Die Transaktionen: Es hat sich nicht viel getan in der Mile High City. Die Nuggets setzen vor allem auf Kontinuität. Im Draft durfte die Franchise aus Colorado gleich dreimal in der ersten Runde wählen und zog an No. 7 Shooting Guard Jamal Murray.
Mit den Picks 15 und 19 wurden noch der spanische Forward Juan Hernangomez und Shooting Guard Malik Beasley in den Kader geholt. Zweitrundenpick Petr Cornelie wird weiterhin in Frankreich spielen. Die Rechte an Daniel Hamilton, der an Position 56 gezogen wurde, liegen nun in Oklahoma City.
Ansonsten wurde der Kader größtenteils zusammengehalten. Lediglich D.J. Augustin und Joffrey Lauvergne verließen das Team. Der Backup-Point-Guard unterschrieb für vier Jahre in Orlando, Lauvergne wurde für zwei Zweitrundenpicks zu den Thunder verschachert. Gehalten wurden hingegen Darrell Arthur (3 Jahre, 23 Millionen Dollar) und Veteran Mike Miller (2 Jahre, 7 Millionen Dollar).
Zwischenzeitlich sorgte ein Angebot für Dwyane Wade für großes Staunen in der Liga. Der Shooting Guard zog nach eigener Aussage sogar einen Wechsel nach Denver in Betracht, entschied sich letztlich aber für seine Heimatstadt Chicago. Auch wenn es nicht klappte, es war zumindest mal ein Ausrufezeichen im Hinblick auf den Sommer 2017.
Die Strategie: Drei Jahre in Folge verfehlten die Nuggets die Playoffs deutlich. Platz 11, 12 und 11 im Westen klingt nach grauem Mittelmaß, aber es tut sich etwas am Fuß der Rocky Mountains. Mit Emmanuel Mudiay und Nikola Jokic besitzen die Goldklumpen einen guten jungen Kern, auf den sich aufbauen lässt. Mit Jusuf Nurkic steht ein weiterer talentierter Big Man bereit.
Vor allem im Backcourt dominiert das Motto "Jugend forscht". Mudiay wird auch in seiner zweiten Saison weiter dazulernen, muss er auch. Shooting Guard Gary Harris hat ebenfalls noch Luft nach oben, allerdings fällt er die ersten Wochen der Saison mit einem angerissenen Muskel in der Leistengegend aus. Rookie Murray dürfte daher direkt ins kalte Wasser geworfen werden, zudem soll er auch Minuten als Backup von Mudiay sehen.
An der Seite von erfahreneren Spielern wie Danilo Gallinari oder Wilson Chandler, der nach langer Verletzung zurückgekehrt ist, sollen die Jungspunde lernen und mit den Aufgaben weiter wachsen. Trotz aller Aufbauarbeit ist das Ziel klar: "Der Westen ist immer hart, aber ich denke, dass wir gute Chancen auf die Playoffs haben", erklärte General Manager Tim Connelly beim Media Day.
Das Gerüst der Mannschaft mit zahlreichen Rookie-Verträgen steht für die nächsten Spielzeiten. Das Management kann sich nun zwei Jahre die Fortschritte anschauen und die weitere Richtung der Franchise erörtern, sollten sich keine Spieler mit Star-Potenzial herauskristallisieren.
Gleichzeitig werden die Nuggets ein beliebter Trade-Partner sein. Veteranen wie Chandler, Jameer Nelson, Arthur oder Kenneth Faried, der schon öfter im Schaufenster stand, könnten einigen Contendern durchaus weiterhelfen. Idee und Entwicklung in Denver würde das nicht grundlegend verändern.
Außerdem stehen für den kommenden Sommer fast 60 Millionen Dollar an Cap Space zur Verfügung. Zwar waren die Nuggets zumeist kein Ziel für die ganz großen Fische im Free-Agent-Teich, doch die zahlreichen Superstars wollen ja nicht nur zu starken Teams, sondern auch bezahlt werden. Das Angebot an Wade hat zudem für Erstaunen beider Konkurrenz sowie den Spielern gesorgt und die Nuggets als Destination wieder in Erinnerung gerufen.
Die Schwachstellen: Nicht ohne Grund sollte der vermeintliche Heat-Lifer nach Colorado geholt werden. Zwar ist im Kader viel Potenzial vorhanden, doch fehlt dem Team ein echter Star und Go-to-Guy. Gallinari kann in engen Situationen sicherlich liefern und ist an guten Tagen auch mal für 25 Punkte gut, aber der Italiener ist einfach zu verletzungsanfällig. Auch Mudiay ist (noch) nicht in der Lage, ein Team zu tragen.
