Grenzenlose Freude und willkommene Ablenkung vom immer noch problematischen Alltag: New Orleans erlebt durch die Super-Bowl-Teilnahme seines Football-Teams zurzeit ein Stimmungshoch und muss sich bei seinem früheren Bürgermeister Ray Nagin entschuldigen.
Das ehemalige Stadtoberhaupt hatte den Saints 2006 direkt nach der Katastrophe durch Wirbelsturm Katrina einen baldigen Einzug in die Super Bowl prophezeit und wurde damals dafür verspottet.
Nun ist der Traum in Erfüllung gegangen, und in der Südstaatenmetropole ist der Karneval frühzeitig ausgebrochen.
Spontane Parade nach Sieg über Vikings
Am vergangenen Sonntag stürmten nach dem 31:28-Erfolg der Saints über Quarterbackstar Brett Favre und dessen Minnesota Vikings Hunderttausende die berühmte Bourbon Street und initiierten dort eine spontane Parade.
"When the Saints go marching in" tönte es aus Dutzenden Kneipen, die nach ersten Umfragen das Fünffache des normalen Alkoholverzehrs verbuchten.
"Die Leute sehen plötzlich, was passieren kann, wenn man zusammenhält und als Team auftritt", sagte der stellvertretende Gouverneur des Bundesstaates Louisiana, Mitch Landrieu.
Dem Abgeordneten der Demokratischen Partei kommt der Endspiel-Trip der "Engel" nach Miami allerdings nicht gelegen. Landrieu ist einer von zwei Bewerbern der einen Tag nach der Super Bowl (7. Februar) anstehenden Bürgermeister-Wahl.
Seit die Saints die Schlagzeilen beherrschen, schert sich im tiefen Süden der USA kaum noch jemand um Politik.
Einkaufstüten statt Jubelarien
Ein Blick auf die Vergangenheit des Vereins erklärt warum. Noch vor wenigen Jahren waren die Saints bestenfalls für einen unterhaltsamen Schmankerl bekannt.
Frustrierte Fans stülpten sich bei Heimspielen wegen der mageren Leistungen der Schwarz-Goldenen braune Einkaufstüten über den Kopf, um das Elend nicht mitansehen zu müssen. Heute haben sich die Zeiten geändert.
In Quarterback Drew Brees und Running Back Reggie Bush besitzt der Club zwei Superstars, mit denen sich die Fans identifizieren.
Heimspielstätte steht als Symbol für Aufbruch
Mehr als einmal wurden die beiden in ihrer Freizeit in den Slums der Stadt gesichtet, um beim unerklärlicherweise immer noch nicht abgeschlossenen Wiederaufbau zu helfen. Ihre Heimspielstätte steht dabei als Symbol für den Aufbruch.
Der Super Dome hatte damals Tausende von Obdachlosen beherbergt. Heute spielt dort jener Club, der wie Phoenix aus der Asche aufstieg.
"Believe" - die Aufforderung zum Glauben - steht seit Wochenmitte auf einem Banner über den Eingangstoren der Arena.
Der Spruch verdeutlicht den Glauben an die erste Meisterschaft in der 42-jährigen Vereinsgeschichte und an das Ende des vierjährigen Albtraums einer Stadt.