeichen. Ist tatsächlich mehr als ein Harrison Barnes / Tobias Harris drin?

Alexandre Sarr (19, Forward/Center)

Und noch ein Franzose. 2,16 Meter groß, mobil, vielseitig. Er bringt vor allem körperliches Potenzial mit, aber ein richtig guter Finisher im Stile eines Dereck Lively II bei den Mavericks ist er nicht. Spielte zuletzt in Australien und kam dort von der Bank. Wenn Atlanta ihn auswählt, dürfte die Defense um Trae Young auf jeden Fall zulegen.

Donovan Clingan (20, Center)

Kommt mit zwei Meistertiteln bei den UConn Huskies im Gepäck und bringt ein klar umrissenes Profl: Clingan dominiert unter dem Korb, offensiv wie defensiv. Blocken, rebounden, stopfen - bei ihm weiß man, was man kriegt.

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Der Mock Draft von SPOX: So könnte die 1. Runde aussehen

Reed Sheppard (20, Guard)

Der eindeutig beste Schütze im Draft, kann von überall scoren, ob mit Ball oder ohne. Defensiv gibt es die Fragezeichen: Zwar hält er gut dagegen und verteidigt mit Übersicht, aber mit gerade mal 1,90 Metern und überschaubarer Athletik wird man ihn jagen.

Nikola Topic (18, Guard)

Der Serbe kann in der Zone ganz tief in die Trickkiste greifen, dazu mit gutem Augen und feinem Händchen. Der Wurf von außen ist aber noch verbesserungswürdig, ebenso sein Ballhandlung.

Stephon Castle (19, Guard)

Noch ein Meister von UConn: Castle kommt mit einer Menge Selbstvertrauen daher, kann von Playmaking bis Scoring alles ein bisschen, aber nichts überragend gut. Die Einstellung stimmt aber, vor allem in der Defense.

Fazit: Der Draft 2024 ist bei den Bigs etwas besser einzuschätzen als im Backcourt. Außerdem gibt es wenige Alleskönner, sondern eher klar umrissene Profile - mit Stärken, aber auch Schwächen. Auch deshalb wird das Vorgehen der Teams enorm spannend sein: Greift man lieber nach der sicheren Sache oder riskiert alles und konzentriert sich voll auf die Upside? Auch die Titelanwärter könnten früher als erwartet mitmischen: So teuer wird es in diesem Draft nicht sein, nach oben zu kommen. Warum also nicht hochtraden und eine Schwäche im Kader ausmerzen?

Sicher scheint vor allem eines: Es wird eine Menge Überraschungen geben!

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NBA Draft 2024: Welche deutschen Talente haben eine Chance?

Immerhin zwei Eisen haben wir aus deutscher Sicht im Feuer. Tristan da Silva hat vier Jahre bei den Colorado Buffaloes hinter sich und ist mit 23 Jahren eines der älteren Talente im Draft, aber dafür hält der Forward auch, was er verspricht. Das ist vor allem Shooting: Da Silva hat in seiner College-Karriere fast 40 Prozent aller Catch-and-Shoot-Dreier verwandelt. Es fehlt an explosiver Athletik und deshalb auch am Rebounding, aber darüber hinaus bringt der Deutsch-Brasilianer eigentlich alles mit, um sich in so ziemlich jeder Situation zurechtzufinden. Es gibt Mock Drafts, die in an 18. Stelle zu den Orlando Magic und damit zu den Wagner-Brüder schicken. Das wäre natürlich extrem appetitlich!

In der 2. Draft-Runde hat Center Ariel Hukporti gute Chancen. Der 22-Jährige spielte vergangene Saison bei Melbourne United und machte dort von der Bank kommend die Drecksarbeit am Ring. Das wäre mit einer Körpergröße von 2,13 Metern auch in der NBA möglich. "Ariel ist wie ein Schwamm", lobte zuletzt Coach Dean Vickerman. Vor allem am offensiven Brett hat sich Hukporti verbessert, zudem foult er weniger und ist in seinen Aktionen deutlich geduldiger.

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NBA Draft 2024: Was ist mit LeBrons Sohn Bronny James?

Es gab eine Zeit, da rechneten alle damit, dass LeBron um jeden Preis mit seinem ältesten Sohn zusammenspielen würde. Dafür würde er sogar die Lakers verlassen und bei dem Team anheuern, dass Bronny draftet. Davon hat sich der King mittlerweile selbst etwas distanziert, aber sein Nachname und die möglichen Folgen machten es lange fast unmöglich, Bronnys Stärken und Schwächen objektiv zu bewerten.

Ein Supertalent im Stile seines Vaters ist der 19-Jährige auf keinen Fall, bei USC spielte er zudem nur eine kleine Rolle. Aber Bronny ist athletisch, ein guter Verteidiger und hat einen hohen Basketball-IQ. Seine zwischenzeitlichen Herzprobleme hat er auch gut weggesteckt. Gleichzeitig ist er aber auch ein sehr schlechter Schütze und kein guter Ballhandler.

Wahrscheinlich geht Bronny letzten Endes doch etwas höher vom Board als gedacht, weil sich irgendein Team in der 2. Runde lieber die minimale Chance auf den Vater sichern wird als einen etwas besseren Spieler, der es aber dennoch schwer haben würde. In den letzten Jahren haben Söhne früherer NBA- oder Basketballgrößen zudem meist besser abgeschnitten als gedacht.

Und da ist da noch der mächtige Berater Rich Paul von Klutch Sports, der gemeinsam mit Spezi LeBron die NBA erobert hat. Pauls Einfluss ist ein weiterer, schwer zu beziffernder Faktor in Bronnys Zukunft. Viele Workouts verschaffte er seinen Klienten nicht, außerdem hat er es auf einen voll garantierten Vertrag abgesehen. "Es gibt keine Abmachung, dass LeBron bei den Lakers bleibt, wenn sie Bronny an Position 55 draften. Wenn das so wäre, würde ich sie zwingen, ihn an 17. Stelle auszuwählen", verriet er kürzlich gegenüber ESPN.

Expliziert erwähnte er Minnesota (37. Pick), Dallas (58. Pick) und Toronto (31. Pick). Das wird er wohl nicht umsonst getan haben. Also gehen wir einfach mal davon aus, dass Bronny bei einem dieser drei Teams unterkommen wird.

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