Was der Backcourt an Unerfahrenheit mitbringt, hat Nelson an Routine, doch der 34-Jährige hat seine besten Tage auch schon hinter sich. Trotz der Addition von Murray und Beasley sowie der Rückkehr von Wilson Chandler besitzen die Nuggets zu wenig Feuerkraft. In der Rolle als Sixth Man ging Will Barton auf, doch nun wird er erst einmal als Starter auf der Zwei gebraucht. Das schwächt die Bank enorm.
Größtes Problem in der vergangenen Saison war jedoch die Verteidigung (Platz 24 im Defensivrating). Es wird interessant zu sehen sein, ob Defensiv-Guru Mike Malone in dieser Saison die richtigen Anpassungen vornehmen kann. Priorität in der Trainingsarbeit soll derzeit die Rotation in der Defense und das Verteidigen gegen den Dreier genießen, was im Jahr zuvor eher suboptimal funktionierte (Platz 27 in der Liga).
Die Neuzugänge sind zwar nicht als defensive Stopper verschrien, doch vor allem Mudiay sollte am hinteren Ende des Feldes einen großen Sprung machen. Den wird er gegen die Point-Guard-Elite des Westens auch brauchen.
Der Hoffnungsträger: Heißt immer noch Emmanuel Kabeya Mudiay. Der 20-Jährige hat eine solide erste Saison abgeliefert und es ins All-Rookie Second Team geschafft, doch kleinere Verletzungen behinderten den kräftigen Guard ein wenig. Gegen Ende der Spielzeit deutete er aber an, dass er für höhere Aufgaben geeignet ist. Den Trend gilt es, zu bestätigen.
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Mangelndes Spacing und ausbaufähiges Spielverständnis machte es dem Kongolesen schwer, zu penetrieren. Zu häufig lief er sich noch unter dem Korb fest. Durch Murray und die Rückkehr von Wilson Chandler sollten mehr Freiräume entstehen - es ist an Mudiay, sie zu nutzen.
Auch Nikola Jokic sollte in diesem Jahr einen Sprung machen, nachdem er in rund 20 Minuten pro Partie bereits viele Facetten seines Spiels zeigen konnte. Vor allem die starke Fußarbeit und seine Range stimmen die Fans der Nuggets optimistisch. Wenn sein Impact auch mit mehr Spielzeit nicht abfällt, würde das Team extrem profitieren.
Selbst wenn der Serbe nicht in größerem Rahmen liefern kann, steht mit Nurkic der nächste europäische Big Man in den Startlöchern. Nach einer Saison mit vielen Verletzungsproblemen hofft er nun, endgültig den Durchbruch zu schaffen.
Das Fazit: Die Nuggets haben eine Offseason im Rahmen ihrer Möglichkeiten abgeliefert, auch wenn es vielleicht ein, zwei Rollenspieler mehr hätten sein können. Die Verpflichtung von Wade wäre natürlich ein Paukenschlag gewesen, auch im Hinblick auf die weitere Entwicklung der jungen Spieler.
Es blieb allerdings ein feuchter Traum von Connelly und so verfährt man in Denver weiter nach der Politik der kleinen Schritte. Das Konzept heißt: Organisches Wachstum mit einem Roster, das talentiert und vielversprechend daherkommt, wenn auch nicht auf einem Niveau wie beispielsweise die Minnesota Timberwolves.
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Dennoch fehlen weiterhin elitäre Verteidiger und gute Schützen. Da aber viele junge Spieler im Kader stehen, könnte der ein oder andere Trade das Team weiter verbessern. Sollte dies nicht geschehen, haben die Verantwortlichen im Sommer 2017 jede Menge Cap Space zur Verfügung, um diese Kaderlücken zu schließen.
Für die Playoffs wird es höchstwahrscheinlich nicht reichen, auch wenn sich die Verantwortlichen eine andere Marschroute vorgeben. Das Fundament für eine bessere Zukunft ist dennoch gelegt. Nun heißt es warten auf die nächste Free Agency. Bis dahin kann man in Denver die Entwicklung der jungen Spieler beobachten. Und vielleicht wird einer von ihnen sogar schneller zum Star als gedacht.
Note: 3